Normalerweise sind die Kronen, die britische Monarchen während ihrer Krönungszeremonien tragen, sicher im Tower in London ausgestellt. Doch am 6. Mai werden wir die St. Edward's Crown und die Imperial State Crown in ihrer wichtigsten Funktion wieder sehen. Denn dann wird König Charles III. in der Westminster Abbey feierlich den Thron besteigen und offiziell gekrönt. Dabei trägt er beide Kronen.
St. Edward's Crown: Sie krönt König Charles III.

Im vergangenen Dezember verließ die St. Edward's Crown den Tower, um an den Kopf des neuen Königs, Charles III., angepasst zu werden. Seit mehreren Jahrzehnten hat man die Krone nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Sie stammt aus dem Jahr 1661 und ist optisch angelehnt an ihre mittelalterliche Vorgängerin. Diese soll noch auf Edward den Bekenner zurückgehen, den letzten angelsächsischen König Englands aus dem 11. Jahrhundert. Das Original wurde 1649 eingeschmolzen, nachdem König Charles I. exekutiert worden war und die neuen republikanischen Herrscher keine Verwendung für dieses Symbol der abgeschafften Monarchie mehr sahen. Eine knappe Dekade später gab es einen neuen König, Charles II., und neue Kronjuwelen mussten her. Im Zuge dessen entstand die heutige St. Edward's Crown.
Wie der "Royal Collection Trust" betont, sei das neue Modell "keine exakte Replik des mittelalterlichen Designs". Ein paar Ähnlichkeiten seien jedoch vorhanden: vier Templerkreuze und vier Lilien sowie zwei Bögen. In das massive Gold sind Turmaline, Amethysten, Saphire, Rubine, Granate und Topase eingearbeitet. Waren sie in früheren Jahrhunderten herausnehmbar, sind sie seit der Krönung von George V. fest verankert.

Die Letzte, die das prachtvolle Stück getragen hat, war Queen Elizabeth II. bei ihrer Krönung. 65 Jahre später hielt sie die St. Edward's Crown in der BBC-Dokumentation "The Coronation" (zu Deutsch: "Die Krönung") noch einmal in den Händen. "Ist sie noch so schwer? Ja, ist sie", so die Königin und hob das 2,3 Kilo schwere Schmuckstück an. Um dann darauf hinzuweisen, wie schwer es sei, die Vorder- und Rückseite voneinander zu unterscheiden: "Es ist unmöglich." In ihrem Leben hat die Queen die St. Edward's Crown nur ein einziges Mal getragen – bei ihrer Krönung.
Imperial State Crown – die Krone für die Öffentlichkeit

Die eigentliche "Krönung" in der traditionellen Zeremonie erfolgt mit der St. Edward's Crown. Beim Verlassen der Westminster Abbey trägt der Monarch bzw. die Monarchin die Imperial State Crown. Dieser Wechsel folgt einem alten Ritus, wonach die St. Edward's Crown in der Abbey aufbewahrt wurde. Die Imperial State Crown ist im Vergleich kleiner und leichter. Queen Elizabeth II. erklärte in der TV-Doku, dass ihr diese Krone perfekt passte, da ihr Vater und sie eine ähnliche Kopfform gehabt hätten. "Man kann sich nicht nach vorne beugen, um seine Rede abzulesen. Man muss sie nach oben halten. Wenn man das nicht täte, würde man sich den Hals brechen und die Krone herunterfallen." Dies ist ein wichtiger Hinweis, denn diese Krone trägt das Oberhaupt des Königshauses nicht nur nach der Krönung, sondern auch bei den Eröffnungsfeierlichkeiten des Parlaments.

Die Imperial State Crown ist nicht nur leichter und kleiner als die St. Edward's Crown, sondern auch sehr viel jünger. Sie wurde 1937 für die Krönung König George VI., dem Vater der verstorbenen Queen Elizabeth II., entworfen. Laut des "Royal Collection Trusts" ist die Krone mit 2868 Diamanten versehen, hinzu kommen 17 Saphire, 11 Smaragde und 269 Perlen. An der Vorderseite ist der große Cullinan-II-Diamant mit sagenhaften 317,4 Karat angebracht. In der Mitte des Templerkreuzes direkt darüber sitzt der "Black Prince's Ruby" (170 Karat). Auf der Rückseite ist der "Stuart Sapphire" befestigt. Er hat ein Gewicht von 104 Karat.
Quellen: Royal Collection Trust, The Court Jeweller,