Renzo Rosso Ego-Diesel

Mit seinem Buch "Fifty" feiert Renzo Rosso Geburtstag - und den Sieg der Form über den Inhalt

Viel Farbe, kein Grauwert, Buntes auf jeder der mehr als 200 Seiten - so sollen unterhaltsame Kinderbücher sein, auch die für Erwachsene. Renzo Rosso, Gründer der Jeansmarke "Diesel", ist fünfzig geworden und feiert das nach dem Prinzip: Zu viel macht sich besser. "Fifty" ist halb Biografie, halb Modegeschichte, halb Märchen, halb Poesiealbum - was doppelt so viel hergibt, wie erlaubt ist. Zeigefreudig präsentiert er seinen Privatjet ("RR-Rapid Racer") und seine Yacht ("Lady May"), stellt sein Fußballteam ("Bassano Virtus") vor, sein Weingut ("Diesel Farm"), seine Familie - sechs Kinder, zwei Hunde -, seine berühmten Freunde. Drum herum drapiert er Laufstegbilder, Werbekampagnen, Auszeichnungen, Produktpräsentationen und so weiter und so Renzo.

Weil Geburtstag war, gibt's auch noch Glückwünsche von Kollegen wie Paul Smith und Vivienne Westwood, von U2-Bono, den Spielern des AC Mailand und den vereinigten Heerscharen der Modebranche, nebst einer Plauderei mit dem Dalai Lama. Am Schluss fehlt nur noch einer auf der langen Liste der Gratulanten: der liebe Gott persönlich.

Herr Rosso, wenn einer so ein Hansdampf ist wie Sie, dann will man wissen: Woher kommt das? Wer ist schuld?

Ich bin schon so geboren worden. Und so geblieben. Als ich sieben war, nahm ich das Motorrad meines Vaters auseinander, setzte es wieder zusammen, schüttete Öl in jede Öffnung, feilte den Zylinder an, und dann bin ich über die Felder gerast. Ohne Bremsen!

Immer frei nach der Maxime: Tu, worauf du Lust hast?

Ich bin in alles verliebt, was ich mache. Ich bin ein Perfektionist. Es begeistert mich, Dinge auseinander zu nehmen und wieder zusammenzusetzen - was ich sehe, will ich besser machen. Also ändere ich ständig alles. Meine Leute mögen das nicht immer. Ich glaube, sie halten mich für einen Verrückten.

Ihre wichtigste Erkenntnis nach einem halben Jahrhundert?

Lehnen Sie Konventionen ab, ignorieren Sie Trends! Anderssein ist ein Schlüssel zum Erfolg. Zeigen Sie, wer Sie sind, dann fühlen Sie sich großartig. Das gilt auch für Kleiderfragen.

Ihre traurigste Weisheit?

Es gibt keine Befriedigung ohne Frustration. Wer nicht leidet, schafft es nicht, ganz oben anzukommen. Der Erfolg von "Diesel" - das waren auch harte 27 Jahre. Ich habe verdammt viel gelitten. Noch einmal würde ich das nicht mitmachen.

Vor zehn Jahren erschien Ihr Buch "Forty". Dürfen wir uns schon auf "Sixty" freuen?

Mal abwarten. Nach "Seventy", das verspreche ich Ihnen schon heute, wird jedenfalls nichts mehr kommen.

Es ist vermutlich nicht einfach, ein Leben an Ihrer Seite zu führen.

Doch. Ich bin nämlich ein anderer Mensch, sobald ich nach Hause komme.

Ihrer Familie zuliebe?

Meiner Frau zuliebe. Wir streiten uns natürlich, aber bei ihr will ich kein Gewinner sein. Ich setze mich hin und mache, was sie mir sagt. Sie ist das Familienoberhaupt, sie kommandiert und entscheidet: wohin wir im Urlaub reisen, in welches Restaurant wir am Abend gehen. Das passt mir gut. Auch ich will manchmal geführt werden.

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Dirk van Versendaal

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