Es ist seit Jahrzehnten eines der größten Events der Tennis-Welt: Wenn in Wimbledon das gleichnamige Turnier stattfindet, herrscht im Londoner Stadtteil der Ausnahmezustand. Einer seiner größten Stars muss das Turnier dieses Jahr das erste Mal hinter Gittern verfolgen. Doch Boris Becker bekam von den ehemaligen Kollegen einen herzerwärmenden Gruss.
Während der Live-Berichterstattung der "BBC" richteten sich die Kommentatoren Sue Barker und John McEnroe direkt an den im April zu zwei Jahren Gefängnis verurteilten Becker. "Boris, wir lieben dich. Wir vermissen dich, Mann", erklärte McEnroe. Der siebenmalige Grand-Slam-Sieger berichtet das erste Mal von dem Turnier, löste damit Becker ab. Barker, ebenfalls langjährige Spielerin, pflichtete ihm bei. "Das tun wir ganz sicher, du sagst es." Becker hatte letztes Jahr gemeinsam mit Barker das Turnier kommentiert. Für sie ist es das letzte Turnier: Nach 30 Jahren Wimbledon will sie nach diesem Jahr aufhören.
Gemischte Reaktion
Bei den Zuschauern wurde die Sympathie-Bekundung sehr unterschiedlich wahrgenommen. Man sende Grüße an "einen verurteilten Kriminellen" erbosten sich einige Zuschauer nach Angaben des "Guardian". Viele andere begrüßten die klare Aussage der Kommentatoren und erklärten, Becker ebenfalls als Teil der Berichterstattung zu vermissen.
McEnroe wollte die Kritik der Zuschauer gegenüber dem "Guardian" nicht kommentieren. Er hatte vor einigen Tagen bekundet, er finde Beckers Inhaftierung als "grauenhaft". "Boris ist ein Freund von mir", stellte er klar. "Ich fühle mich schrecklich. Er ist einer der besten Spieler, die dieses Spiel je hatte. Und ich weiss, wie viel es ihm bedeutet hat." Er wolle Becker im Gefängnis besuchen, wenn das möglich sei.
Zellen, kleiner als manche Besenkammer: So sieht das Gefängnis aus, in dem Boris Becker zeitweise einsaß

Becker war im April nach einem mehrmonatigen Prozess für schuldig befunden worden, im Rahmen seines Insolvenzverfahrens Vermögen wie Immobilien, Konten und Trophäen verheimlicht zu haben. Becker hatte die Schuld von sich gewiesen, er habe sich auf seine Berater verlassen. Die Geschworenen sahen das anders: Becker wurde in vier von 24 Anklagepunkten schuldig gesprochen und zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt.
Quellen: BBC, Guardian