Es gibt diese Songs, Filme oder Bücher, die ein Leben verändern. Bei denen man sich fragt, wie man vorher leben konnte, wie man die Welt ganz anders sehen konnte. Für Rockfans gehört sicherlich "Killing in the Name", der Song der US-amerikanischen Band Rage Against the Machine, dazu. Viele werden sich daran erinnern, wie sie dieses Lied zum ersten Mal gehört haben und wie es damals fast einer Offenbarung gleichkam. Für Youtuber YouYouYou!!! gilt das auch. Aber der Reihe nach.
Der Amerikaner betreibt den YouTube-Kanal "YouYouYou!!! Artist Album Marathons". Hinter dem sperrigen Titel verbirgt sich eine charmante Idee: YouYouYou!!! rezensiert Alben, in dem er sich ins Auto setzt, die Platte einlegt und seine Reaktion beim ersten Hören filmt. Normalerweise mag er eher Hip Hop, doch diesmal will er sich auch mit den Klassikern der Rockgeschichte bekanntmachen. Da sind Rage Against the Machine und ihr gleichnamiges Debütalbum eine naheliegende Wahl.
Rage against the Machine – begeisternder Gitarrenrock
Beim ersten Song ist YouYouYou!!! schon nicht abgeneigt, aber noch nicht ganz überzeugt. Aber spätestens bei Minute 1:22 setzt sie dann ein, langsam, aber unaufhaltsam – die Offenbarung, von der wir sprachen. "Killing in the Name" läuft, die Gitarren schrammeln, "Wo willst du damit hin?", fragt sich der Youtuber. Er wird es herausfinden.
"And now you do what they told ya", flüstert Sänger Zack de la Rocha durch die Autoboxen, immer wieder – "Das hast du schon mal gesagt", lacht YouYouYou!!!. Aber der Frontmann sammelt ja nur die Kräfte, um dann seine ganze Wut herauszuschreien: "Fuck you, I won't do what you tell me / Fuck you, I won't do what you tell me". Spätestens da gibt es dann auch für den eingefleischten Hip-Hopper kein Halten mehr: "Was ist das? Was ist das? Danke, dass ihr mir davon erzählt habt!" Und jeder, der mal zu "Killing in the Name" auf der Tanzfläche ausgerastet ist, wird ihn verstehen.
"Das ist kein Album, das ist eine Bewegung"
Übrigens lohnt es sich bei dem Song durchaus, auch mal hinter die lauten Gitarren zu hören und auf den Text zu achten. So wie YouYouYou!!!: "Das ist ein Album, bei dem ich immer wieder auf Stopp drücken und sagen muss: Habt ihr gehört, was er gerade gesagt hat?" Denn der 1992 erschienene Hit rechnet gnadenlos mit Rassismus und Polizeigewalt in den USA ab – von seiner Aktualität hat er auch 25 Jahre später nichts verloren.
Ebenso wie der Rest der hochpolitischen Debütplatte der Rocker aus Los Angeles. "Das ist kein Album, das ist eine Bewegung", lautet das treffende Fazit von YouYouYou!!!. "Meine Ohren haben gerade einen Orgasmus gehabt." Kaum zu glauben, dass ihm ein so bekanntes Stück so lange entgangen ist – aber für eine Begegnung eines Hip-Hop-Liebhabers mit Rockmusik ist es nie zu spät.
