Als Wolfgang Joop das letzte Mal auf Skibrettern stand, war er sechs und stürzte in einen Wasserkanal. "Seitdem hasse ich das Skifahren", sagt er, "und noch mehr die Apres-Ski-Mode." Unter den Modemachern dürfte er da zurzeit der einzige sein. Sogar Karl Lagerfeld, Sohn der Waterkant und bissiger Kritiker des weißen Sports ("Diese ganzen bunten Hampelmänner im Schnee"), schickte seine Chanel-Models schon mit Muff, Fellohrenschützern, Pudelmützen und auf Snowboards auf die Piste.
Etliche Designer verwandelten in letzter Zeit ihre Laufstege in Abfahrtsloipen: mit klassischen Norwegermustern, Pelzhüten und Nerz-BHs, Popeline-Blousons, grob gestrickten Pullovern und überlangen Schals. Roberto Cavalli brachte ein Make-up namens "St. Moritz" heraus, Donna Karan fühlt sich vom Berg gerufen ("Am liebsten fahre ich im Winter mit meiner Familie Ski"), Stefano Gabbana vom Alpengeist beflügelt: "Ich dachte an Sankt Moritz, Zermatt, Gstaad."
Mode und Schneesport gehen nicht zum ersten Mal eine Liaison miteinander ein. Sogar Coco Chanel hat das Kostüm, das sie berühmt machte, in den Alpen gefunden: "Sie hat es bei einem Hotelportier oder einem Empfangschef in einem österreichischen Hotel 1953/54 entdeckt und dann uminterpretiert", so Karl Lagerfeld. Es war die Zeit, als Skiläufer in Janker und Wollhose durch den Schnee pflügten und Mannsbilder wie Toni Sailer die Frauenherzen eroberten: "Als alle noch in Wolle herumfuhren, habe ich 1954 bei der Weltmeisterschaft in Chamonix eine Windjacke gekauft. Damit war ich in Kitzbühel die Sensation." In jenen Jahren errang Willy Bogner senior den Titel "Dior der Skimode", Gattin Maria war die "Königin der Keilhose", und "Bogners" wurde in Amerika zum Synonym für Skihosen. Ein schönes Erbe für Bogner junior, dessen Kollektionen sich derzeit größter Beliebtheit erfreuen.
Was Hubert de Givenchy und Yves Saint Laurent dann in den Sechzigern an Filmkostümen für Blake Edwards "Rosaroten Panther" entwarfen, war ebenso ski-inspiriert und stilprägend wie das, was Jet-Set-Leute wie Brigitte Bardot, Gunter Sachs oder Liz Taylor in ihren Chalets in Gstaad trugen und trieben.
Das Comeback der Ski-Mode ist übrigens nicht auf den Winterurlaub beschränkt, sondern ein ganzjähriges Vergnügen. Apres-Ski-Partys im Juli sind heute so selbstverständlich wie Erdbeeren im März. Und mit Anorak, Moonboots und Gletscherbrille lässt sich jeder großstädtische Bürohengst in eine coole Pistensau verwandeln. In der Skihalle von Neuss kann rund ums Jahr auf Buckelpisten defiliert werden, Langläufer und Snowboarder haben ihren Weltcup-Auftakt im Oktober ins Flachland nach Düsseldorf und Berlin verlegt. Nur echte Bergfexe wie die Skilanglauf-Legende Walter Demel finden das nicht so toll: "Da komm ich nicht mehr mit!"