Avril Lavigne, ja genau, DIE Avril Lavigne, dein Teenageschwarm und 2000er-Vorbild, kommt zurück. Nur ist sie nicht mehr das Skater-Girl von früher. Fünf Jahre war sie von der Bildfläche verschwunden. Als sie 2014 das erste Mal öffentlich bekanntgab, unter Lyme-Borreliose zu leiden, war das für viele ein Schock. Die von Zecken übertragene Infektionskrankheit befällt das Nervensystem und kann zu Gedächtnisverlust, Lähmungserscheinungen oder Gelenkschmerzen führen und in seltenen Fällen sogar tödlich sein. Die Diagnose ist oft nicht einfach. Ein Arzt sagte Avril zum Beispiel, sie solle doch einfach aus dem Bett aufstehen und sich ans Klavier setzen, "wird schon". Er hatte die Borreliose nicht erkannt, wie so viele andere Ärzte auch nicht. Heute geht es der Sängerin wieder gut und sie ist bereit für die Rückkehr ins Rampenlicht. NEON erzählt sie, wie ihre Krankheit das im Februar 2019 erscheinende Album beeinflusst hat.
Deine erste Single kam 2002 raus. Was hat sich seit "Complicated" für dich verändert?
Ich habe mich musikalisch weiterentwickelt. Mein erstes Album war geprägt von lauten, verzerrten Gitarren und lauten Drums. "Head Above Water" ist sehr gesangslastig. Die Musik baut sich vorsichtig um die Lyrics auf. Es ist gechillter und emotionaler. Damals, 2002, war ich ein Teenager, ich war ein Tomboy und stand auf Rock 'n' Roll, was ich auch immer noch tue.
Es gibt die Theorie, dass du 2003, mit 18, gestorben bist und durch einen Klon ersetzt wurdest.
Ja, das ist einfach nur dumm. Und es ist dumm von Leuten, das tatsächlich zu glauben.
Gestorben wärst du aber tatsächlich fast, 2014 bekamst du nach einem Zeckenbiss die Diagnose Lyme-Borreliose und warst fast zwei Jahre ans Bett gefesselt. Wie war das für dich?
Ich war einfach nur müde. Es saugt dir deine ganze Energie aus dem Körper. Du kannst nichts machen. Es gibt 1000 Symptome, aber das war das schlimmste.
Hattest du Angst, nie wieder im Studio oder auf der Bühne stehen zu können?
Ja, ich war so krank, ich dachte, das ist das Ende. Ich fühlte mich, als würde mir alles genommen. Aber es hatte auch etwas Gutes, ich war nicht gezwungen oder wurde dazu gedrängt, Musik zu machen. Als es mir langsam besser ging, schnappte ich mir meine Gitarre und schrieb "Head Above Water" in meinem Schlafzimmer. Und einen Song namens "Warrior". Das sind die ersten Songs des neuen Albums. Und beide handeln vom Kampf mit meiner Krankheit. Ich fühlte mich, als wäre ich unter Wasser, ich habe keine Luft bekommen. Ich fühlte mich, als würde ich sterben. Ich sagte mir immer, dass ich bald gesund werde. Kämpf dich durch! Hinfallen, aufstehen, hinfallen, aufstehen. Diese beiden Songs sind für mich sehr wichtig, weil ich sie aus meinen Erfahrungen geschrieben habe. Ich glaube, es sind Songs, die andere inspirieren und motivieren weiterzumachen, wenn sie eine harte Zeit durchmachen.
Was hat dir geholfen, gesund zu werden?
Ganz viele Medikamente und Ruhe. Yoga und jeden Tag Gemüsesaft trinken.
Hast du einen Ratschlag für jemanden, der an einem ähnlichen Tiefpunkt angekommen ist?
Denk einfach dran, dass diese Dinge vorübergehen können. Es kann besser werden. Das Beste, was du machen kannst, wenn du in einer beschissenen Situation steckst, ist, dich auf alles Positive zu konzentrieren. Steh jeden Tag auf und denke an alles Gute, das dir im Leben passiert ist. Meditiere, wenn du spirituell bist, bete, sprich mit Gott. Mach alles, um auf die andere Seite zu kommen, denn meistens ist es möglich. Es kann besser werden.
Was brauchst du heute, als gesunde Avril, um über Wasser zu bleiben?
Ich brauche gute Menschen um mich herum, gute Energie. Ich brauche gesundes Essen, ein gesundes Workout, das hält mich, wie wahrscheinlich die meisten Menschen, über Wasser.
Dein neues Album ist definitiv nicht mehr Skater-Girl-like, es klingt fast schon clean.
Ich wollte das Album komplett um die Vocals herum aufbauen. Nach dem Prinzip: weniger ist mehr, ein bisschen Klavier, ein bisschen Percussion, aber mehr nicht. Ich glaube, es ist ganz hübsch geworden und auch kraftvoll. Die Stimme ist immer präsent, du hörst die Emotion und fühlst sie auch.
Was erwartet uns noch, außer zwei Songs über deinen Kampf mit Lyme-Borreliose?
Es gibt neben "Warrior" und "Head Above Water" auch Songs über Beziehungen. Ich habe das Album über einen Zeitraum von drei Jahren geschrieben, also gibt es natürlich Songs über die Liebe, die guten und die schlechten Zeiten. Ein Song, den ich sehr gerne mag, heißt "Dumb Blonde". Er spielt mit den Stereotypen einer dummen Blondine, handelt aber im Grunde von Female Empowerment. Eine unabhängige, starke Frau zu sein und einen Mann zu haben, der dich darin unterstützt. Ich bin eine unabhängige, starke Frau und sage in dem Song: Hey, es ist ok, dein eigenes Ding durchzuziehen und stark zu sein. Du musst einen Typen finden, der dich darin unterstützt und nicht jemanden, der dir das wegnehmen will. Es sind sehr stärkende Songs, die dir helfen, Dinge zu überstehen. Ich hoffe, mein Album kann Leben verändern und Menschen stärken.
Quellen:"ABC News"
