Arcade Fire: Feist verlässt Tour wegen Vorwürfen gegen Win Butler
Vorwurf: Sexuelles FehlverhaltenSängerin Feist verlässt Tour mit Arcade Fire wegen Vorwürfen gegen Frontmann Win Butler
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Arcade-Fire-Frontmann Win Butler wird des sexuellen Fehlverhaltens beschuldigt. Der US-Sänger entgegnet, dass alles einvernehmlich war. Nun will die Sängerin Feist die gemeinsame Tour wegen der Vorwürfe nicht fortsetzen.
Arcade-Fire-Frontmann Win Butler wurde laut einem ausführlichen Bericht von "Pitchfork" aus der vergangenen Woche von vier Personen des sexuellen Fehlverhaltens beschuldigt. Drei Frauen behaupten, dass die Begegnungen "angesichts des Altersunterschieds, der Machtdynamik und des Kontexts, in dem sie stattfanden, unangemessen waren", während eine vierte nichtbinäre Person behauptet, dass Butler sie im Jahr 2015 zweimal sexuell angegriffen hat.
Der 42-jährige US-Musiker, der die erfolgreiche Band Arcade Fire ("The Suburbs") 2001 zusammen mit der kanadischen Musikerin Régine Chassagne – heute auch seine Ehefrau – gründete, hat die Begegnungen zugegeben. Über einen Sprecher lässt er aber erklären, dass sie einvernehmlich waren.
Feist verlässt gemeinsame Tour mit Arcade Fire
Die Sängerin Feist verkündete nun über Instagram in einem langen Post, die gemeinsame Tour mit der Band wegen der Vorwürfe nicht fortzusetzen. Darin zeigt sie sich solidarisch mit Betroffenen sexueller Übergriffe: "Meine Erfahrungen sind die gleichen wie die der vielen Menschen, mit denen ich seit dem Bekanntwerden der Nachricht am Samstag gesprochen habe, und die der vielen Fremden, die ich vielleicht nur mit diesem Brief oder gar nicht erreichen kann. Wir alle haben eine Geschichte innerhalb eines Spektrums, das von grundlegender toxischer Männlichkeit über allgegenwärtige Frauenfeindlichkeit bis hin zu physischen, psychologischen, emotionalen oder sexuellen Übergriffen reicht", zitierte der "Musikexpress" ihren Post.
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Gleichzeitig legte Feist offen, dass ihr die Entscheidung nicht leichtgefallen sei und sie Unsicherheit im Umgang mit der Situation empfinde. Sie sei sich aber sicher, dass es der beste Weg sei, sich von der Tour zu distanzieren –nicht von der Konversation um die Vorwürfe als solches, betonte sie. Diese sei größer als sie selbst, ihre Songs und jede Rock and Roll-Tour. Laut des "Musikexpress" habe Arcade Fire Verständnis für die Absage der Sängerin gezeigt und verkündet, man respektiere ihre Entscheidung.
Begegnungen des Arcade Fire-Frontmannes fanden zwischen 2016 und 2020 statt
Die drei Frauen, die alle begeisterte Fans von Arcade Fire waren, sagen, dass sie "das Gefühl hatten, dass ihre sexuellen Interaktionen mit Butler angesichts des Altersunterschieds, der Machtdynamik und des Kontextes, in dem sie stattfanden, unangemessen waren". Sie sagen, die Interaktionen begannen, als sie zwischen 18 und 23 Jahre alt waren, und fanden in sich überschneidenden Zeiträumen von 2016 bis 2020 statt, als er zwischen 36 und 39 war.
Die vierte Person behauptet, dass Butler sie 2015 zweimal sexuell angegriffen hat, als sie 21 und er 34 war: Einmal, als sie zusammen in einem Auto gefahren seien, und ein weiteres Mal, nachdem Butler angeblich in ihrer Wohnung aufgetaucht war, obwohl sie ihn per Textnachricht aufgefordert hatte, dies nicht zu tun.
"Pitchfork" hat laut eigenen Angaben Screenshots von Text- und Instagram-Nachrichten zwischen den vier Personen und Butler eingesehen und Freunde und Familienmitglieder befragt, die sich daran erinnern, von den angeblichen Vorfällen erfahren zu haben.
