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Kritik an Beiträgen Sollte man seine Kids im Netz zeigen? Influencerinnen über das Geschäft mit Kindern auf Instagram

Sehen Sie im Video: "Kinder sind ein Faktor für Klicks" – Mamablogger über das Geschäft mit Kindern in sozialen Netzwerken.








Ich weiß, in welche Schule die gehen. Ich weiß, in welche Klasse die, also in welche Stufe sie gehen, wie sie heißen, was das Geburtsdatum ist.
Ich versuche einfach gar nicht, so einen Hype um mein Kind zu kreieren. 
Und es ist wahrscheinlich auch oft nicht so erfolgreich, weil eben diese Kinder auch ein großer Faktor sind für Klicks, für Aufmerksamkeit, weil Menschen eben gerne Kinder angucken. 
Sarah Harrison, MamiSeelen oder Isabelle. Unzählige Mama blogger tummeln sich in den sozialen Medien. Sie teilen lustige, spannende, aber auch chaotische und intime Momente aus dem Alltag mit ihren Kindern. Diese werden medial dokumentiert, vom Aufstehen über das Zähneputzen bis hin zum Schlafengehen. Und das völlig unzensiert. Es gibt aber auch Mamablogger, die einzig und alleine ihren Alltag schildern, ohne die Kinder dabei öffentlich zu zeigen. Was spricht dagegen, seine Kinder in den sozialen Netzwerken zu zeigen? Welche Gefahren verbergen sich hinter den Postings? Und sollte die Entscheidung ganz allein bei den Eltern liegen? Ich habe mit Alicia Joe und Mirella gesprochen. Beide sind seit vielen Jahren auf Social Media Plattformen aktiv und haben eine klare Meinung zu dem Thema. Alicia ist Youtuberin und Autorin. In ihren Videos kritisiert sie unter anderem Mama- und Familienblogger, die ihre Kinder auf Instagram und Co unzensiert zeigen.
Grundsätzlich finde ich nicht mal, dass das jetzt irgendwie ein verwerflicher Beruf ist, weil an sich das Thema als Mutter zu bloggen kann ja auch anderen Müttern helfen. Also dieser Aspekt sich austauschen zu können unter Videos zu diversen Themen des Mamas-Daseins. Ich finde es immer nur sehr, sehr kritisch, wenn die Kinder mit reingezogen werden, weil man kann diesen Beruf oder dieses Blogging auch ausüben, ohne dass man das Gesicht des Kindes zeigt, den Namen des Kindes erwähnt und irgendwelche Details zu Wohnort, Schule usw preisgibt. 
Mirella, Youtuberin, Autorin und Unternehmerin, hat vor zwei Jahren eine Tochter bekommen. Dennoch erfährt man nur selten etwas über ihre kleine Familie. Denn die Influencerin hat sich dazu entschieden, ihr Privatleben nicht mit der Öffentlichkeit zu teilen.
Ich habe mir da gewisse Grenzen gesetzt, über die ich auch ganz froh bin, dass ich zum Beispiel eben nicht das Kind zeige. Ich habe auch nicht den Namen meines Kindes publik gemacht und bin eigentlich sehr froh darüber, weil das ist ja so, das Internet vergisst nie. Man muss sich schon überlegen, eine Info die man rausgibt ist sehr sehr schwer wieder reinzuholen oder unbekannt zu machen. Deswegen halte ich mich da so bedeckt oder möchte das auch so privat halten. Einfach weil meine Tochter ja auch ein Recht auf Privatsphäre hat und auch Persönlichkeitsrechte hat, auch wenn sie noch sehr klein ist.
Das Teilen von Inhalten im Netz ist eine persönliche Entscheidung, die jede Mamabloggerin für sich trifft. Doch liegt nicht genau hierbei das Problem. Viele Influencer treffen diese Entscheidung ohne das Einverständnis ihrer Kinder. 
So ein Baby kann niemals sagen, ob das okay ist oder nicht. Aber vielleicht auch, wenn es dann irgendwann 18 ist, das kann sagen ja, Mama, ich fand das nicht cool, dass du diese Bilder von mir gepostet hast, als kleines Kind in der Badewanne und theoretisch sogar auch noch später dagegen vorgehen. In dem Fall sind es ja eben Kinder, die noch nicht mal selbst entschieden haben, dass sie diese Bilder von sich veröffentlichen, sondern die Eltern haben die Bilder für die Kinder veröffentlicht und denen kann das dann noch, wenn sie 18 sind, irgendwie hinterher hängen, dass sie eben da Bilder im Darknet haben von sich, wo andere Menschen sich dran erfreuen.
