"Man sollte schon deshalb kein langes Gesicht machen, weil man dann mehr zu rasieren hat" - das sagte ein schlauer Mann schon vor Jahrzehnten. Da hat er recht gehabt. Denn, liebe Damen, ihr ahnt nicht, was wir Kerle schon lange wissen: Rasieren ist die Pest!Trockenrasierer kann man vergessen - eine lange, nervtötende Angelegenheit, bei der immer Kleinst-Büschel stehen bleiben. Also Nassrasur. Man steht morgens vor dem beschlagenen Spiegel (kein Mann mit Verstand würde sich vor dem Duschen rasieren, bloß kein Kaltstart am frühen Morgen), versucht, die Schemen seines Gesichts zu erahnen, patscht sich mit der bloßen Hand Rasierschaum an die Backen (Seife und Pinsel sind wirklich nur noch was für Old-Spice-Traditionalisten), und dann geht das Geschabe los. Aber wo?
Eine Blitzumfrage unter stern-Kollegen förderte zutage: Begonnen wird an der Seite in Koteletten-Höhe, und zwar, weil es da nicht wehtut. Man schabt dann weiter runter, eine ganz mechanische Geschichte, man schläft fast wieder ein dabei. Sodann wird weiter um die Problemzonen herumgesurft: Wen es immer in der Schnurrbartzone zwickt, der rasiert sich zunächst den Hals sauber, hält dann die Luft an, und zupp, zupp, zupp ist der Schnurbartschatten weg und gerne mal die Lippe blutig. Den Kehlkopf-Schneidern geht es ähnlich. Ein Schlucken zur falschen Zeit, und im Büro sieht man aus wie ein Attentatsopfer. Überhaupt im Büro: Sprüche gibt es nur, wenn man nicht rasiert ist. Dabei könnte doch mal die ein oder andere Kollegin säuseln: "Wie glatt rasiert du heute wieder bist." Das würde sich toll anfühlen
Der Ganzkörperrasierer von Philips
Bernd Teichmann (Ressort Kultur) testete den neuen Ganzkörperrasierer von Philips
Beatles oder Stones? Sekt oder Selters? Körperpelz oder Babyhaut? Also, ich bin ziemlich bewachsen und ganz zufrieden, vor allem mit dem Frontplüsch, der meinen Brustkorb trotz Muskelmassenmangel so schön ausdefiniert. Nicht so schön: die Fusseln auf Schultern, Oberarmen und im Nacken. Der "Bodygroom TT 2021" von Philips soll helfen. Tut er auch – nach mehrmaligem Rubbeln (nicht zu fest, sonst tut’s weh). Na ja, für das bisschen diese Rasier-Banane zulegen? Also die Beine. Lang und bewuchert. Bei Scherkopfmaßen von vier mal zwei Zentimetern dauert das etwa so lange wie die Enthaarung eines Grizzlybären per Nagelschere. Wenn man die Technik raushat - schön aus dem Handgelenk, da sind Dirigenten und Tischtennisspieler weit vorne. Ich spiele aber lieber Fußball und bin 43, zähle also nicht mehr zur Altersgruppe der 20- bis 34-Jährigen, von denen rund 70 Prozent bevorzugen, sich wie eine Nacktschnecke zu fühlen.
Für Großstadt- Grizzlys: "Bodygroom"von Philips für 44,99 Euro
Der Gillette Fusion Power Stealth
Torben Müller (stern Gesund Leben) testete den neuen Gillette-Rasierer
Männer wie ich sind der Albtraum jedes Nassrasiererherstellers: Seit 14 Jahren benutze ich dasselbe Modell. Bislang war ich überzeugt, dass mein „Gillette Sensor“ seine Sache mit zwei Klingen sehr ordentlich macht. Der "Gillette Fusion Power Stealth" ist nun deutlich üppiger bestückt. Fünf Klingen gleiten angenehm über die Haut und säbeln alles weg, was sich ihnen in den Weg stellt. Mithilfe der sechsten Schneide lassen sich Koteletten praktisch stutzen. Nur den Schalter im Griff sollte man nicht drücken: Sein surrender Motor bringt statt der Gesichtshaut die Hand unangenehm in Schwingung. Fazit: Der "Gillette Fusion Power Stealth" rasiert gut, aber nicht spürbar besser als sein Urahn. Dafür ist er deutlich teurer. Rund 3,75 Euro kostet eine "Power Stealth"-Ersatzklinge, circa 1,40 Euro ein "Sensor"-Exemplar.
