Wegen einer Vielzahl schlechter Ergebnisse wird das schriftliche Mathematik-Abitur in Mecklenburg-Vorpommern einen Notenpunkt hochgewertet. Die Bearbeitungszeit der Aufgaben sei von Experten im Nachhinein als zu kurz eingeschätzt worden, sagte Landesbildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) am Montag in Schwerin. Außerdem sei dieser Abiturjahrgang in der 10. Klasse wegen der Corona-Beschränkungen von Dezember bis Mai im Distanzunterricht gewesen. Das wirke sich nach Aussage der Experten gerade in Mathematik negativ aus.
Den zusätzlichen Notenpunkt erhalten alle, die eine Mathe-Prüfung geschrieben haben, Grundkurs- ebenso wie Leistungskursschüler. Im Grundkurs gibt es laut Ministerium die Wahl zwischen schriftlicher und mündlicher Abi-Prüfung. Im Mathe-Grundkurs lag der Durchschnitt des schriftlichen Abis bei 4,0 beziehungsweise 4,2 Punkten und damit deutlich unter dem Niveau des Vorjahres. Um die Prüfung zu bestehen, sind fünf Punkte nötig.
Mecklenburg-Vorpommern: Notenschnitt deutlich unter Vorjahr
Besonders in den Mathe-Grundkursen – davon gibt es zwei verschiedene – waren die schriftlichen Abi-Prüfungsergebnisse im Vergleich zum Vorjahr in den Keller gerutscht. Im Grundkurs mit wissenschaftlichem Taschenrechner (WTR) betrug der Durchschnitt 4,2 Punkte, im Grundkurs mit Computer-Algebra-System (CAS) sogar nur 4,0. Im Vorjahr lagen die Durchschnitte noch bei 5,6 beziehungsweise 4,9 Punkten. In den Mathe-Leistungskursen sahen die Ergebnisse etwas besser aus, lagen jedoch auch deutlich unter dem Schnitt des Vorjahres.
Nach den schlechten Ergebnissen hatte eine Schülerin aus Wismar eine Online-Petition gestartet, die von mehr als 1000 Menschen unterschrieben wurde. In den anderen Hauptfächern fielen die Abi-Ergebnisse den Angaben zufolge besser aus und unterschieden sich kaum von denen vergangener Jahre. Im Jahr 2021 war das Mathe-Abi in Mecklenburg-Vorpommern wegen schlechter Ergebnisse sogar um zwei Notenpunkte angehoben worden
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Scharfe Kritik von Lehrerverband
Der Deutsche Lehrerverband und Wirtschaftsvertreter kritisieren die Entscheidung indes scharf. Dadurch werde die bundesweite Vergleichbarkeit der Noten verzerrt, sagte der neue Präsident des Lehrerverbands, Stefan Düll, der "Bild"-Zeitung. Abweichungen in den Noten-Schnitten gebe es immer wieder. "Man darf nicht darauf verfallen, künftig alles mit Corona entschuldigen zu wollen." Düll leitet seit 2014 das Justus-von-Liebig-Gymnasium in Neusäß nahe Augsburg.

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Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands der Deutschen Bauindustrie (ZDB), Felix Pakleppa, warf der Politik ein falsches Spiel vor. "In der Schule kann man sich verrechnen, auf der Baustelle nicht. Da muss die Wand gerade stehen", sagte er dem Blatt. Die Firmen in seiner Branche müssten "bei Lehrlingen immer öfter in Mathe und Deutsch nachschulen", erklärte Pakleppa. "Ein Fliesenleger beispielsweise muss den Boden berechnen können. Das muss in jedem Fall stimmen und darf nicht falsch sein." Der Präsident des Bundesverbands Güterverkehr und Logistik (BGL), Dirk Engelhardt, kritisierte die nachträgliche Notenanpassung ebenfalls.