Wer hat nicht schon von der Penispumpe und ihrem angeblichen Potenzial zur maßgeblichen Verbesserung der Laken-Performance gehört? Und sie ist längst nicht das einzige geheimnisvolle Mittel, das Potenz, Durchhaltevermögen oder generelle Laken-Performance vermeintlich verbessern soll. Was ist also dran an Vakuumpumpe, Baumrinde und Co.?
Christian Wülfing ist Urologe aus Hamburg und hat die bekanntesten Potenz-Mythen für die medizinische Online-Plattform Gospring aufgeklärt.
1. Nashornpulver macht Lust auf Sex
Um die magischen Kräfte des Nashorn-Horns ranken sich zahlreiche Gerüchte. Aber: Mal abgesehen davon, dass niemals ein Tier getötet werden sollte, um an sein Horn zu kommen, klingt der Gedanke, dass geriebenes Nas-Horn als Aphrodisiakum genutzt werden kann, bei Tageslicht betrachtet auch irgendwie absurd. Dennoch wird gemunkelt. dass die animalischen Kräfte des imposanten Tieres bei der Einnahme auf den Menschen übergehen.
Das Urteil des Experten: "Nashornpulver ist ganz klar ein Mythos!" Während es möglich sei, dass der Placebo-Effekt hier zu einem größeren Lustgefühl führt, könne man stattdessen auch einfach an den Nägeln knabbern. Denn das Horn besteht aus Keratin, genau wie menschliche Haare und Nägel.
2. Baumrinde hat die gleiche Wirkung wie Viagra
Yohimbin ist ein Mittel, welches aus den Blättern und der Rinde des in Westafrika beheimateten Yohimbe-Baums gewonnen wird. Es soll die Blutgefäße erweitern und besonders in der Leistengegend für eine bessere Durchblutung sorgen, sodass der Penis mit mehr Blut versorgt wird und die Erregbarkeit zunimmt. Bei zu hoher Dosierung von Yohimbin kann es allerdings auch zu Herzrasen, Schweißausbrüchen, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit kommen.
Das Urteil des Experten: "Yohimbin […] ist etwas aus der Mode gekommen. Als es Viagra und Co. noch nicht gab, hat man Yohimbin tatsächlich öfter verabreicht und manchmal auch Erfolg damit gehabt."
3. Eine Vakuumpumpe macht den Penis länger
Den Penis in eine Pumpe stecken, die so viel Unterdruck erzeugt, dass Blut in die Schwellkörper gepumpt wird? Klingt vor allem: schmerzhaft. Aber wie heißt es so schön? Wer schön sein, will muss leiden. Und immerhin verspricht der Mythos der Penispumpe, dass die künstlich erzeugte Erektion den Umfang und die Größe des Glieds über einen kurzen Zeitraum steigert. Doch nach Abklingen der Erektion schrumpft der Penis meist wieder auf seinen Originalzustand zurück. Allerdings hält sich wacker das Gerücht, dass der Penis durch regelmäßiges "Training" mit der Pumpe dauerhaft vergrößert werden kann.
Das Urteil des Experten: "Die Pumpen sind ein etabliertes Hilfsmittel für Patienten mit erektiler Dysfunktion", so Wülfing. "Allerdings hören viele rasch wieder mit der Anwendung auf, da die Methodik als zu umständlich empfunden wird damit auch die Spontanität wegfällt. Dass der regelmäßige Gebrauch der Pumpen zu einer Vergrößerung des Penis führt, halte ich definitiv für einen Mythos. Die Pumpe verhindert eventuell, dass der Penis bei Erektiler Dysfunktion kürzer und kleiner wird, aber andersrum sicher nicht."

4. Kegel-Training sorgt für stabilere Erektionen
Das Konzept des Kegel-Trainings kennen wir vor allem im Zusammenhang mit Beckenbodentraining für Frauen, beispielsweise nach einer Geburt. Doch auch Männern ist das Training des Musculus pubococcygeus, also des Muskels, der benutzt wird, wenn man beim Pinkeln den Strahl unterbrechen will, möglich. Bei gutem Training stützt dieser Muskel Blase und Schließmuskel und kann beispielsweise nach Prostataoperationen Inkontinenz verhindern. Gezieltes Training soll außerdem dazu führen, dass Erektionen länger andauern, härter werden und der Samenerguss kontrollierbarer wird.
Das Urteil des Experten: "Alles, was mit ‘Penis wird dicker oder länger’ zu tun hat, ist Quatsch. Das Einzige, was den Penis länger macht, ist, wenn stark adipöse Männer abnehmen. Er wird dann eigentlich auch nicht länger, aber besser sichtbar – also gefühlt länger", sagt Christian Wülfing. Dennoch würden sich Kegel-Übungen, ähnlich wie Ausdauersport, positiv auf Durchblutung und Leistungsfähigkeit auswirken, was wiederum gut für die Erektion sei.
5. Rauchen macht impotent
Kennt ihr die Bilder auf den Zigarettenpackungen, auf denen eine halb gerauchte Zigarette lasch nach unten hängt? Oder ein Mann nackt, beschämt und traurig auf dem Bett liegt? Die Ursachen einer erektilen Dysfunktion sind vielfältig, aber Rauchen gehört dazu. Außerdem können Stress, psychische Probleme und schwerwiegende körperliche Erkrankungen dafür sorgen, dass es untenrum nicht so richtig laufen will.
Das Urteil des Experten: "Unbedingt mit dem Rauchen aufhören! Das erhält die Erektion auch im Alter. Ansonsten schädigt Rauchen die Gefäße und führt ziemlich sicher irgendwann zu Impotenz", sagt Urologe Wülfing. Es sei wichtig, auf gesunde und ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität zu achten, da dies Stress abbaue und das Immunsystem stärke. Außerdem würde damit typischen Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Diabetes und koronaren Herzkrankheiten vorgebeugt werden, die häufig die Ursache für erektile Dysfunktion sind.