Alltagsrassismus Angespuckt und beschimpft: Junge Muslima wird auf offener Straße angegriffen

Ein Video zeigt, wie eine junge Frau mit Kopftuch in Wien auf offener Straße beleidigt wird. Nebenstehende Passanten schreiten ein – und auch im Netz regt sich Widerstand von jungen Aktivisten.

"Du Hure!", "Du Schwein!", "Du Hund!", "Setz dich auf den Boden, da wo du hingehörst!" – die ältere Frau schreit, ihre Stimme überschlägt sich. Sie sitzt in der Ecke einer Bushaltestelle auf einer Bank. Ziel ihrer Hasstirade: Eine junge Frau. Verrückte Leute, der alltägliche Wahnsinn einer Großstadt, mag man zunächst denken. Aber die Frau meint es wohl ernst, Auslöser ihrer Wut scheint das Aussehen ihres Gegenübers zu sein: Die junge Frau trägt ein Kopftuch. "Die FPÖ haut euch alle raus", keift die Angreiferin. Erst als ein Mann dazwischen geht und die Straßenbahn an der Haltestelle einfährt, steht sie auf. "Sie haben kein Recht, mich so anzuschreien", hört man die junge Muslima sagen. Da kommt die Frau noch einmal zurück: "Verschwinde, du Scheiße" schreit sie – und spuckt ihr Gegenüber an.Das eineinhalbminütige Handyvideo, das am Samstag in Wien vom Opfer des Angriffs heimlich selbst aufgenommen wurde, verbreitet sich rasend schnell im Netz, seit die Fotografin Asma Aiad es auf Instagram und Facebook geteilt hat. Sie schreibt dazu: "Eben erhielt ich eine Nachricht von meiner Freundin mit diesem Video und der Nachricht: 'Asma, das ist mir gerade eben passiert. Ich zittere so sehr vor Angst.' Während der Auseinandersetzung im Video bleibt die 25-Jährige ruhig und versuchte, die Argumente der aufgebrachten Wienerin zu entkräften. Nur am Ende des Videos hört man sie schluchzend sagen: "Das ist mein Land".

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Passanten zeigen Zivilcourage

Auffällig ist, dass vor allem junge Passanten in der Umgebung die Frau abschirmen und in Schutz nehmen. Das betont auch Asma Aiad in ihrem Post: "Tröstend ist, dass im Gegensatz zu vielen anderen Vorfällen, hier Frauen und Männer Zivilcourage gezeigt haben." Aber sie fügt hinzu: "Faktum aber ist: Antimuslimischer Rassismus steht mittlerweile leider am Tagesprogramm. Gegen Islamfeindlichkeit und Rassismus muss bewusst was gemacht werden." Die Fotografin, die selbst eine Hijab trägt, hatte im letzten Jahr ein Video geteilt, in dem sie mutmaßlich am Wiener Flughafen rassistisch beleidigt worden war.

Nach Bekanntwerden des Videos bekundeten viele Menschen auf Social Media ihre Solidarität mit der jungen Frau und teilten eigene Erfahrungen mit Alltagsrassismus. Sogar Bundeskanzler Sebastian Kurz schaltete sich ein und verurteilte die Attacke auf Twitter. Asma Aiad rief zwei Tag nach dem Angriff bei Instagram zu einem Crowdfunding auf: Das Geld soll in eine Kampagne zur Aufklärung und zum Austausch über Rassismus fließen: "Es sollen Seminare, Workshops und geschützte Räume mir ExpertInnen organisiert werden, um gegen den wachsenden Hass und Rassismus mit konstruktivem und selbstermächtigendem Handeln entgegenzuwirken", schreibt sie dazu.

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