Sie verherrlichen Vergewaltigungen, denn in ihren Augen schulden die Frauen ihnen den Sex. Die Mehrzahl hatte noch nie eine Freundin, geschweige denn Geschlechtsverkehr. Schuld daran seien die Frauen, sagen sie. Frauen sind für sie der Feind - besonders die Feministinnen.
Sie, das sind die "Incels". "Incel" ist die Abkürzung für "Involuntary Celibacy", die "unfreiwillige Enthaltsamkeit". Im Internet finden sich Communities, in der sich diese Männer gegenseitig in ihrem Frauenhass bestärken und ihre Vergewaltigungs- und Mordfantasien gegen das weibliche Geschlecht austauschen.
"Incel"-Community: Abgründe des Internets
Je weiter man recherchiert, desto tiefere, abartige Abgründe tun sich auf. Das Online-Magazin "Babe.net" hat Anfang des Jahres dafür gesorgt, dass die Seite "incel.life" vom Netz genommen wurde. In einem Artikel auf der Seite finden sich einige erschreckende Beispiele der Gedanken und Erfahrungen, die die Männer dort teilten. Ein User prahlt damit, wie er seine Genitalien an einer Frau im Bus gerieben hat. Normalerweise würde er sowas nicht machen, aber er sei einfach so deprimiert gewesen, schreibt er. "Ich habe das für 15 Minuten gemacht. Ich hab sogar meine Haltestelle verpasst." Als sie ausstieg, habe sie geweint. "Ich hoffe, ich kann das noch mal machen." Ein anderer User gibt sogar noch Tipps: "Ich mache das meistens bei asiatischen Frauen. Die sind ziemlich ruhig und machen keine Szene."
In anderen Posts erzählen Männer von ihren Wünschen, Frauen mit einem Messer ins Gesicht zu stechen, sie mit Säure zu übergießen oder zu steinigen. Sie rechtfertigen ihre kranken Fantasien damit, dass Frauen, die mit vielen verschiedenen Männern Sex haben, keine Menschen mehr genannt werden dürften.
In die Schlagzeilen geriet die Community im April diesen Jahres, als ein Mann in Toronto mit einem Lieferwagen Amok fuhr. Es bestand der Verdacht, dass der Mann der "Incel Rebellion" angehörte. Auf Facebook hatte er kurz vor seiner Tat einen Post abgesetzt, in dem es hieß: "Wir werden all die Chads und Stacys stürzen." Chad ist in der "Incel"-Szene die abfällige Bezeichnung für Männer, die bei Frauen gut ankommen - und Stacy ist der Name für attraktive Frauen.
Kitschige Bilder von glücklichen Pärchen
Für diese Sorte Menschen gibt es nun eine eigene Dating-Website, wie sie zynischer nicht sein könnte: "Love creates Change" ("Liebe schafft Veränderung") prangt groß auf der Startseite. Dazu kitschige Bilder von glücklichen Pärchen. Die "Incels" werden dort als Opfer dargestellt, die doch nur den "Wunsch nach Akzeptanz, Liebe und Zusammengehörigkeit" verspüren würden. "Wir helfen, Beziehungen zu bilden, die die Botschaft von Liebe und Frieden verbreiten", heißt es in ihrer Beschreibung. "Incels" werden wie eine missverstandene, liebesbedürftige "Minderheit" dargestellt. In einer angeblichen Kundenrezension schreibt eine Frau über ihre Erfahrungen mit der Dating-Plattform. "Ich war auf der Suche nach einem Weg, wie ich die Probleme der Welt mit unglaublicher Liebe, Integrität und Demut lösen kann", schreibt sie. Durch die Website hätte sie Brad kennen gelernt, einen "Incel". "Ich wusste, dass ich ihm helfen und dadurch mein Liebesleben als Signal für eine große Veränderung nutzen kann."
Schwer vorstellbar, dass es Frauen geben soll, die tatsächlich Interesse an Männern dieser Art haben. Fragwürdig ist auch, ob die Website tatsächlich ernste Absichten verfolgt. Es gibt weder ein Impressum, noch lässt sich genaueres über den Dating-Service finden. Das Seiten-Layout basiert auf einem einfachen Template für Hochzeits-Websites. Lediglich einen zwei Tage alten Twitter-Account gibt es, auf dem sie schreiben, sie seien "eine neue Online-Community, die hilft, die 'Incel'-Bewegung zu heilen" und auf der Suche nach Spenden ist:
Angeblich soll die Plattform also die Frauenhasser "heilen". Ob eine Website, die diesen kranken Hass so verharmlost, die Lösung sein wird, ist allerdings fraglich.