Als ihr Name bei der Verkündung der diesjährigen Oscar-Nominierungen fiel, war die Überraschung groß: Die Britin Andrea Riseborough geht mit ihrem Film "To Leslie" als "Beste Hauptdarstellerin" ins Rennen. Riseborough galt vorab nicht als Oscar-Kandidatin, das Drama ist eine kleine Independent-Produktion, die kaum etwas gekostet und wenig Geld eingespielt hat.
Doch Riseboroughs Leistung wurde von vielen Kritikern gelobt – und sollte offenbar auch honoriert werden. Deshalb machte eine Reihe prominenter Kolleginnen und Kollegen wie etwa Gwyneth Paltrow, Kate Winslet, Susan Sarandon oder Edward Norton in den sozialen Netzwerken aktiv Werbung für Riseborough und ihren Film. "Ich poste nicht viel über Filme oder Schauspielerleistungen... vielleicht sollte ich das öfter tun. Aber für diejenigen, die sich für wirklich großartige Schauspielerei interessieren, möchte ich sagen, dass mich Andrea Riseboroughs Darstellung in 'To Leslie' einfach umgehauen hat", schrieb Norton bei Instagram.
Jennifer Aniston, Charlize Theron und Courteney Cox organisierten gar Kinoabende, um den Streifen "To Leslie" in Filmkreisen zu zeigen. Offenbar mit Erfolg, denn es sind die Schauspiel-Mitglieder der Academy, die über die Nominierungen in den Schauspielkategorien entscheiden. Neben Riseborough konkurrieren Cate Blanchett, Ana De Armas, Michelle Williams und Michelle Yeoh um den Oscar als "Beste Hauptdarstellerin".
Produzent nennt Oscar-Nominierung für Andrea Riseborough "ein Wunder"
"Andrea ist eine der besten Schauspielerinnen der Gegenwart und wird von ihren Kollegen geliebt, aber ihre Oscar-Nominierung hat alle schockiert. Es war nicht nur ein Schock, es war ein Wunder. Man konnte das Aufatmen hören, als ihr Name im Saal verlesen wurde. Bis vor kurzem hatte niemand diesen Film gesehen oder von ihm gehört", sagte ein Produzent und Academy-Mitglied der britischen Zeitung "Daily Mail".
Der Vorwurf lautet nun, allein die Social-Media-Kampagnen der prominenten Kollegen hätten Andrea Riseborough die Oscar-Nominierung eingebracht, während sicher geglaubte Kandidatinnen wie Viola Davis und Danielle Deadwyler leer ausgingen. "Sowohl Viola als auch Danielle lieferten umwerfende Leistungen ab, und es war zu erwarten, dass eine oder beide nominiert werden würden. In dieser Woche gab es viele Reaktionen darauf, dass wieder einmal eine weiße Frau gleichwertige schwarze Schauspielerinnen verdrängt haben könnte, die nie so viel Unterstützung erhielten wie Andrea", sagte der Produzent.
Die Oscar-Academy hat nun angekündigt, dass sie das Verfahren rund um die Nominierungen überprüfen wolle, um sicher zu sehen, "dass keine Richtlinien verletzt wurden". Gerade im Hinblick auf Social Media seien möglicherweise "Änderungen an den Richtlinien erforderlich". All das können aber nur Maßnahmen für die Zukunft sein: An Andrea Riseboroughs Oscar-Nominierung werden sie nichts mehr ändern.
Quellen: "Daily Mail", "The Hollywood Reporter"