Die Sanktionen gegen russische Oligarchen, deren Familien und Freunde treffen den ehemaligen Rennfahrer Nikita Masepin erneut mit voller Härte. Anfang März verlor der Sohn des Milliardärs Dmitri Arkadjewitsch Masepin seine Anstellung beim Formel-1-Team Haas, nun fror die italienische Finanzpolizei Guardia di Finanza sein gigantisches Anwesen namens "Rocky Ram" auf Sardinien ein.
Trotz Briefkastenfirma entdeckt
Die Behörden teilten mit, dass die riesige Villa, die in Italien auch bekannt ist als "Villa De Benedetti", einer ausländischen Firma namens "Ferimod Investments" mit Sitz in Zypern gehöre. Dieses Unternehmen sei Eigentum von Nikita Masepin und seinem Vater Dmitri, wodurch die Villa von den EU-Sanktionen gegen die Familie betroffen sei.

Dmitri Arkadjewitsch Masepin verdient sein Geld als Chef und Inhaber der Düngemittelunternehmen Uralchem und Uralkali. Ihm wird eine besondere Nähe zu Wladimir Putin nachgesagt. Masepin ist Träger einer Ehrenurkunde der russischen Regierung und erhielt unter anderem die russische Tapferkeitsmedaille. Sein Vermögen wird auf 1,3 bis 3,2 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Sein Sohn, Nikita, ist Hauptaktionär von Uralkali und begann 2011 seine Rennsportkarriere im Kartsport. 2021 fuhr er für eine Saison beim Formel-1-Rennstall Haas, sein Teamkollege war Mick Schuhmacher. Wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine beendete sein Team sowohl seine Verträge als auch die mit dem Team-Sponsor Uralkali, dem Unternehmen seines Vaters. Seit Anfang März stehen Nikita und sein Vater auf der Sanktionsliste der EU. Die Europäische Union belegte beide mit einem Einreiseverbot und ließen das familiäre Vermögen einfrieren.
25 Zimmer, direkter Zugang zum Mittelmeer
Darunter fällt nun also auch die "Rocky Ram" Villa, die einst dem italienischen Geschäftsmann Carlo De Benedetti gehörte und deren aktuelle Besitzverhältnisse offenbar geklärt werden konnten. Ihr Wert soll zwischen geschätzten 105 bis 113 Millionen Euro liegen. Die Villa am Rande der Stadt Romazzino im Nordosten von Sardinien verfügt über 25 Zimmer, riesige Gärten sowie einen in den Fels geschlagenen Swimmingpool. Die Gesamt-Wohnfläche soll mehr als 400 Quadratmeter betragen. Auf Satellitenbildern sieht man zudem einen langen Anleger, der diskrete Bootsfahrten durch das tyrrhenische Meer ermöglicht.
In direkter Nachbarschaft sollen weitere Oligarchen wie Alischer Burchanowitsch Usmanow, Gennadi Nikolajewitsch Timtschenko, Wladimir Sergejewitsch Lissin und Pjotr Olegowitsch Awen leben.
"Ein Fall von Cancel Culture"
Bis heute haben sich weder Nikita noch sein Vater Dmitri von der russischen Regierung distanziert oder sich kritisch gegenüber der Invasion geäußert. In einem Gespräch mit der BBC teilte der ehemalige Rennfahrer mit, dass es in seinen Augen "ein Fall von Cancel Culture, der generell gegen Athleten aus meinem Land gerichtet" sei. Am 9. März verkündete er in seinem bisher letzten Instagram-Video, dass er eine Stiftung gründen wolle, die Sportlern helfen solle, die aus politischen Gründen nicht an Wettkämpfen teilnehmen können. Sie werde durch Gelder finanziert, die Uralkali als Sponsoring für Haas bereitstellen wollte.
Quelle: Corriere della Sera, Unione Sarda