Boris Becker ist frei. Die Tennis-Legende darf nach 230 Tagen im englischen Gefängnis Weihnachten in Deutschland verbringen. Ursprünglich war der Leimener im April von einem Londoner Gericht zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Er profitierte jedoch von einer Sonderregel, wonach ausländische Häftlinge in Großbritannien bereits ein Jahr früher als gewöhnlich entlassen und abgeschoben werden können.
Eine Jury des Londoner Southwark Crown Court hatte den deutschen Ex-Tennisstar Boris Becker in vier von 24 Anklagepunkten für schuldig befunden. Die Geschworenen sahen es als erwiesen an, dass Becker seinem Insolvenzverwalter Mark Ford entscheidende Teile seines Vermögens vorenthalten habe.
Es ging um eine Immobilie in Deutschland – Beckers Elternhaus in Leimen, in dem aktuell seine 87-jährige Mutter Elvira lebt – Aktienanteile an einer Technologie-Firma und einen Bankkredit in Höhe von 825.000 Euro. Außerdem soll Becker auf die Konten seiner Ex-Frauen Barbara und Lilly Becker große Summen überwiesen haben. Insgesamt sei die Summe von 426.930 Euro in Form von neun verschiedenen Überweisungen getätigt worden.
Seine Strafe saß Becker in zwei verschiedenen Gefängnissen ab. Vier Wochen lang war er im Wandsworth Prison im Südwesten Londons untergebracht. Das Gefängnis ist eines der größten des Landes und wurde im 19. Jahrhundert gebaut. 2010 erzählte Wikileaks-Gründer Julian Assange der spanischen Zeitung "El Pais" von seiner Zeit dort und erinnerte sich an schaurige Details. "Dort gab es verrückte Pädophile, die die ganze Nacht immerzu lauthals von ihren Verbrechen erzählt haben. Man hörte ihre Rufe die ganze Nacht hindurch", sagte er. Auch Schriftsteller Oscar Wilde sowie Kate Moss' Ex-Partner und Musiker Peter Doherty saßen hier bereits ein.
Erst kürzlich nannten Insassen das Gefängnis "bröckelnd, überfüllt und von Ungeziefern befallen". Bei einer Befragung gab ein Großteil der Insassen an, zu selten draußen an der frischen Luft sein zu dürfen. "Die Infrastruktur des Gefängnisses war stark renovierungsbedürftig: Zellen und Gänge waren oft schäbig, einige der Duschen waren schrecklich und die Außenbereiche waren mit Müll übersät", erklärte Chefinspektor Charlie Taylor kürzlich. Es gebe ein großes Problem mit "Ratten, Mäusen und Tauben". Auch die Gewaltvorfälle hätten sich in der vergangenen Zeit gemehrt.
Die Zellen im Gefängnis sind 6,5-Quadratmeter klein und der ehemalige Raum für Hinrichtungen ist heute der Speisesaal für Angestellte.