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was-macht-eigentlich Sylvia Kristel

Als 'Emmanuelle' stand die holländische Schauspielerin zwischen 1974 und 1984 in vier Softpornos vor der Kamera und verführte dabei nicht nur Männer

Als 'Emmanuelle' stand die holländische Schauspielerin zwischen 1974 und 1984 in vier Softpornos vor der Kamera und verführte dabei nicht nur Männer STERN: Frau Kristel, was macht Sie eigentlich so richtig an?

KRISTEL: Perfekte Mousse au chocolat. Oder Blicke. Aber keine Sexszenen, vielleicht weil ich davon zu viele selbst gespielt habe.

STERN: Haben Sie sich je geweigert, eine Sexszene zu drehen?

KRISTEL: In einer Folge von 'Emmanuelle' sollte ich von einem Boxer vergewaltigt werden. Er war Thailänder, und wir hatten keinen Dolmetscher. Er dachte offenbar, es müßte echt sein. Da habe ich gestreikt. Beim Dreh trug ich dann eine Unterhose.

STERN: Hat sich Ihre Popularität finanziell ausgezahlt?

KRISTEL: Das lukrativste Angebot war eine Kaffee-Werbung für den japanischen Markt.

STERN: Sonst scheint es mit dem Geld ein bißchen mau zu sein...

KRISTEL: Ich verkaufe jetzt selbstgemalte Bilder. Vor allem Frauenporträts und Rosenbilder. Am Eröffnungstag der Amsterdamer 'Kunstrai', einer Kunstbörse, hat mein Galerist gleich sieben Gemälde losgeschlagen. Ich weiß aber noch nicht, ob ich vom Malen leben kann. Mein Vermögen hat mein zweiter Mann in den achtziger Jahren mit schlechten Filmen durchgebracht. Er hielt sich für Orson Welles und brauchte gerade einmal drei Jahre, um mein ganzes Geld zu verprassen.

STERN: Sie hatten offenbar kein großes Glück mit Männern. Warum haben Sie sich nicht an Frauen gehalten?

KRISTEL: Habe ich ja, früher. Aber unter Frauen kann die Eifersucht schlimmer sein als mit einem Mann. Vielleicht bin ich generell nicht für enge Beziehungen geeignet. Jetzt bin ich sehr glücklich mit meinem Freund. Er wohnt in Brüssel, ich in Amsterdam.

STERN: Da lebt auch Ihr erwachsener Sohn Arthur.

KRISTEL: Er sagt, er wäre gern ein männlicher Emmanuelle. Er hat gerade einen Kinofilm mit Herman van Veen gedreht. Er will unbedingt ein Star werden. Mir ist es recht, solange er damit glücklich ist.

STERN: Wie fanden Ihre Eltern Ihre Sexfilm-Karriere?

KRISTEL: Nach dem Abitur wollte mein Vater, daß ich Gastronomie lerne, um später unser Hotel in Utrecht zu übernehmen. Aber ich hatte wenig Lust auf den Job. Als dann die ersten Castings kamen, hat mich meine Mutter sofort unterstützt.

STERN: In den siebziger Jahren haben Sie rauschende Drogen-Partys in Ihrer Villa in Saint-Tropez gegeben. Vermissen Sie das Jet-set-Leben?

KRISTEL: So viele Partys waren es gar nicht. Wenn ich erzählt hätte, daß ich gern Romane lese, hätte das niemanden interessiert. Aber für die Presse war ich eben das Luder. Man hat mir eine Menge Affären angedichtet, etwa mit Giscard d'Estaing, dabei habe ich den Mann nie gesehen.

STERN: In den Achtzigern tranken Sie einen Liter Wodka am Tag.

KRISTEL: Oh, ich bin seit fünf Jahren trocken. Ich habe einen wunderbaren Arzt, der mir Pillen verschreibt - wenn ich dann ein Glas Wein trinke, dreht sich mir der Magen um.

STERN: Jetzt, sagen Sie, sind Sie süchtig nach Malen.

KRISTEL: Beim Malen bin ich allein, beim Film arbeitet man im Team. Es ist wunderbar, die beiden Dinge zu kombinieren. In letzter Zeit bekomme ich auch wieder interessante Filmparts: Gerade ist in Holland 'An Amsterdam Tale' angelaufen, ein klassischer Thriller in surrealen Bildern.

STERN: Werden Sie je wieder Erotikfilme drehen?

KRISTEL: Nein. Es gibt aber auch keine Angebote. Ich habe eben einfach keinen so jungen Körper mehr.

Mit Sylvia Kristel sprach STERN-Mitarbeiter Jochen Förster.

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