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WAS MACHT EIGENTLICH... Werner Enke

Der geborene Berliner war als Drehbuchautor und Hauptdarsteller neben Uschi Glas 1968 maßgeblich an dem legendären Schwabinger Kultfilm »Zur Sache, Schätzchen« beteiligt

Der geborene Berliner war als Drehbuchautor und Hauptdarsteller neben Uschi Glas 1968 maßgeblich an dem legendären Schwabinger Kultfilm »Zur Sache, Schätzchen« beteiligt

Zur Person:

Der 60-Jährige Werner Enke ist seit dreieinhalb Jahrzehnten mit der Regisseurin May Spils liiert, die 1968 ihren ersten gemeinsamen Erfolg, »Zur Sache, Schätzchen«, inszenierte. Weitere gemeinsame Projekte waren »Nicht fummeln, Liebling« (1970), »Hau drauf, Kleiner« (1974), »Wehe, wenn Schwarzenbeck kommt« (1979) und »Mit mir nicht, du Knallkopp« (1983). Mitte der achtziger Jahre zogen sich beide aus dem Filmgeschäft zurück

Ihr Originalschätzchen Uschi Glas macht immer noch Karriere und verkauft Faltencremes im Fernsehen. Neidisch?

Ich hab keine sehr große kommerzielle Energie.

Ärgert es Sie nicht manchmal, dass Sie nicht mehr mitmischen in dem Geschäft? Immerhin waren Sie viermal Bundesfilmpreisträger.

... klingt wie Hosenträger. Ich bin froh, dass ich nicht mehr mitmischen muss. Daran hab ich hart gearbeitet. Das Schlimmste waren immer die Filmbälle. Preisverleihungen, Premierenfeiern und so was. Das ist jedes Mal böse geendet. Mit zu viel Alkohol und irgendwelchen schlimmen Beleidigungen. Ich wollte da nicht hin, da bin ich sofort wieder in meine Stammkneipe abgetaucht. Als ich jung war, habe ich meine Erfolge erst erwütet, dann wieder weggesoffen, sie waren mir peinlich. Man muss aber möglicherweise, um in diesem Job mitzumischen, auch ein Minimum Interesse an gesellschaftlichem Schrott mitbringen. Das hab ich überhaupt nie gehabt.

Ihre Sprüche »Zur Sache, Schätzchen«, »Nicht fummeln, Liebling«, »Es wird böse enden« sind Kult geworden.

Das hab ich fast alles von meiner Oma: »Junge, fummel mal nicht so viel am Fahrrad rum, mach lieber Schularbeiten!«, hat sie immer gesagt. Und als es darum ging, was aus mir werden solle: »Geh zur Sparkasse oder zum Finanzamt, das ist was Sicheres, sonst wird es noch böse enden mit dir!« Die übrigen Sprüche haben wir in Schwabing aufgelesen und reingewurschtelt wie alles andere auch, was wir so erlebten. Aber total unpolitisch, wenigstens auf den ersten Blick.

Und auf den zweiten?

Möglicherweise hat der »Zur Sache, Schätzchen«-Film doch einen Haufen ausgelöst. Es war ja der erste Film, in dem mal nicht der gute Kommissar mit hochgestelltem Kragen kommt und den Halunken aus dem Gebüsch zieht, sondern die Polizei attackiert wurde. Also 68, bei den Straßenkämpfen zwischen Studenten und Polizei, hab ich nie mitgemacht, aber oft heimlich ein schlechtes Gewissen gehabt. Die anderen haben vorn den Kopf hingehalten, und wir hatten sie mit unserem Film irgendwie dazu angestiftet.

Kein neuer Film in Sicht?

Ich hab keine richtige Grundwut mehr auf irgendwas. Aber die brauche ich als Antriebskraft. Mir sind die Feinde ausgegangen. Je besser der Feind, desto besser der Film, hat Hitchcock gesagt.

Fehlt Ihnen manchmal was?

Manchmal, wenn ich mit dem Fahrrad in der Gegend rumfahre und ein Motiv sehe, das mir gut gefällt, schreib ich mir auf: »alte Mühle« und stell mir vor, ich würde da einen Film drehen. Und dann denk ich noch ein bisschen länger nach und bin froh, dass ich den Film nicht drehen muss.

Also völlig abgeschlafft?

Ich tue nicht nichts, wenn ich nichts tue. Ich hab eine Menge Zeugs in der Schublade, leide an Veröffentlichungsneurose. Ich fummle schon ziemlich lange an einem Buch rum. Nun hat es irgendjemand in einen Computer getippt, und da kriege ich es nicht mehr vollständig raus. Das Zeug ist verschwunden wie in einer Maschine von Kafka. Da könnte mir die Fontanelle platzen. Hat aber auch Vorteile. In mir wächst wieder so eine Grundwut.

Wie viel haben Sie heute schon an Ihrem Buch geschafft?

Eine leere Seite. Morgen schaff ich vielleicht zwei.

Interview: Hannelore Schütz

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