Keine Frage: Reiseführer sind toll, um nicht völlig planlos durch die Metropolen dieser Welt zu irren – aber leider finden so auch unzählige andere Abenteurer die gleichen Tipps. Am besten fragt man also einen Insider, wo es sich am besten shoppen, chillen und essen lässt. Die 28-jährige Sonja aus NRW hatte in Singapur Glück und den besten Reiseführer direkt vor Ort – ihr Mann ist gebürtiger Singapurer und die beiden haben dieses Jahr in der Stadt geheiratet. Bei NEON verrät euch die selbstständige Yoga- und Fitnesstrainerin ihre Geheimtipps.
Sonja, was gefällt dir in Singapur am besten?
Definitiv das Essen. Ich bin sowieso ein großer Fan der asiatischen Küche, aber in Singapur ist der Mix einfach super. Es gibt quasi aus dem ganzen südostasiatischen Raum das Beste in einer Stadt. Ob traditionell malaiische Gerichte, indisches, chinesisches oder vietnamesisches Essen. Unbedingt probieren sollte man Saté-Spieße mit Erdnusssauce – die besten gibt es beim "Haron Satay 55". Generell muss man für gutes Essen gar nicht in Restaurants gehen, sondern kann die sogenannten "Hawker Center" erkunden. In diesen Bereichen oder Hallen sammeln sich die Streetfood-Stände der Stadt. Dort kann man sich nach Lust und Laune durchprobieren. Im "East Cost Lagoon Food Village" gibt es zum Beispiel tolle Gerichte mit Meeresfrüchten. Meine absolute Lieblingsnachspeise ist "Bubur Kacang Durian" – eine Art süße Kokosnuss-Suppe mit Bohnen.
Was unterscheidet Singapur von anderen Metropolen wie Bangkok?
Singapur ist im Vergleich zu anderen Städten in Südostasien recht klein – aber extrem multikulti. Dadurch, dass die Stadt immer eine Handelsmetropole und lange eine britische Kolonie war, finden sich dort Einflüsse von Einwanderern aus der ganzen Welt. Für asiatische Verhältnisse ist die Stadt daher relativ westlich, aber insgesamt einfach sehr tolerant. Und Singapur ist eine Business-City – hier werden Geschäfte gemacht und viel Geld verdient. Dadurch werden aber auch Projekte möglich, die in Europa wohl kaum jemand finanzieren oder umsetzen würde – so wie das "Marian Bay Sands"-Hotel, ein riesiges Hotel in Form eines Schiffs, mitten in der Stadt.
Also brauche ich ein großes Budget für den Urlaub in Singapur?
Nein, das nicht unbedingt. Man kann in Singapur sehr viel Geld ausgeben in riesigen Shoppingmalls und teuren Hotels. Die Stadt gehört nicht umsonst zu den Metropolen mit den höchsten Lebenshaltungskosten. Aber auch für eine kleines Budget kann man in Singapur viel unternehmen: Es gibt Hostels, die Betten für zehn Euro die Nacht anbieten. Und auch um nach Singapur zu kommen braucht man nicht viel Geld. Seit kurzem gibt es einen Direktflug von Berlin – dort bekommt man die zwölfstündige Strecke schon ab 200 Euro.
Was sollte ich mir in Singapur denn noch unbedingt anschauen?
Neben den Streetfood-Centern (Hawker Centre) und den "Gardens by the Bay", die natürlich in jedem Reiseführer auftauchen, gibt es noch viele andere Sachen zu entdecken. Auch wenn es lustig klingt: Der Changi Airport ist mehr als nur einen Zwischenstopp beim An- oder Abreisen wert. Er ist quasi Flughafen, Mall und Unterhaltungscenter in einem. In eine andere Welt abtauchen kann man in den unterschiedlichen Stadtvierteln von Singapur. In "China Town " kann man hervorragend essen, Souvenirs einkaufen und die asiatische Küche erleben. In "Bugis" und "Kampong Glam", die zu den ältesten Vierteln der Stadt zählen, gibt es modernen Lifestyle gemixt mit malaiischer Kultur. Ein besonderer Hingucker sind dort die bunten Fassaden der Häuser, zwischen denen man umherschlendern kann. Wer gern feiern und auch tanzen geht, dem kann ich "Clarke Quay" ans Herz legen. Direkt am Singapur River finden sich dort unzählige Bars, Restaurants und Clubs in denen man lange Nächte verbringen kann.
Hast du noch einen Geheimtipp?
Auf jeden Fall "Sentosa Island" – die kleine Insel vor Singapur ist ein Vergnügungspark, aber hier gibt es auch Museen oder Strände, um zu entspannen. Während man sonst im Zentrum vor allem auf Touristen trifft, sind hier auch Einheimische, die eher in den Vororten wohnen. Wer ganz in Ruhe entspannen will, sollte am besten unter der Woche fahren, dann ist es deutlich leerer als am Wochenende. Wenn man zum Ende des Fastenmonats Ramadan in Singapur ist (das Datum variiert nach dem islamischen Kalender), sollte man sich das "Hari Raya"-Fest und den dazugehörige Markt nicht entgehen lassen, die die Fastenzeit mit einer farbenfrohen Feier und Essen in der Gemeinschaft beenden.
Gibt es Regeln, auf die ich bei meinem Besuch beachten sollte?
Unbedingt. Wie bei allen Reisen sollte man natürlich die kulturellen und religiösen Gegebenheiten des Gastlandes bedenken. Singapur hat außerdem sehr strenge Gesetze, wenn es um Fragen wie Sauberkeit geht. Wer zum Beispiel Müll auf die Straße wirft oder ein Kaugummi irgendwo hinspuckt, muss mit sehr hohen Strafen von 500 Dollar oder mehr rechnen. Das ist natürlich sehr restriktiv – auf der anderen Seite ist die Stadt dadurch extrem sauber und gepflegt. Und es gibt noch eine andere Regel, auf die man achten muss: In der U-Bahn darf man keine Durians mitnehmen und schon gar nicht öffnen. Diese spezielle Frucht ist in Indonesien und Malaysia sehr beliebt. Aber weil sie sehr stark riecht, wird sie gern als "Stinkfrucht" bezeichnet. Die Meinungen, wie sie schmeckt und ob man sie lecker findet, gehen sehr weit auseinander. Probieren sollte man sie in Singapur auf jeden Fall – aber eben auf gar keinen Fall in der Bahn.