Anzeige
Anzeige

Künstliche Intelligenz Abitur-Betrug mit ChatGPT: Bayerischer Lehrerverband für Reform des Notensystems an Schulen

Einer Studie zufolge haben mehr als 50 Prozent aller Schüler schon Künstliche Intelligenz für den Unterricht genutzt. 
Einer Studie zufolge haben mehr als 50 Prozent aller Schüler schon Künstliche Intelligenz für den Unterricht genutzt. 
© Caiaimage/Chris Ryan / Getty Images
In Hamburg kam es zu mehreren Betrugsversuchen beim Abitur – mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz. Der Vorfall heizt die Debatte um das deutsche Schulsystem erneut an. 

Die Künstliche Intelligenz hat längst unsere Schulen erreicht. Nachdem es diese Woche in Hamburg zu Betrugsversuchen bei den Abiturprüfungen gekommen war, fordert der Bayerische Lehrer und Lehrerinnenverband (BLLV) eine länderübergreifende Schulreform. "Wir müssen einsehen, dass unser Leistungssystem oldschool ist", sagte Verbandspräsidentin Simone Fleischmann der Deutschen-Presse-Agentur.

Sie kritisierte vor allem die aktuelle Praxis der Notenvergabe: "Wir müssen endlich mal aufhören, nur die Note als allein glückselig machend zu sehen. In der freien Wirtschaft machen alle Assessments. Was bringt mir dann ein Fünfer?" Sie plädiere für ein neues Bewertungssystem, ohne genaue Details zu nennen, wie das aussehen könnte. 

Gegenwind bekommt Fleischmann dabei von Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Verbandes Deutscher Realschullehrer (VDR). Er sagt im Gespräch mit der Deutschen-Presse-Agentur: "Noten und KI schließen sich aus? Welche Logik hinter dieser vermeintlichen Feststellung steckt, erschließt sich einem nicht." Er sieht die Verantwortung vielmehr in der strengeren Kontrolle bei Klausuren, damit ein Vorfall wie in Hamburg nicht so schnell wieder vorkomme. 

Bestandene Abiturprüfung dank ChatGPT?

In Hamburg hatte es während der schriftlichen Abiturprüfungen offenbar vereinzelt Betrugsversuche mit dem Chatbot ChatGPT gegeben. Wie der Norddeutsche Rundfunk (NDR) am Donnerstag berichtete, wurde in mindestens einem Fall ein Schüler von einer aufsichtsführenden Lehrkraft mit einem entsprechenden geöffneten Programm auf seinem Mobiltelefon ertappt. Dieser räumte dies demnach auch ein.

Die Hamburger Schulbehörde bestätigte dem Sender nach dessen Angaben außerdem einige Verdachtsfälle. In diesem wurden Lehrkräfte bei der Korrektur von Klausuren misstrauisch, weil die Qualität stark schwankte. Einige Abschnitte waren mangelhaft, andere fehlerfrei. Eine Überprüfung mit einer speziellen Software ergab eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Texte unter dem Einsatz von Anwendungen Künstlicher Intelligenz (KI) verfasst worden waren.

In diesen Fällen wird es laut Schulbehörde allerdings schwierig, einen Betrug rechtssicher nachzuweisen, weil die Schüler nicht auf frischer Tat erwischt wurden. Der vom NDR zu den Fällen befragte Vorsitzende der Vereinigung der Hamburger Gymnasialschulleitungen, Christian Gefert, ging dem Bericht zufolge von vereinzelten Fällen aus. Er rechne nicht mit massenhaftem Betrug. Er forderte aber klarere Regeln der Schulbehörde zum Umgang mit KI an Schulen.

Debatte um strengere Regeln für KI

ChatGPT ist ein auf fortschrittlicher KI-Technologie basierendes Chatprogramm des Startups OpenAI, das seit November für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Die Software generiert auf Nutzeranfragen hin in Sekundenschnelle komplexe schriftliche Antworten. Auch größere Unternehmen entwickelten inzwischen ähnliche Chatbots. Die Entwicklung löst neben Begeisterung auch massive Befürchtungen aus. Es gibt Forderungen nach staatlicher Regulierung.

Die Nutzung von Chatbots wie ChatGPT in Schulen und Universitäten ist einer der Bereiche, die jüngst auch in Deutschland schon viel diskutiert wurden. Eine am Dienstag vom deutschen Digitalbranchenverband Bitkom veröffentlichte Umfrage unter mehreren hundert Jugendlichen ergab, dass etwa die Hälfte von ihnen die Software bereits für Hausaufgaben, Texte oder zum Lernen nutzte.

lz DPA

Mehr zum Thema

Newsticker

VG-Wort Pixel