Win Butler: "Ich liebe Régine von ganzem Herzen"
Butler, der sich über die Krisenmanagerin Risa Heller äußerte, gab zu, mit jeder der vier Personen sexuelle Kontakte gehabt zu haben, behauptete aber auch, dass diese einvernehmlich waren und nicht von ihm initiiert wurden.
"Ich liebe Régine von ganzem Herzen", beginnt sein Statement. Und weiter: "Wir sind seit zwanzig Jahren zusammen, sie ist meine Partnerin in der Musik und im Leben, meine Seelenverwandte und ich bin glücklich und dankbar, sie an meiner Seite zu haben. Aber manchmal war es schwierig, den Spagat zu schaffen, der Vater, Ehemann und Bandkollege zu sein, der ich sein wollte. Heute möchte ich reinen Tisch machen und über mein Leben, mein schlechtes Urteilsvermögen und die Fehler, die ich gemacht habe, sprechen. Ich habe einvernehmliche Beziehungen außerhalb meiner Ehe gehabt", gibt Butler zu.
"Es fällt mir nicht leicht, das zu sagen, und das Schwierigste, was ich je getan habe, ist, dies mit meinem Sohn zu teilen. Die meisten dieser Beziehungen waren von kurzer Dauer, und meine Frau wusste das – unsere Ehe war in der Vergangenheit unkonventioneller als andere", so Butler weiter. Er habe Menschen bei Konzerten oder via Social Media kontaktiert und Nachrichten geschrieben, auf die er nicht stolz sei. "Am wichtigsten ist jedoch, dass jede einzelne dieser Interaktionen auf Gegenseitigkeit beruhte und immer zwischen einwilligenden Erwachsenen stattfand. Es ist einfach falsch, wenn jemand etwas anderes behauptet. Ich habe nie eine Frau gegen ihren Willen berührt." Jede anderslautende Anschuldigung weise er vehement zurück.
Und dann entschuldigt er sich: "Ich sage euch allen, meinen Freunden, meiner Familie, jedem, den ich verletzt habe, und den Menschen, die meine Musik lieben und von diesem Bericht schockiert und enttäuscht sind: Es tut mir leid." Er werde nach vorne schauen und aus der Vergangenheit lernen. "Ich kann es besser machen und ich werde es besser machen."
Achtung, jugendgefährdend: Diese Musiker und Bands landeten in Deutschland auf dem Index
Rammstein
Die Band um Till Lindemann liebt nichts mehr als die Provokation, dass ihr Album "Liebe ist für alle da" auf dem Index landete, passte Rammstein dann aber doch nicht ins Konzept. Es ging um den Song "Ich tu dir weh", in dem zu SM-Praktiken aufgerufen wird. Die Band klagte, nach sieben Monaten wurde das Album von der Indizierungsliste gestrichen. Später bekamen Rammstein 15.000 Euro Schadensersatz vom Staat.
Seine Frau verteidigt ihn: "Er ist ein guter Mensch"
Die Sprecher stellten auch eine schriftliche Erklärung von Chassagne zur Verfügung, in der Butlers Sichtweise unterstützt wird. "Win ist mein Seelenverwandter, mein Songwriting-Partner, mein Ehemann, der Vater meines wunderbaren Jungen. Er ist seit 20 Jahren mein Partner im Leben und in der Musik", schreibt die 46-Jährige.
Bei all der Liebe in ihrem Leben habe sie aber auch miterlebt, wie sehr er gelitten habe. "Ich habe ihm beigestanden, weil ich weiß, dass er ein guter Mensch ist, dem diese Welt, unsere Band, seine Fans, Freunde und unsere Familie am Herzen liegen", so Chassagne weiter. Sie kenne ihn schon aus Studentenzeiten. "Ich weiß, was in seinem Herzen vorgeht, und ich weiß, dass er nie eine Frau ohne ihre Zustimmung berührt hat und auch nie berühren würde", verteidigt sie ihren Mann.
"Er ist vom Weg abgekommen und hat wieder zu sich gefunden. Ich liebe ihn und ich liebe das Leben, das wir gemeinsam aufgebaut haben", erklärt die Sängerin. Win Butler und Régine Chassagne sind seit 2003 verheiratet und seit 2013 Eltern eines Sohnes.