Sollte der Kindesmissbrauchsprozess gegen Michael Jackson mit einem Schuldspruch enden, muss der Popstar sein Anwesen Neverland verlassen und sich an eine neue Umgebung gewöhnen: das Staatsgefängnis Corcoran. Zwar ist die Haftanstalt nicht glamourös, bietet mit einer gesonderten Einheit für gefährdete Gefangene jedoch Schutz vor Übergriffen. Zu den Bewohnern der knapp zehn Quadratmeter großen Zellen gehören Charles Manson und Juan Corona, der in den 70er Jahren 25 Einwanderer tötete. Auch Sirhan Sirhan, der 1968 Robert F. Kennedy ermordete, war vorübergehend dort untergebracht.
Sicher unter Verbrechern
Unter den Häftlingen gilt die Einheit als sicher und als wahre Oase im staatlichen Justizsystem. "Es ist wirklich nett“, sagt ein Häftling in einem Video, das von der Gefängnisleitung veröffentlicht wurde. "Es ist eine sehr friedliche Umgebung. Es ist fast, als wäre man frei.“ In den vergangenen Jahren wurde nur ein Zwischenfall gemeldet, das Haus bietet den Gefangenen mehr Freiheiten als üblich. "Sie wissen, dass sie sicher sind und das wollen sie sich nicht ruinieren“, sagte die Sprecherin der Justizbehörden, Terry Thornton. "Es ist außergewöhnlich.“ In der Einheit können 47 Menschen untergebracht werden, derzeit sind es jedoch nur 21.
Im 100 Kilometer entfernten Gerichtsgebäude von Santa Maria beraten die Geschworenen unterdessen weiter über ein Urteil gegen Jackson. Bei einem Schuldspruch könnte er für mehrere Jahre hinter Gitter geschickt werden. Die Behörden würden dann erwägen, ob der gesicherte Bereich von Corcoran der richte Platz für ihn wäre, sagte Thornton. "Genauso wie andere Leute sind auch Häftlinge von Prominenten fasziniert“, erklärte sie weiter. "Sie würden es als Auszeichnung betrachten, einen prominenten Häftling zu verletzen.“
Es gab nur einen Zwischenfall
Für die Einheit müssen die Häftlinge bestimmte Kriterien erfüllen: Sie müssen Feinde haben, die sie verletzen wollen, und dürfen keiner Gefängnisbande angehören. Journalisten konnten die Einheit bisher nicht besuchen, Thornton beschrieb sie jedoch als komfortable Einrichtung. Jede Zelle verfügt über ein Bett, ein Waschbecken, einen Tisch und eine Toilette. Fernsehen und Radio sind erlaubt, wenn der Gefangene sich dies leisten kann. Auch nachts darf Licht brennen.
Die Häftlinge in Corcoran tragen Jeans, blaue T-Shirts und braune Stiefel. Sie erhalten auch weiße T-Shirts, weiße Boxershorts und eine Jeansjacke. Die Justizbeamten bereiten das Essen vor und servieren es. Tagsüber können die Häftlinge in einem Gemeinschaftsraum lesen, Schach spielen oder fernsehen. Einige Stunden dürfen sie Basketball spielen oder Klimmzüge machen. Die Gefangenen können täglich duschen, eine juristische Bibliothek nutzen und am Wochenende bis zu fünf Stunden pro Tag Besuch empfangen. Sie teilen sich ein Telefon und müssen um 20.45 Uhr wieder in ihren Zellen sein.
Zum einzigen Zwischenfall kam es 1999, als ein Aufseher eine Tür aufließ und drei Häftlinge aus einem anderen Zellenblock Manson, Corona und einen dritten Mann angriffen. Sie wurden leicht verletzt. Manson gilt als der bekannteste amerikanische Mörder. Er wurde ursprünglich zum Tode verurteilt, das Urteil wurde jedoch nach Abschaffung der Todesstrafe in Kalifornien in lebenslange Haft umgewandelt.
Es ist kein schöner Ort
Abgesehen von diesem "VIP-Bereich“ gilt das Gefängnis Corcoran im San Joaquin Valley aber als eines der brutalsten des Staates Kalifornien. Im Jahr 2000 wurde gegen acht Aufseher der Vorwurf erhoben, sie hätten mit den Häftlingen Gladiatorenkämpfe veranstaltet. Sie wurden freigesprochen. Im vergangenen Herbst wiesen Geschworene die Klage eines 54 Kilogramm schweren Gefangenen ab, der angab, er sei mehrfach vergewaltigt worden. Die Aufseher hätten ihn absichtlich mit einem 100 Kilogramm schweren Gewalttäter in eine Zelle gesteckt.
Eine Anwältin, die den geschützten Bereich in Corcoran besuchen durfte, berichtet von eine äußerst ruhigen Haus. "Aber es ist kein schöner Ort“, sagt Catherine Campbell. "Es ist dunkel. Es fühlt sich nicht besonders sauber an. Es ist, als wäre man mit vielen merkwürdigen Leuten lebendig begraben.“