LA Confidential Eitelkeit vor dem Fall

  • von Frank Siering
Wie der Film "Sahara" zum wohl größten finanziellen Desaster der Filmgeschichte avancieren könnte - und warum Matthew McConaughey und Penelope Cruz maßgeblichen Anteil daran tragen.

Schönheit hat ihren Preis. Das wissen wohl auch die Hollywood-Stars Penelope Cruz und Matthew McConaughey nur zu genau. Aber muss die Eitelkeit gleich Hunderttausende von Dollars kosten? - Anscheinend, glaubt man einem Bericht der "Los Angeles Times". Der Tageszeitung wurden jetzt interne Studio-Papiere zugespielt, die sehr detailliert auflisten, was die Hauptdarsteller des Streifens "Sahara" so alles verlangt haben.

Diese internen Papiere sind deshalb von solch enormer Brisanz, weil die echten Gehälter und die sogenannten "Perks", also die zusätzlichen Forderungen der angestellten Schauspieler in Tinseltown, normalerweise als Betriebsgeheimnis geschützt werden. "In Hollywood will jeder Star wissen, was der Konkurrent verdient", sagt Phil Hacker von einem Steuerberatungsbüro aus Los Angeles, das sich um die Buchhaltung von Filmstudios kümmert. Die "LA Times" schätzt, dass "Sahara" als wohl eines der größten finanziellen Desaster in die Hollywood-Geschichte eingehen wird. Bis heute habe der Streifen rund 105 Millionen Dollar Miese gemacht.

Hair-Stylist für 135.500 Dollar

Bongo-Master McConaughey dürfte das kaum stören. Wurden doch all seine Forderungen vor Drehbeginn erfüllt. Ein Personal Trainer auf dem Set für rund 68.000 Dollar, ein persönlicher Koch für rund 49.000 Dollar. Da wollte Penelope nicht nachstehen. Ihr eingeflogener Hair-Stylist (früher: Friseur) kostete 135.500 Dollar. Ihr "Dialog-Coach" gleich 125.800 Dollar. Ach, und dann sollte vielleicht nicht unerwähnt bleiben, dass diese Summen in einem Zeitraum von rund drei Monaten ausgegeben wurden. Zuzüglich gabs dann natürlich noch die "Gage". Acht Millionen Dollar für McConaughey, 1,6 Millionen für Spaniens Export-Schlager Cruz. Wer Spaß am Rechnen hat: Aus McConaugheys acht Millionen ergibt sich in drei Monaten ein Wochenlohn - so rechnet es die "LA Times" vor - von exakt 615.385 Dollar.

Film kostete 160 Millionen Dollar

Da wundert es kaum noch jemanden, dass der Möchtegern-Indiana Jones-Film rund 160 Millionen Dollar an Gesamtbudget verschlang. Nun trifft die Schauspieler allerdings nicht die ganze Schuld an der Misere.

In den Papieren, die der Times vorliegen, wird auch erwähnt, dass Unsummen für lokale Bestechungsgelder ausgegeben worden sein sollen. So zitiert die Zeitung zum Beispiel einen Posten von 23.250 Dollar für "Political/Mayoral support". Heißt, das Geld wurde wohl lokalen afrikanischen Politikern zugespielt, damit die Dreharbeiten in Marokko reibungslos verlaufen konnten. Eine Summe in Höhe von 40.688 Dollar soll dafür ausgegeben worden sein, den Ausbau einer Kläranlage zu verzögern, weil das sonst die Dreharbeiten gefährdet hätte.

Schadenersatzklagen

Wie es sich für Hollywood gehört, wird das Schlammbad um die Film-Nulpe gleich von einer saftigen Klage begleitet. Clive Cussler, er schrieb den Bestseller "Sahara", verklagte die Produzenten, weil er - obwohl der Autor zehn Millionen Dollar für die Filmrechte an seinem Buch erhalten haben soll - angeblich von seinem Recht, das Skript zu autorisieren, kein Gebrauch machen durfte. Das Produktionsbüro, dahinter steht kein Geringerer als Philip Anschutz, der Multimilliardär aus Denver, konterte seinerseits mit einer Klage gegen Cussler. Er habe Verkaufszahlen seiner Bücher übertrieben, keine PR-Arbeit für den Film geleistet und somit den Kinoerfolg von "Sahara" negativ beeinflusst. Beide Seiten verlangen Millionen von Dollar als Schadenersatz. Ganz nebenbei spült dieser Disput dann auch noch an die Oberfläche, dass selbst eingefleischte Stars in Hollywood nicht immer das große Geld verdienen. William H. Macy zum Beispiel, immerhin in Filmen wie "Jurassic Park" oder "Seabiscuit" zu sehen und mit einer Oscar-Nominierung bedacht, musste sich in "Sahara" mit dem im Vergleich recht bescheidenen Gehalt von "nur" 750.000 Dollar zufrieden geben.

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