Es ist das erste Interview, das Hans-Dieter Cleven seit Bekanntwerden der Schuldenkrise von Boris Becker gibt. Der Schweizer und die Tennis-Legende waren einst Geschäftspartner. Sie gründeten zusammen Firmen und eine Stiftung. Außerdem gewährte Cleven Becker über Jahre immer weitere Darlehen, die Summe wuchs auf über 37 Millionen Euro an. Jetzt erhebt Cleven schwere Vorwürfe gegen Becker.
"Er hat mich mehrfach enttäuscht und mein Vertrauen verloren", erklärt Cleven der "Bild"-Zeitung. Demnach habe Becker Zusagen nicht eingehalten. "Entscheiden Sie, wie man ein solches Geschäftsgebaren nennt", sagt Cleven. Das Interview gibt tiefe Einblicke in die Finanzgeschäfte des Boris Becker und die Geldsorgen, die den jüngsten Wimbledon-Sieger aller Zeiten schon zum Ende seiner Tenniskarriere beschäftigten.
Boris Becker hinterlegte alle privaten Vermögenswerte
Demnach gewährte Cleven ihm bereits 2001 einen Kredit in Höhe von 2,5 Millionen D-Mark. "Dass es schon damals Probleme gab, habe ich gespürt", behauptet Cleven, der seinerzeit Finanzchef der milliardenschweren Metro-Gruppe war. 2003 sei es Becker zwar gelungen, einen Teil des Darlehens zu tilgen, doch um seine Steuerschulden zu bezahlen, benötigte der Tennisheld einen neuen Millionen-Kredit.

Für den ständig wachsenden Liquiditätsbedarf hinterlegte Becker offenbar nicht nur seine Autohäuser und die Finca auf Mallorca als Sicherheit, sondern auch das Haus in Leimen, in dem seine Mutter Elvira wohnt. Auch die Wohnung in London, die Angela Ermakova und seiner Tochter Anna zur Verfügung steht, stand nach Angaben Clevens auf der Liste. Kurz: alle privaten Vermögenswerte.
Cleven glaubte an Becker, jetzt will er sein Geld zurück
Trotzdem gewährte Cleven Becker immer weitere Darlehen oder Kreditaufstockungen. "Zwischendurch wurde ja auch immer mal wieder Geld zurückgezahlt", begründet Cleven seine Geberlaune. Ob er damals daran geglaubt habe, dass Becker seine Schulden jemals zurückzahlen könne? "Ich habe geglaubt, dass wir eines Tages eine Lösung finden werden", sagt Cleven.
Inzwischen scheint er davon nicht mehr überzeugt zu sein. Beim Kantonsgericht im schweizerischen Zug legte Cleven eine Klage auf Rückzahlung seiner Millionen ein. "Es ist unbestritten, dass der Kläger dem Beklagten ab 2001 diverse Darlehen gewährte und sich die Darlehensschuld des Beklagten auf CHF 41 774 236,65 per 31. Dezember 2014 beläuft", stellte das Gericht in seinem Urteil fest. Die Rückzahlung sei wegen der fehlenden Kündigung aber nicht fällig, heißt es in dem Urteil. Cleven hat dagegen Berufung eingelegt und will die Darlehen "jetzt vorsorglich nochmals formell kündigen."
Becker behauptet nach wie vor, alle ausstehenden Forderungen begleichen zu können. Der "Süddeutschen Zeitung" sagte er Ende Juni, er sei "weder zahlungsunfähig noch pleite".
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