Es ist das Jahr 1966, und in genau einer Woche ist Abiturprüfung: Wulf Lothar Köppe steht auf dem Küchentisch und hilft seiner Mutter, Gardinen aufzuhängen. Und dann sagt seine Mutter diesen schrecklichen Satz: "Dein Vater ist nur dein Stiefvater." Rums. Wulf Lothar Köppe fühlt sich, als habe ihn ein Lastwagen überfahren: Wer ist sein leiblicher Vater? Köppe fragt seine Mutter, doch die weicht aus. Seine Herkunft bleibt ein Geheimnis. 1969 heiratet Köppe - und fühlt sich weiter wurzellos. Noch einmal fragt er die Mutter nach seinem Vater. Vergebens. "Als hätte ich gegen eine Mauer geredet", sagt Köppe.
Wulf Lothar Köppe bittet eine Bekannte, eine Nachricht auf Spanisch zu hinterlassen. Tenor: "Was wissen Sie über Kurt Wimmers?" Noch am selben Abend ruft Silvia Wimmers zurück. Längst hat sie geheiratet und heißt Oppenheimer, durch einen Zufall aber stand noch ihr Mädchenname im Telefonbuch. "Kurt Wimmers war mein Vater", sagt sie. Köppe ist am Ziel: Er schreibt Silvia Oppenheimer ein Fax, stellt sich als ihr Halbbruder vor, fragt schüchtern nach weiteren Details. Mitte Januar 2002 erreicht ihn ein zweieinhalb Seiten langer Brief, geschrieben in bestem Deutsch auf rosarotem Papier. "Du fällst aus heiterem Himmel in mein Leben", schreibt Silvia Oppenheimer, 51, die als Dolmetscherin und Übersetzerin mit ihrer Familie in einem Vorort von Buenos Aires lebt. Er und seine Halbschwester schreiben sich jetzt mehrmals pro Woche. Er erfährt: Neben Silvia hat er noch eine weitere Halbschwester in Argentinien und zwei Halbgeschwister in Ostdeutschland, von denen er bislang auch nichts wusste. Insgesamt acht Neffen und Nichten warten darauf, Onkel Köppe kennen zu lernen. Silvia war inzwischen schon zu Besuch in Eldingen bei Celle. Ihr Halbbruder will bald nach Argentinien reisen und das Grab des Vaters besuchen. Der starb im August 1996 mit 80 Jahren und liegt in Buenos Aires begraben.
Vater-Suche: Teil 1
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