Für viele Millennials war der Disney-Film "Der Glöckner von Notre-Dame" ein Teil ihrer Kindheit. 1996 erschien der Zeichentrickfilm nach dem gleichnamigen Roman von Victor Hugo. Hauptfigur ist Quasimodo, der als Kind aufgrund seines außergewöhnlichen Aussehens verstoßen und schließlich von der Kirche im Glockenturm der Notre-Dame aufgezogen wurde – dort, wo ihn niemand sehen kann. Außerdem geht es um die Verfolgung und Diskriminierung von Sinti und Roma. Schwerer Stoff für einen vermeintlichen Kinderfilm. Als ich ihn damals als Kind das erste Mal auf VHS-Kassette gesehen habe, kamen mir die Tränen. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich bei einem Film weinen müssen. Ein sehr seltsames Gefühl.
Trauer mit dem "Glöckner von Notre-Dame"
Vielleicht ist es dieses (leicht traumatische) Kindheitserlebnis, das so viele junge Menschen so um die brennende Kathedrale trauern lässt. Wer schon einmal auf Klassenfahrt oder zum Urlaub machen in Paris war, stand wahrscheinlich aufgeregt vor der Notre-Dame und wollte mit eigenen Augen einmal das Zuhause von Quasimodo sehen. Es brennen zu sehen, hat viele berührt.
In meinem eigenen Instagram-Feed haben viele Freunde Fotos von sich in Paris geteilt und ihre Trauer damit ausgedrückt. Doch nicht nur Erinnerungsfotos, sondern auch Illustrationen mit der berühmten Disney-Figur werden haufenweise gepostet. Besonders ein Bild geht gerade viral:
Die Zeichnung stammt von der Illustratorin Cristina Correa Freile und zeigt einen trauernden Quasimodo, der die Kirche im Arm hält. Simpel aber sehr eindrücklich. Und damit hat sie scheinbar einen Nerv getroffen: über 150.000 Likes hat das Bild innerhalb von 18 Stunden gesammelt. In allen sozialen Netzwerken reposten Menschen weltweit das kleine Kunstwerk gerade und drücken damit ihre Trauer um den Brand in der Notre-Dame aus.
Und auch andere Illustratoren machen den fast vergessenen Disney-Helden zu diesem traurigen Anlass noch einmal zur Hauptfigur. Mal ernst, mal eher zynisch.
Ob man die Trauer über ein Gebäude nun angebracht oder übertrieben findet, sei mal dahin gestellt. Was alle eint ist aber wahrscheinlich dieses seltsame Gefühl, dass so ein Wahrzeichen wie die Notre-Dame selbst 2019 noch so zerbrechlich ist.
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