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Weihnachtstradition Alle Jahre wieder: Warum ich gerne schenke, aber Wichteln vollkommen sinnlos finde

Frau sitzt auf dem Sofa und hat sich verzweifelt Geschenkpapier über den Kopf gezogen
Verschenken macht Spaß – solange es nicht zum Zwang wird. Unsere Autorin hat sich darüber Gedanken gemacht, wie das auch beim Wichteln funktionieren kann. 
© Getty Images
Unsere Autorin liebt die Vorweihnachtszeit – wäre da nicht dieses blöde Wichteln. Warum sie der Tradition nichts abgewinnen kann und über welches Wichtelgeschenk sie sich dann doch gefreut hat, erzählt sie hier.      
Von Sara Tavakoli

Jedes Jahr – pünktlich zum 1. Dezember – geht’s los. Weihnachtsessen mit der WG, mit den Arbeitskollegen, mit den engsten Freundinnen, dem größeren Freundeskreis, den Freunden von Zuhause und den Freunden aus der Studienzeit. Spätestens nachdem man sich auf einen Termin einigen konnte und geklärt hat, wer für Rotkohl, Klöße oder (Tofu-)Braten zuständig ist, kommt ausnahmslos in jeder Runde die Frage aller Fragen auf: Wichteln oder nicht Wichteln?

Nein, ich möchte bitte nicht wichteln

Ich bin immer für letzteres – und gehöre damit grundsätzlich zur Minderheit. Wichteln finde ich nämlich ziemlich daneben. Nicht, weil ich ein Grinch bin, Weihnachten nicht mag, nicht gerne Geschenke bekomme oder andere beschenken möchte. Ganz im Gegenteil. Aber – und jetzt kommt das große Aber – das Problem liegt meiner Meinung nach darin, dass man sich auf Teufel komm raus ein Geschenk bis fünf oder zehn Euro für eine Person überlegen soll, die man im Worst Case nicht mal richtig gut kennt und absolut keine Ahnung hat, was ihr gefällt, was sie braucht oder was sie schon hat. Und das gilt auch umgekehrt: Jemand, der mich nicht gut kennt, kann doch nicht riechen, was ich mag und was nicht. 

Es gibt durchaus Geschenke, bei denen man ­– so glaube ich zumindest – nicht viel falschmachen kann: eine Handcreme, ein paar Socken, eine Duftkerze oder so etwas in der Art. Aber selbst bei solchen Sachen frage ich mich: Muss das wirklich sein? Haben wir nicht alle genug Kram zuhause rumfliegen und eigentlich sowieso schon viel zu viel von allem? Die Schubladen quellen doch alle über und die Schränke sind alle voll. Sollten wir dann noch mehr und mehr und mehr Sachen darauf packen?

40 Prozent der Deutschen sind unzufrieden mit ihren Weihnachtsgeschenken

Dieser ganze Überfluss an Konsum macht mich vor allem deswegen so fuchsig, weil es ja auch nicht nur beim Wichteln oder dem Adventskalender bleibt, sondern ein paar Tage später ein Haufen an Geschenken unter dem Weihnachtsbaum liegt, von dem gefühlt die Hälfte wahrscheinlich umgetauscht werden muss oder dankend entgegengenommen wird; mit dem Wissen, dass es in einer Ecke des Zimmers vergammeln wird.

Laut einer Studie des Marktfoschungsinstituts TNS im Auftrag von "eBay" sind 40 Prozent der Deutschen unzufrieden mit ihren Geschenken und haben zum letzten Weihnachtsfest mindestens ein Geschenk bekommen, das ihnen nicht gefallen hat. Fast jeder Dritte behält das Geschenk trotzdem – aus Höflichkeit. Ist das nicht wahnsinnig schade?

Schrottwichteln ist das Schlimmste

Versteht mich nicht falsch – ich mache mir tatsächlich gerne darüber Gedanken, was ich Freunden oder Familie schenke, und ich freue mich auch selbst sehr über Geschenke. Bloß das Konzept des Wichtelns finde ich daneben, weil es mit dem Zwang verbunden ist, einer zugelosten Person etwas zu schenken – in einer Zeit, in der wir ohnehin schon sehr viel verschenken und geschenkt bekommen.

Was mich übrigens komplett auf die Palme bringt, ist Schrottwichteln. Warum zur Hölle macht man so etwas? Das war mir schon immer ein Rätsel. Irgendetwas verschenken, das man so richtig nutzlos und sinnlos findet, mit dem Wissen, dass die beschenkte Person es genauso nutzlos und sinnlos findet und es auf kurz oder lang wegschmeißt? Dann doch lieber richtig Wichteln und das fünfte Duschgel, statt des Live-Love-Laugh-Wandtattoo bekommen, das zwar witzig ist, aber mehr eben auch nicht.

Eine Alternative: Nachhaltiges Wichteln

In meinen Weihnachtsessensgruppen letztes Jahr konnte ich das Abschaffen vom Wichteln leider nicht durchsetzen. Immerhin waren alle dafür, in diesem Jahr unter dem Motto Nachhaltigkeit zu Wichteln. Es wurde wieder verwendbares Backpapier, selbstgemachtes Körperpeeling und handgemachtes Bienenwachspapier verschenkt. Mein Wichtel-Partner hat in meinem Namen eine Spende bei einer Hilfsorganisation in der Höhe des Wichtel-Betrages getätigt – das war mit Abstand das beste Wichtelgeschenk, das ich je bekommen habe. So fand ich Wichteln sogar gar nicht mal so blöd.

P.S.: Bei uns in der Redaktion wird auch gewichtelt. Falls du das hier liest, lieber Wichtel, und noch keine Handcreme gekauft hast – ich freue mich riesig über eine Spende zum Weiterschenken.

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