Erster Todestag von Elizabeth II. Queen-Fotograf Arthur Edwards: "Sie hatte ein bezauberndes Lächeln, es hellte jedes Foto auf"

Die Queen schüttelt dem Fotografen Arthur Edwards die Hand
Große Verneigung: Die Queen und Edwards 2011 im Buckingham Palast. Sie verlieh ihm damals die Auszeichnung "Member of the British Empire"
© picture alliance / empics / Gareth Fuller
Am 8. September 2022 starb Queen Elizabeth II. Der Brite Arthur Edwards fotografierte sie 45 Jahre lang. Er erinnert sich an eine majestätische Frau – die ihn immer wieder verblüffte, wie er im Interview erzählt.

Der Londoner Arthur Edwards, geboren 1940, fotografiert seit 46 Jahren für die britische Zeitung "The Sun" Mitglieder des britischen Königshauses. Berühmt wurde er 1980 mit seinem ikonischen Bild der damals 19-jährigen Kindergärtnerin Diana Spencer im durchsichtigen Rock. Zwischen 1977 und 2022 begleitete Edwards die Queen auf vielen offiziellen Terminen. Heute arbeitet er oft mit König Charles und Königin Camilla.

Herr Edwards, vor einem Jahr starb Königin Elizabeth II. in Balmoral. Wie erfuhren Sie davon?
Ich war in Dumfries House, dem schottischen Landsitz von Charles. Tags zuvor hatte ich im Auftrag meiner Zeitung den Gewinner unseres Preisausschreibens fotografiert, der Prinz hatte den Preis überreicht. Am nächsten Morgen sollte ich zurück nach London fliegen, doch plötzlich hieß es: Kurzfristige Planänderung – Charles muss nach Balmoral zur Queen.

Ahnten Sie da, dass sie im Sterben lag?
Ja, die Situation war plötzlich sehr ernst. Charles traf noch rechtzeitig ein, um von ihr Abschied nehmen zu können. Die anderen Familienmitglieder mussten aus London anreisen und kamen leider zu spät.

Sie fotografierten Queen Elizabeth sehr oft. Wie war sie?
Beeindruckend. Wenn wir mit den anderen Mitgliedern der Familie auf Reisen waren, war die Atmosphäre entspannt, man konnte mit ihnen scherzen, Smalltalk halten. Aber mit der Queen war das anders – sie war majestätisch, man sprach sie nicht einfach so an, das war die oberste Regel. Und dann wiederum blieb sie plötzlich vor mir stehen und sagte: "Danke für die schönen Fotos, die Sie mir geschickt haben!" Sie verblüffte mich immer wieder.

Die Queen lacht. Sie trägt einen hellgrünen Hut mit weißer Blume daran
Dieses Lächeln! Die Queen 2016 in Nordirland. Arthur Edwards begleitete ihre Reise und fotografierte sie für die "Sun"
© picture alliance / empics / Arthur Edwards/The Sun

War sie leicht zu fotografieren?
Sie war introvertierter als Charles und ernster, man musste bei ihr immer auf den richtigen Moment warten. Und sie hätte nie für die Kameras mit Kindern Tischtennis gespielt wie die anderen Royals, dafür war sie zu formell. Aber wenn sie lächelte, hatte man das Bild im Kasten. Sie hatte ein bezauberndes Lächeln, es hellte jedes Foto auf.

2011 verlieh Ihnen die Queen die Auszeichnung "Member of the British Empire". Wie war das?
Es war eine große Ehre für mich. Während sie ihn anheftete, sagte sie lachend: "Ich kann nicht glauben, dass ich Ihnen diesen Orden verleihe!" Zwei Wochen später sah sie mich auf der Windsor Horse Show wieder und fragte gleich: "Und wo ist Ihr Orden? Warum tragen Sie ihn nicht?"

Fotograf Edwards und die Queen begegnen sich am Rande eines Pferderennens
"Und wo ist Ihr Orden? Warum tragen Sie ihn nicht?": Die Queen sprach Edwards 2011 bei der Windsor Horse Show scherzend an
© Britbox Nordic

Auch Charles fotografieren Sie schon lange. Hat er sich als König verändert?
Das Protokoll um ihn herum ist natürlich formaler geworden und er muss nun politisch neutral sein. Aber er ist derselbe warmherzige Charles, der er immer war. Er hat es nicht leicht – seine Mutter war die wahrscheinlich populärste Frau der Welt.

Was macht er anders als sie?
Er ist ein talentierter Redner – nehmen Sie seine Rede im deutschen Bundestag, das war ein diplomatischer Erfolg. Er schreibt seine Reden selbst, soweit ihm das möglich ist. Und er geht auf die Leute zu, sucht den Dialog. Das gilt sogar für seine Gegner: Neulich bei einem offiziellen Termin in Milton Keynes protestierten ein paar Anti-Monarchisten mit Plakaten. Charles ging zu ihnen hin und sprach mit ihnen, er ignorierte sie nicht. Seine Art ist entspannter, moderner.

Fotograf Edwards zeigt Königin Camilla ein Foto auf seinem Handy
Vertrautes Verhältnis: Edwards mit Königin Camilla – bei einem Deutschland-Besuch zeigt er ihr ein Foto auf seinem Handy
© picture alliance / empics / Steve Parsons

Und wie ist Ihr Eindruck von Königin Camilla?
Ihr Einfluss auf Charles ist sehr positiv. Sie ist ein wunderbarer, herzlicher Mensch, genau wie der König. Ich habe viel übrig für die beiden, auch auf persönlicher Ebene. Wissen Sie, vor Kurzem wurde ich 83 Jahre alt und die Leute fragen mich oft, warum ich noch arbeite. Ich liebe nun mal meinen Beruf, weil ich die Menschen sehr schätze, die ich fotografiere.

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