Also ich glaube das ist einfach Teil des Elternseins, dass man Entscheidungen für ein Kind treffen muss bis zu einem gewissen Alter natürlich mit weiß ja nicht, da kann ein Kind ganz anders sagen, ja, ich möchte jetzt, dass ein Foto gepostet wird, als wenn es halt ein Jahr alt ist und das noch gar nicht versteht. 
In den Nutzungsbedingungen von Instagram gibt es einen klaren Hinweis, der auf die Veröffentlichung von Inhalten anderer Personen hinweist. Hierbei heißt es, du darfst nicht ohne Erlaubnis private oder vertrauliche Informationen einer anderen Person posten oder etwas tun, das die Rechte einer anderen Person verletzt, einschließlich geistiger Eigentumsrechte. Die öffentlich geteilten Bilder, Videos und Informationen können von Dritten ohne Probleme heruntergeladen und verbreitet werden und landen schlimmstenfalls im Darknet.
Also da gibt es teilweise Foren, wo richtig nach Kindern sortiert ist, nach Alter sortiert ist auch Celebrity. Kinder sind da sehr, sehr beliebt, haben teilweise eigene Foren, wo dann ja Bilder gepostet werden und auch Kommentare drunter stehen, die auf jeden Fall strafrechtlich relevant sind. 
Was viele nicht wissen Inhalte, die auf der Plattform Instagram geteilt werden, dürfen von der App laut den Nutzungsbedingungen verbreitet, modifiziert, kopiert, öffentlich vorgeführt, angezeigt und übersetzt werden. Somit stehen auch die Bilder und Videos der Mama Blogger der Öffentlichkeit zur Verwendung frei. 
Große Thema ist ja, was man ins Internet stellt, das kriegt man einfach schwer wieder raus. Und es muss ja auch nicht immer ein nacktes Foto sein, was? Ja, bei Kindern macht man auch immer mal, dass die sind im Pool und das erste Mal schwimmt die da. Keine Ahnung. Solche Sachen, die billigen natürlich die Gefahr, dass es pädophile Menschen gibt, die diese missbrauchen, diese Fotos. Also ich glaub zum einen natürlich, so krasse Sachen wie Missbrauch der Fotos, aber zum anderen auch einfach emotionales Unwohlsein, was ja auch total wichtig ist und was ja auch total schwierig ist, wenn es Unwohlsein ist und was ja dann auch psychische Probleme glaube ich langfristig mit sich bringen könnte.
Einige Mamablogger haben einen Mittelweg gewählt. Sie zeigen ihre Kinder entweder nur von hinten oder legen einen Sticker über deren Gesicht. Doch ist dies der richtige Weg um die Kinder zu schützen?
Ich persönlich zeige mein Kind manchmal von hinten, manchmal mit einem Smiley oder so drauf, aber eher selten. Ich versuch einfach gar nicht, so einen Hype um mein Kind zu kreieren. Gleiches gilt ja zum Beispiel auch für den Namen. Ich habe den eben nicht öffentlich gemacht.
Es macht dann keinen Unterschied mehr, wenn es trotzdem drastische Bilder sind. Also wenn man jetzt sein Kind irgendwie nackt in der Badewanne fotografiert und dann einfach nur ein Sticker übers Gesicht macht oder das Gesicht verpixelt, dann macht das keinen Unterschied. Aber natürlich. Ich weiß auch, dass man als Mama gerne irgendwie sein Kind auch mal teilen möchte und der Welt zeigen will. Und natürlich ist es dann eine bessere Option zu sagen Ja, ich schaue, dass mein Kind nicht frontal in die Kamera guckt oder machen Sticker übers Gesicht. 
Durch das Teilen der Fotos und Videos erstellen die Eltern den ersten digitalen Fußabdruck ihrer Kinder und das wahrscheinlich oft unbewusst.
