In der Uhrenwelt ist es vielleicht die schönste Geschichte des Jahres. Im Sommer berichtete Henry Zwartz, ein australischer Journalist, im Uhren-Fachmagazin "Fratello", von einem bemerkenswerten Zufallsfund des Profi-Surfers Matt Cuddihy. Beim Aufsammeln von Müll auf dem Meeresgrund entdeckte der Sportler eine salzverkrustete Rolex (hier erfahren Sie mehr). Seine Beute teilte er in den sozialen Netzwerken. Er fand sogar den Mann, der sie Jahre zuvor verloren hatte.
Ric Outtrim, so heißt der ergraute Herr, hatte den ersten Bericht über die Uhr gelesen und sich über das Magazin an den Finder gewandt, der zwischenzeitlich Bilder der Rolex Submariner, Referenz 5513, auf seinem Instagram-Profil teilte und nicht glauben konnte, dass die Uhr nach ein bisschen Bewegung des Automatik-Rotors noch funktionierte.
Vier Jahre war die Rolex verloren geglaubt
Weil Ric wusste, was auf dem Gehäuseboden graviert war und welche Seriennummer die Uhr hatte, konnte er Matt überzeugen, der Besitzer der Uhr zu sein. Der Surfer übergab die Uhr an Ric, der sein Glück kaum fassen konnte. Ums Geld ging es dabei nie.
1971 hatte Rics Vater ihm die Uhr als Belohnung für sportliche Erfolge geschenkt. Im Laufe der Jahre nahm er seine Alltagsuhr mit auf den Mont Blanc, auf Segeltörns und viele weitere Abenteuer. Sogar ein ganzes Jahr in einer Klärgrube überstand die Rolex, nachdem sie Ric bei Reinigungsarbeiten aus der Jacke gefallen war und bis zur nächsten Reinigung der Grube dort verharren musste. Einziger Verlust: Das Edelstahl-Armband ging dabei verloren, fortan wurde die Submariner an Stoff getragen.
Erst beim Surfen kam das Material, vor allem das neue Band, an seine Grenzen. 2019 verlor Ric die Uhr vor der australischen Küste. Er brauchte lange, um den schmerzlichen Verlust zu verarbeiten.
Obwohl Ric also heilfroh war, seine Uhr endlich wiederzuhaben, trennte er sich doch sehr schnell wieder davon. Denn prinzipiell funktionierte sie zwar noch, aber die vielen Jahre am Meeresboden hatten Gehäuse, Glas und dem Armband stark zugesetzt. Also wandte er sich an die australische Niederlassung von Rolex und sandte sie zur Restauration dort ein.
Restauration zur Quasi-Neuware
Nun, etwa ein halbes Jahr später, zeigt "Fratello" das Ergebnis. Auf Geheiß ihres Besitzers sollte Rolex die Uhr generalüberholen und die ersetzten Teile mitschicken. Gesagt, getan: Die Rolex Submariner kam runderneuert zu ihm zurück, sogar ein originales Edelstahl-Armband gab es dazu.
Ric Outtrim erzählt "Fratello", dass offenbar nur ein einzelner Uhrmacher mit seiner Rolex betraut wurde. Er erklärt: "Ich möchte mich bei diesem Uhrmacher bedanken, denn es ist klar, wie viel Liebe und Mühe in dieses Projekt geflossen sind. Wir haben zusammen mit dem Rolex-Team in Brisbane zu Mittag gegessen. Sie war so lange verschwunden, dass ich mich mit dem Gefühl des tiefen Verlustes irgendwie versöhnt hatte. Ich hätte nie gedacht, dass sie zu mir zurückkommen würde, aber Rolex leistet erstaunliche Arbeit. Die Leute dort waren so nett zu mir. Sie schenkten der Uhr so viel Aufmerksamkeit."
Wer aber nun glaubt, dass die Uhr jetzt in einen Safe gesperrt wird, irrt. Da Ric seine Rolex nun wieder wie gewohnt tragen kann, wird sie ihn wieder jeden Tag begleiten. Wohl auch zum Surfen und Schwimmen, gerne auch zusammen mit Matt Cuddihy, der die Uhr gerettet hat und nun ein Freund von Ric ist. Allerdings hat der Hobby-Aufräumer eine Bedingung, erklärte er "Fratello": "Ich habe Ric gesagt, dass ich die Uhr nicht mehr in meiner aquatischen Müllsammlung sehen will!"