Hund liegt auf nacktem Bizeps, Hund liegt auf Männerschoß, Hund liegt auf Hunde-Tattoo (auf nacktem Bizeps). Aufmerksamen Tinder-Nutzerinnen werden sie nicht entgangen sein: Die Hundemänner – Männer, die sich auf der Dating-Plattform mit einem Hund inszenieren. Wohlgemerkt mit einem Hund, nicht mit ihrem Hund. Letzteres ist schließlich zweitrangig, damit die Frau ins Netz geht, beziehungsweise nach rechts wischt. Notfalls wird für Tinder kurz der Hund des Nachbarn zweckentfremdet und dann gedrückt, geknuddelt und geschlabbert, was das Zeug hält. (Letzteres hoffentlich nur vom Hund, aber... man soll dort auch schon anderes gesehen haben.)
Einige Männer meinen, es verstanden zu haben: Was früher in der Gesellschaft Aussehen, Macht und Reichtum war, ist jetzt der Hund. US-amerikanische Medien warnen deshalb eindringlich vor dem neuen, brandgefährlichen Dating-Trend: dem Dogfishing. Dabei würden sich Singles, vor allem Männer, nur deshalb mit einem Hund für Dating-Plattformen ablichten lassen, weil sie wüssten, dass es beim anderen Geschlecht gut ankommt. Erst beim Treffen stelle sich dann oft heraus: Das auf dem Foto ist eigentlich gar nicht der eigene Welpe, sondern der des Cousins vom Nachbarn. "Indy100" beschreibt das Dogfishing gar als "den schlimmsten Dating-Trend von allen".
Eine kurze Recherche belegt es: Von zehn Männern auf Tinder zeigt sich mindestens einer mit Hund. Bei den weiblichen Kandidatinnen sollen es deutlich weniger sein. Einige Männer sind zumindest so ehrlich und schreiben es direkt dazu: "Nicht mein Hund auf dem Foto!!!" Immerhin.
Aber: Warum lassen sie den Hund auf Tinder dann nicht einfach ganz weg? Fast wirkt es, als hätten die verzweifelten Singles irgendwo gelesen, mit einem Hund auf ihrem Foto würden sie gleich viel attraktiver wirken.
"Wer tierlieb ist, muss ein toller Kerl sein – denkt das Frauenhirn"
Und tatsächlich: Im Internet lassen sich innerhalb weniger Minuten obskure Flirt-Tipps von noch obskureren Flirt-Experten für Tinder-Männer finden, die genau das raten. Flirtcoach Andreas Lorenz schlägt Männern vor, auf ihren Fotos mit einem Hund spazieren zu gehen "oder ihn zu knuddeln".
Zitat: "So steigen die Chancen auf ein Match enorm, denn die Girls hoffen dann, auf Dates mit dir dasselbe spaßige Programm zu erleben!"
Und ich als Girl dachte ich hätte mit 13 schon die dümmlichsten Flirt-Tipps dieser Welt in der "Bravo" gelesen, aber da habe ich mich wohl getäuscht. Denn es wird noch besser: "Frauen schmelzen bei süßen Hundeaugen förmlich dahin. Es gibt nichts, was einen besseren ersten Eindruck bei einer Frau macht, als wenn du auf deinem Profilbild deinen kleinen Hund auf dem Schoß hast oder deine ältere Katzendame auf dir gerade herum tollt", schreibt eine Seite, die sich "Flirtuniversity" nennt. (Jetzt wissen wir auch endlich, wo all die Flirtcoaches ihre Masterarbeit geschrieben haben!)
Auch der Flirtcoach Andy Pasion schreibt: "Haustiere hinterlassen einen guten Eindruck auf Tinder-Fotos, denn wer tierlieb ist, muss einfach ein toller Kerl sein – denkt das Frauenhirn."
Anscheinend weiß er auch, wie sehr wir Frauen es lieben, wenn uns Männer erklären, wie "das Frauenhirn" funktioniert. Ich habe zwar keinen Abschluss von der Flirtuniversity, aber was ein Frauenhirn eher denkt: Wenn ihr auch ansonsten eine langweilige Flachbirne seid, wird daran leider auch der Hund der Nichte vom Stiefvater des Nachbarn nichts ändern. So niedlich er auch sein mag.
Nebenbei bemerkt: Besonders unauffällig ist es auch nicht gerade, wenn auf drei eurer fünf Profilfotos ein riesiger Hund, aber nur die Hälfte eures Gesichts zu sehen ist.
Wer selbst einen Hund hat, enttarnt Dogfisher sofort
Das Gute ist: Wer selbst einen Hund hat, merkt relativ schnell, ob die andere Person ein Hundefreund oder ein Dogfisher ist. Ein Mann, der oberkörperfrei einen Hund in einer Pose vor sich hält wie Affe Rafiki Simba im "König der Löwen"? Ganz klar: ein Dogfisher.
Ein Mann, der seinem Hund einen Kuss ins Fell drückt, während der Hund mit angelegten Ohren und eingezogenem Schwanz in die Kamera schaut? Ein Dogfisher!
Ein Mann, der auf die Frage, welche Rasse denn sein Hund sei, antworten sollte: "Äh, weiß ich gar nicht, aber er ist echt süß"?Dogfisher!
Zur Verteidigung der Dogfisher muss allerdings auch gesagt werden: Wer verzweifelt genug ist, sich mit einem Mann zu treffen, nur weil der einen Hund besitzt, ist vielleicht auch ein bisschen selber schuld. Aber wir hätten da ohnehin noch eine viel bessere Idee: Kauft euch doch einfach selber einen Hund!