Ich habe von einer Familien Bloggerin, die ich ein bisschen intensiver verfolgt habe, die Kinder so ein bisschen wirklich genau orten können. Also ich weiß in welche Schule die gehen, ich weiß, in welche Klasse die, also in welche Stufe sie gehen, wie sie heißen, was das Geburtsdatum ist. Ich weiß auch alles über die Eltern, das heißt, wenn ich wollte, rein hypothetisch, könnte ich da einfach mein Auto vorfahren und sagen Hey, deine Mama macht doch heute XY und ich bin hier, weil deine Mama nicht dich abholen kann. Also es gibt so viele Gefahren, auch im realen Leben, wenn man so viele Informationen über ein Kind einfach offen zugänglich bekommt, dass ich das ja teilweise wirklich sehr fahrlässig finde, wie mit den Informationen umgegangen wird. [
Häufig werden die Kinder auch für Werbezwecke genutzt, sei es für das neueste Kinderspielzeug, Schule, Artikel oder nachhaltige Windeln. Hierbei werden die Kinder mit den Produkten abgelichtet.
Grundsätzlich verstehe ich erst mal nicht, warum es überhaupt gemacht werden muss. Natürlich ist es glaube ich für manche Produkte irgendwie einfacher, also gerade für Kinderspielzeug die eigenen Kinder werben zu lassen. Für mich ist es definitiv definitiv eine Art von Kinderarbeit, weil Kinderarbeit ist noch nicht mal, dass dafür Geldbeträge fließen müssen, sondern das ist einfach ein Auftrag. 
Und da sehe ich diese, diese Schwierigkeit, dass wenn man Content kreiert, muss halt manchmal was auf Knopfdruck funktionieren und das kann ich als erwachsene Person besser einschätzen. Kann ich das jetzt machen? Ist mir das zu viel? Muss ich das verschieben, falls ich da die Zähne zusammen weiß? Es irgendwie auch mein Job und nicht immer alles ist. Blumenfeld Nur ein bisschen. Aber für ein Kind finde ich das einfach schwierig, dass man da erwartet, dass es einfach perfekt für eine Kamera funktioniert. 
Mit Sicherheit macht es einen Unterschied, ob man sein Kind komplett durch kommerzialisiert und das jeden zweiten Tag für irgendwelche Produkte posieren lässt und irgendwelche Videos machen lässt, die dann am Ende die ganze Familie ernähren. Und so ist es in einigen Fällen auch bei deutschen Familien, Bloggern und bei deutschen Kinder Influencern. Eine ganze Familie von lebt und ihren Lebensalltag bestreitet. 
Besonders die rechtliche Lage, die sich rund um die Privatsphäre und den Schutz von Kindern im Netz kümmert, spielt eine wichtige Rolle Identitätsdiebstahl, Kinderpornografie oder Mobbing? Das Teilen der Inhalte kann weitreichende Konsequenzen haben. Mit der Veröffentlichung eines Bildes ohne Einwilligung der abgebildeten Personen werden zudem gleichzeitig zwei Persönlichkeitsrechte verletzt das Recht am eigenen Bild und das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Wie soll ein Kindergartenkind jedoch entscheiden, ob ein Bild von ihm im Netz veröffentlicht wird? Eltern fungieren als gesetzliche Vertreter und übernehmen diese Entscheidung. Das Verhalten der Kinder kann bereits in frühen Jahren beeinflusst werden. 
Ich frag mich da immer, ob die mit diesem Bewusstsein also wenn du ja auch nur dieses eine Leben kennst, wenn du es nur kennst, dass die Leute, dass seine Eltern dich filmen und dass das alles so öffentlich gemacht wird. Also wie muss es für ihn sein? Bzw. Natürlich durch Freundinnen. Kennen die ja auch so, bei denen wird nicht die ganze Zeit gefilmt. Warum ist es bei mir so? Also ich glaube das ist total schwierig für Kinder einzuordnen und er ist auf der anderen Seite ja auch natürlich dann so ein monetärer Aspekt einfach da ist, dass das ja teilweise die Lebensgrundlage für manche Familien ist, also dass es vielleicht das Einkommen geworden ist, solchen Content zu produzieren und dadurch natürlich der Druck auch nicht unbedingt weniger wird, dass man ja auch so ein bisschen die Wahl hat, sondern ja so ein bisschen funktionieren muss. 
Und dann ist es natürlich auch immer so eine Dynamik, die da in der Familie entsteht, wenn die Eltern die eigenen Arbeitgeber werden. Also wenn die Mama dann mit der Kamera kommt und man nicht gut drauf ist und die Mama dann am Ende böse ist, dann ist das so eine. Also noch nicht mal, dass die vielleicht böse ist, sondern einfach nur enttäuscht, dass du jetzt gerade in dem Moment nicht in dem Video mitspielen wolltest, dann ist das so eine Sache, die sich, glaube ich, über die Jahre und Monate zu einer sehr komischen Dynamik entwickeln kann, wenn es Belohnung dafür gibt, wenn man sich gut in den Videos präsentiert. 
