Der Dompteur, der Tiere für Film- und TV-Produktionen dressiert, kam vor drei Jahren in die Schlagzeilen, als er bei einer RTL-Gala in Berlin von seinem Löwen 'Ken' angefallen und schwer verletzt wurde STERN: Hat Ihr Lieblingslöwe seit der RTL-Gala wieder mal bei Ihnen zugebissen?
BODEMANN: Nein, nie wieder.
STERN: Und warum hielt Sie der Löwe, den Sie aufgezogen haben, damals plötzlich nicht mehr für sein Muttertier, sondern für eine Mahlzeit?
BODEMANN: Wenn er mich für eine Mahlzeit gehalten hätte, dann wäre ich jetzt tot. Für Film und Fernsehen habe ich mit ihm Hunderte Show-Kämpfe gemacht - nie hat er mich angefallen. Doch dann war die Antwort ganz einfach: 'Ken' hatte Zahnschmerzen. Und da ich ihn an der Leine führte, meinte er wohl, ich sei daran schuld.
STERN: Nach einem solchen Angriff werden die Tiere in der Regel erschossen.
BODEMANN: Das ist der übliche Weg. Doch 'Ken' mußte eben nur zum Zahnarzt. Inzwischen filmt er wieder.
STERN: Andere Tiere von Ihnen turnten auch schon über die Leinwand. Ist Ihr 'Tierparadies' im niedersächsischen Meine so etwas wie eine Schauspielschule für tierische Kleindarsteller?
BODEMANN: Durchaus. Ich halte auf meiner 46000-Quadratmeter-Farm über 60 Tiere, vom Königstiger bis zum Huhn. Und die werden alle für irgendwelche Rollen trainiert.
STERN: Ein Huhn?
BODEMANN: Ja. Für einen Film sollte mein Huhn sich schlafend stellen. Und tatsächlich hat es zum richtigen Zeitpunkt die Augen zugemacht. Da guckten mich alle Leute am Set an, als ob ich Gott wäre.
STERN: Für Gott ist das bestimmt ein Kinderspiel. Aber wie machen Sie es?
BODEMANN: Tja, da ist irgendein Draht. Ich kann mich in jedes Tier sehr schnell reinfühlen. Aber vor allem studiere ich sehr genau die Sprache und individuellen Verhaltensmuster. Und darauf baut dann das Training auf.
STERN: Ohne Peitsche, nur mit Zucker?
BODEMANN: Die Peitsche ist Mittelalter. Ich lobe und belohne, wenn etwas klappt. Das habe ich auch schon auf dem Bauernhof meiner Großeltern gemacht. Damals waren es noch Katzen.
STERN: Was kam danach?
BODEMANN: Hunde. Mit einer Hundeschule fing es richtig an. Später kam dann der erste Löwe dazu. Das hatte sich irgendwie rumgesprochen, denn plötzlich standen Filmleute vor meiner Tür. Die brauchten schon für den nächsten Drehtag einen Löwen. Und das lief so perfekt, daß immer mehr Tiere von mir kleine 'Filmstars' wurden.
STERN: Neben dem täglichen Training betreiben Sie auch noch eine Tierheilpraxis.
BODEMANN: Seit zehn Jahren. Zuerst behandelte ich nur meine Tiere. Inzwischen werden Patienten sogar aus der Schweiz hergebracht.
STERN: Von Mai bis September stellen Sie Ihre Tiger, Pferde und Enten in einer eigenen Show vor - Neben- oder Hauptgeschäft?
BODEMANN: Das läuft nur nebenbei, aus Spaß. Die Farm lebt vor allem von den Gagen meiner 'Künstler'.
STERN: Und da bringen Königstiger mehr ein als Hühner.
BODEMANN: Nein, die Gage richtet sich nach dem Aufwand. Eine meiner Ratten sollte im Film 'Der Name der Rose' quer durch die Küche flitzen. Aber Ratten laufen nun mal lieber an der Wand lang. Da war viel Vortraining nötig, und dafür gab's eine hohe Gage.
STERN: Was ist Ihr größter Trainertraum? Regenwürmer, die Quickstep tanzen?
BODEMANN: Ha. Da fällt mir jetzt gar nichts ein. Oder doch. Ich würde sehr gern mal 'Tarzan' als Musical aufführen, mit all meinen Tieren.
STERN: Und mit Ihnen in der Titelrolle?
BODEMANN: Warum nicht?