Bad-Design Vorsicht vor der Kitschfalle!

Ein Besuch der Mailänder Möbelmesse zeigt: Im Badezimmer darf es bunt und bombastisch sein, nur nicht alles auf einmal.

Wenn Mailand zur Internationalen Möbelmesse lädt, ist dies der unstrittig beste Ort und Zeitpunkt, sich ein Bild zu machen von den neuen Einrichtungstrends. Auf 26 Hallen verteilt, stellen die bedeutendsten Designer und Möbelhäuser dieser Welt ihre jüngsten Entwürfe vor. In Halle Nummer 13 dreht sich alles ums Bad. Und Halle Nummer 13 ist irre beliebt: Man kommt nur schwer hinein. Das halbe Land scheint sich gerade damit zu befassen, ein neues Badezimmer zu kaufen. Mailänder und Neugierige aus anderen Teilen Italiens schieben sich an den sechs Messetagen durch Nummer 13 - dabei ist der Eintritt bei 18 Euro für Erwachsene und zwölf fürs Kind nicht eben familienfreundlich.

Während Papa zärtlich über Armaturen streicht wie über die Kühlerhaube eines Alfa Romeo und Mama einen Klodeckel nach dem anderen hochhebt, passt Oma auf, dass Klein-Luigi nicht in den Whirlpool fällt. Volksfeststimmung zwischen Waschbecken und Schüsseln - in Italien ist das Bad bedeutsamer Lebensraum, fast wichtiger als die Küche; ein prächtiges Schaumbad kann man eben nur in der Wanne nehmen, eine Pasta aber im Zweifel auch auf einem Campingkocher zubereiten.

In Deutschland

ist das Interesse an intelligenten Lösungen fürs Badezimmer und entsprechendem Zubehör ebenfalls deutlich gestiegen: 75 Prozent der Bundesbürger wollen laut einer Studie des Forsa-Institutes ein Bad, in dem sie sich "ganz und gar wohl fühlen", träumen von mehr Platz für Hometrainer und Ruheliegen, Fernseher, Minibar und PC. Da ist es geradezu deprimierend, dass hierzulande rund acht Millionen Bäder älter als 15 und 4,5 Millionen sogar älter als 25 Jahre sind.

Also auf ins nächste Bäderstudio - es muss ja nicht gleich die Komplettsanierung sein, denn im Gegensatz zu den großen Räumen einer Wohnung lässt sich dem Badezimmer schon durch das Erneuern von Details ein völlig neues Gesicht verpassen. Aber Vorsicht vor der Kitschfalle: Während die Designer für sich selbst meist minimalistische Steinbäder bauen, schlagen sie dem breiten Publikum zum Teil Farbkombinationen vor, die einfach nur wehtun. Der Trend geht zwar in Richtung Bunt, doch damit sind vor allem einzelne Akzente gemeint - knallorangene Duschköpfe, neongrüne Leuchtbadewannen und wild verschlungene Wasserhähne machen sich nur dann gut, wenn das restliche Ambiente eher nüchtern ist.

Wer sich sicher ist

, dass auch das neue Bad wieder 25 Jahre bestehen muss, sollte die Finger sowieso von allzu buntem Schnickschnack lassen und sich an traditionelle Stoffe wie Marmor und Granit halten, die es jetzt in einer Fülle imposanter Formen gibt.

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