In der Vergangenheit sorgten einige Schlagzeilen und Kampagnen in den Medien für Aufsehen. So startete eine Online Kampagne des Deutschen Kinderhilfswerks unter dem Hashtag Erst denken, dann posten. So wie die Kampagne Dein Kind auch nicht. Der Bloggerin Toya Diebe. Fehlt es vielen Mamabloggern trotzdem an der nötigen Medienkompetenz? 
Also eigentlich, wenn man sich mal so ein bisschen umguckt, würde ich schon sagen, dass viel drüber gesprochen wird und eigentlich die Aufklärung schon da ist, wenn man halt danach auch ein bisschen sucht. Also man kennt es ja, wenn man etwas googelt und es so googelt, dass man eigentlich nur die Ergebnisse bekommt, die einen eigenen Standpunkt so ein bisschen untermauern. Das ist halt so ein bisschen schwierig. Ich glaube, man muss da schon auch selber so ein bisschen hinterfragen und auch sich mal trauen, die Gegenstimmen anzuhören und zu überlegen Ist da was dran? Und vielleicht es kann unbequem sein, weil es ja dann natürlich auch so ein bisschen manchmal die Lebensgrundlage angreift, den Content, der so gut funktioniert, den eben, weil sie nicht schwierig macht. Deswegen Es ist natürlich einfacher, da die Scheuklappen absetzen zu sagen, nee, ich hab das schon immer so gemacht und ich mache es weiterhin so.
Ich glaube auch, dass wahrscheinlich auch viele Eltern das kennen, dass man einfach stolz auf die eigenen Kinder ist und die gerne präsentieren möchte und vielleicht auch gar nicht diese Medienkompetenz hat. Weil wer bringt einem Medienkompetenz bei? Irgendwie. Das lernt man nicht in der Schule. Wir sind alle so ein bisschen die erste Versuchs Gruppe, die da mit Social Media in Kontakt gekommen ist und wissen nicht so richtig was da passiert und lernen erst jetzt, was vielleicht die Konsequenzen davon sind.
Auch mit Mamabloggern, die ihre Kinder auf Instagram öffentlich zeigen, hätten wir gerne gesprochen, um ihre Perspektive zu zeigen. Leider sind diese Interviews nicht zustande gekommen. Es ist ein komplizierter Balanceakt zwischen dem Recht der Eltern, frei zu entscheiden, welche Inhalte und Informationen sie teilen möchten und dem Recht auf Privatsphäre und dem Schutz der Kinder. 
Ich würde einfach sagen, dass Eltern generell einfach nur einfach darauf aufmerksam gemacht werden sollten und auch selbst aufmerksam sind, was sie genau von ihren Kindern teilen. Weil das passiert schnell, dass man gar nicht drüber nachdenkt, was man da eigentlich schreibt, wenn man das Geburtsdatum veröffentlicht, wenn man den Namen veröffentlicht. 
Wie gehe ich damit um? Auf der einen Seite sage ich Ihr solltet eure Kinder nicht im Internet posten. Auf der anderen Seite sage ich Ja, aber Kinder sind ja Teil und lasst uns auch darüber sprechen. Und warum sollen wir die da ausradieren? Deswegen ist es so, das ist so super schwierig, da so eine Balance zu finden. Aber ich glaube, es ist dann auch wirklich nie zu spät zu sagen Jetzt ziehe ich die Reißleine. Kinder verändern sich ja auch total. Also. Das Kind sieht ja ganz aus wie ein 4-jährige. Die 4-jährige Version davon. Deswegen kann man sagen Ich zeige jetzt nur noch den ersten Buchstaben, oder ich zeige jetzt mein Kind doch nicht mehr. Ich glaube, dafür ist es nie zu spät.

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In den sozialen Netzwerken gibt es unzählige Mamablogger, die den Alltag ihrer Familie teilen. Besonders die Kinder stehen hierbei häufig im Mittelpunkt. Doch sollten Kinderbilder öffentlich im Netz geteilt werden? Der stern hat mit den Influencerinnen Mirella und Alicia Joe über Vorteile und Gefahren von Kindern im Netz gesprochen.

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