Fünf Klingen: der "Gillette Fusion Power Stealth" für 14,99 Euro
Der Zwitter-Rasierer von Philips
Thomas Borchert (Ressort Computer) testete den Zwitter-Rasierer von Philips
Die Sache ist ganz einfach: Meine Haut ist eine Zicke. Trockenrasierer verursachen Pickel, Nassrasur führt zu großflächiger Rotfärbung. Deshalb war ich sehr gespannt auf die Kombination aus beidem: den Elektrorasierer, der nass schneidet. Und siehe da: Das mag meine Haut. Der "Philips Cool Skin HS8060" ist ein wasserfester Akku- Rasierer. Hinten drin verbergen sich Matschtüten: Plastikbeutel, aus denen per Knopfdruck ein von Nivea stammendes Gel auf die Scherköpfe quillt, das diese sanft über den Bart gleiten lässt. Das Ergebnis ist wunderbare, ungereizte Glätte. Allerdings: Die Gelbeutel gehen auf den Geldbeutel. Fünf bis sechs Rasuren habe ich pro Tüte geschafft, dann ist jeweils etwas mehr als ein Euro weg. Aber man kann ja mal die Kombination mit normalem Rasierschaum wagen.
Designobjekt ab 150 Euro: "Philips Cool Skin"
Der Neue von Braun
Bert Gamerschlag (Ressort Lebensart) testete den Neuen von Braun
Am besten war's in der Wanne, zum Tooor!!!- Geschrei der Fußballkonferenzschaltung im Radio, mit Schaum und Dreifachklinge. Da war der Bart wie Butter! Aber nur einmal die Woche, wegen der Hautreizung. Der "Series 7" kommt der Badewanne sehr nahe, und das ohne 100 Liter heißen Wassers. Jetzt ist täglich Bundesliga. Das Gerät sirrt sanft und ist so gründlich, dass ich mir tagsüber verwundert ins Samstagsgesicht fasse. Das Gerät kennt Tricks. Es rasiert schnurlos, ich kann mich also rasieren und meiner Frau zugleich Kaffee ans Bett bringen. Auch reinigt es sich von selbst und steht dabei kopfüber in einer Ladebox, wo es sich brummend ultrabeschallt, nach geheimem Rhythmus und so lange, dass ich ins Büro muss und das Ende nicht erlebe. Die Katzen hassen das Gerät. Da müssen sie durch, denn es rasiert genial. Tor, Toooor!
Kennt eine Menge Tricks, kostet aber auch stolze 349 Euro: "Series 7" von Braun
Nassrasierer von Montblanc
Dirk Liedtke (Ressort Computer) testete den Nassrasierer von Montblanc
Der Pinsel piekst schrecklich. Die Rasur ist für mich kein so wichtiges Ritual, dass ich den Aloe-vera-No-Name- Schaum aus der Dose unbedingt mit einer Dachshaarbürste von Montblanc auf den besprießten Partien verstreichen müsste. Mit den Fingern geht das auch sehr gut. Der Rasierer liegt dafür so schwer und satt in der Hand wie das Lieblingsskalpell eines Schönheitschirurgen. Das polierte Metall macht etwas her. Auf schwarzem Marmor sähe es ideal aus. Für einen Klassiker ist es aber zu trendig. Dafür müsste es schon ein Griff aus Holz sein oder Perlmutt. Eigentlich ist das Montblanc- Rasierset für 395 Euro zu schön, um benutzt zu werden. Dann bilden sich womöglich Kalkringe und verkrustete Ablagerungen. Man könnte sich das Set schön auf einem Schreibtisch vorstellen, direkt neben der Meisterstück- Füller-Garnitur. Ein guter Rasierer ist der Montblanc übrigens nicht, sondern nur Durchschnitt. Auf den Kopf passen nämlich nur volkstümliche Dreier-Klingen. Die rasieren recht angenehm, stumpfen aber auch erstaunlich schnell ab und sind mit rund zwei Euro pro Stück auch noch teuer. Bei der nächsten Modellgeneration wünsche ich mir von Montblanc eine dem Preis angemessene Klinge aus Titan oder handgeschmiedetem Shogun-Schwert- Material. Die müsste dann aber auch ein Leben lang halten.
Old School: Pinsel aus Dachshaar für 205 Euro, Edelstahl- Rasierer für 190 Euro