Patricia Krenwinkel Begnadigt Kalifornien eine Serienmörderin der Manson-Family?

Patricia Krenwinkel Manson-Family
Patricia Krenwinkel auf dem Weg zum Prozess wegen des Mordes an Sharon Tate und ihren Gästen in einer Villa in Los Angeles 1969
© Personalities / Imago Images
Charles Manson und seine Jünger ermordeten in den 1960er-Jahren mehrere Menschen. Ihr prominentestes Opfer: die Schauspielerin Sharon Tate. Eine Täterin könnte jetzt freikommen.

Die Hippie-Bewegung wollte Liebe und Frieden. Doch eine abtrünnige Gruppe brachte Gewalt und Tod: Die sogenannte Manson Family hat Dutzende Menschen ermordet oder getötet. Patricia Krenwinkel, die seit den 1970er Jahren wegen der bestialischen Tate-Morde in Kalifornien einsitzt, könnte nun begnadigt werden.

Die damals 21-Jährige war zusammen mit Susan Atkins und Charles Watson auf Anweisung des Sektenanführers Charles Manson 1969 bewaffnet mit Bajonetten, Pistolen und Messern in eine Villa in Los Angeles eingedrungen. Dort ermordeten die Mitglieder der vermeintlichen Hippiegruppe sieben Menschen. Prominentestes Opfer: die schwangere Schauspielerin, Ehefrau von Regisseur Roman Polanski und Mieterin der Villa, Sharon Tate. Die verstümmelten Leichen wurden tags darauf gefunden. Krenwinkel hatte damals die 25-jährige Abigail Folger mit 28-Messerstichen getötet. Vor Gericht sagte sie, dass ihr die Hände davon geschmerzt hätten.

1972 wurde Krenwinkel wegen sieben Morden zum Tode verurteilt. Weil der US-Bundesstaat Kalifornien die Todesstrafe allerdings kurz darauf abschaffte, wurde das Urteil in eine lebenslängliche Haftstrafe abgemildert. Nach 54 Jahren hinter Gittern könnte Patricia Krenwinkel jetzt freikommen, berichtet unter anderem der britische "Guardian". Die Begnadigungskommissionen hatten Krenwinkels Anträge bisher immer abgelehnt, doch offenbar konnte die heute 77 Jahre alte verurteilte Mörderin mit ihrem letzten Antrag überzeugen. Das Gremium empfahl die Freilassung. Begründung: Die mittlerweile nach eigenen Angaben reuige Frau stelle keine Gefahr mehr für die Öffentlichkeit dar.

Noch zwei Manson-Mitglieder wegen Tate-Morde im Gefängnis

Die Tate-Morde in Los Angeles machten die berüchtigte Manson-Familie berühmt. Ihr Anführer, der erfolglose Musiker und gewiefte Kriminelle Charles Manson, schloss sich nach einem Gefängnisaufenthalt den Hippies in und um San Francisco an. Ende der 1960er Jahre zog er mit einem Van an der US-Westküste entlang und scharte seine Jünger mit Elementen der Hippie-Philosophie um sich. Manson rekrutierte überwiegend Frauen. Die Friedensphilosophie der Jugendbewegung münzte er in Gewaltfantasien um, die er und seine Clan-Mitglieder unter Drogeneinfluss nicht nur im eigenen Kreis auslebten: Auf einer Ranch, ein ehemaliger Drehort für Westernfilme und Hauptquartier der Gruppe, soll es unter anderem zu Gruppenvergewaltigungen gekommen sein.

Die Manson-Familie finanzierte sich vor allem über Straftaten wie Diebstähle, wegen derer die Behörden bei Razzien mehrere Mitglieder festnahmen. Im Gefängnis offenbarten sich einige Mitglieder als Mittäter der Tate-Morde. Erst dadurch kamen die Ermittlungen in Gang, und die Manson-Familie wurde mit den tödlichen Delikten in Verbindung gebracht.

Charles Manson, der selbst nicht an allen Morden direkt beteiligt gewesen war, sondern diese in Auftrag gegeben hatte, galt in den 1970er-Jahren als das personifizierte Böse. Er wurde 1969 verhaftet und zwei Jahre später zum Tod in der Gaskammer verurteilt. Wegen der Aufhebung der Todesstrafe in Kalifornien wurde das Urteil in eine lebenslängliche Gefängnisstrafe abgemildert. Zwölf Bewährungsgesuche wurden abgelehnt. Er starb 2017 an den Folgen einer Darmkrebserkrankung.

Heute befinden sich nur noch zwei Mitglieder des Manson-Clans in Haft: Charles Watson war mit Susan Atkins und Patricia Krenwinkel an den Tate-Morden beteiligt. In der Nacht darauf töteten er, Krenwinkel und Leslie van Houten das Industriellen-Ehepaar LaBianca. Auch an dem Mord an dem US-amerikanischen Stuntman und Schauspieler Donald Shea war Watson beteiligt. 18 Begnadigungsgesuche des heute 79-Jährigen wurden bisher abgelehnt. Den nächsten Antrag auf vorzeitige Entlassung kann er 2026 stellen.

Neben ihm ist Patricia Krenwinkel das einzige verbliebene Manson-Mitglied, das wegen der Tate-Morde noch in Haft ist. Mittäterin Susan Atkins starb 2009 nach 38 Jahren hinter Gittern an Krebs. Weitere Mitglieder der Sektengruppe sind entweder längst verstorben oder leben, teils unter anderem Namen, heute noch in den USA.

Im Prozess gegen Manson und seine Mitglieder wurden ihnen insgesamt neun Morde nachgewiesen. Die Ermittler halten es allerdings für wahrscheinlich, dass die Manson-Familie mindestens 15 Morde verübt haben könnte. Sektenführer Charles Manson behauptete, es wären mindestens 35 gewesen.

Empörung bei Angehörigen von Tate wegen möglicher Freilassung von Krenwinkel

Theoretisch hätte Patricia Krenwinkel schon früher aus dem Gefängnis entlassen werden können: Vor drei Jahren überzeugte sich die Begnadigungskommission schon einmal. Allerdings schlug Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom die Begnadigung aus, weil Krenwinkel eine "nicht zu vertretende Gefahr für die Gesellschaft" darstellen würde. Vorherige Gesuche hatten Newsom und sein Vorgänger Edmund Brown Jr. ebenfalls abgelehnt.

Die Schwester der 1969 ermordeten Schauspielerin Sharon Tate, Debra Tate, schrieb in einer Petition an Newsom: "Jahrelang hat diese Frau vor Gericht über die Morde gelacht und keinerlei Reue gezeigt. Die Gesellschaft kann nicht zulassen, dass diese Serienmörderin, die so schreckliche, grausame und willkürliche Morde begangen hat, wieder frei herumläuft." Seit der Veröffentlichung der Petition am vergangenen Freitag haben fast 117.000 Personen gegen die Freilassung unterschrieben.

Kaliforniens Gouverneur Newsom bleiben nun 30 Tage, um erneut über die Entlassung nachzudenken.

cl

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