Einer von zwei Haft-Ausbrechern in Frankreich wieder festgenommen

Haftanstalt in Frankreich
Haftanstalt in Frankreich
© AFP
Einen Tag nach dem filmreifen Ausbruch zweier Häftlinge aus einem französischen Gefängnis hat die Polizei einen von ihnen wieder festgenommen. Dabei handele es sich um einen 32-Jährigen, der wegen häuslicher Gewalt in Untersuchungshaft saß, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag im ostfranzösischen Dijon mit. Er wurde knapp hundert Kilometer vom Gefängnis entfernt aufgegriffen.

Der zweite Ausbrecher, ein 19-Jähriger, der wegen Mordversuchs in Untersuchungshaft saß, war am Freitag zunächst weiter auf der Flucht. Er gelte als Mitglied einer organisierten Bande und sei möglicherweise gefährlich, erklärte die Staatsanwaltschaft. Der junge Mann sei schon als Minderjähriger mehrfach in einer Jugendstrafanstalt gewesen. Er stehe im Verdacht, im Zusammenhang mit Drogenhandel den Auftrag zu einer Straftat bekommen zu haben.

Die beiden Häftlinge waren am Donnerstagmorgen aus dem Gefängnis in Dijon entkommen, nachdem sie mit einem Sägeblatt die Fenstergitter durchsägt hatten. Mit ihren Bettlaken machten sie den an der Gefängnismauer angebrachten Klingendraht unschädlich. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft waren die Metallsägeblätter per Drohne in das Gefängnis geliefert worden. Der Hof der Haftanstalt war bislang nicht mit Abfangnetzen für Drohnen ausgestattet. 

Es sei erst kürzlich ein Mann verurteilt worden, weil er Sägeblätter per Drohne in das Gefängnis geliefert hatte, betonte die Staatsanwaltschaft. Knapp hundert Polizisten seien weiter im Einsatz, um den zweiten Häftling aufzuspüren. 

Am Vortag war ein weiterer Häftling wieder festgenommen worden, dem ein Ausbruch aus einer Justizvollzugsanstalt bei Rennes gelungen war. Er war bei einem Gruppen-Besuch in ein Planetarium entkommen. Der Mann wurde in Nantes aufgegriffen. 

Justizminister Gérald Darmanin steht derzeit in der Kritik, sich vor allem um die von ihm initiierten Hochsicherheitstrakte für Drogenbosse zu kümmern, dabei aber die übrigen Haftanstalten zu vernachlässigen. In Frankreich sind die Gefängnisse seit Jahren überbelegt. Nach einer Studie des Europarates vom Juli liegt Frankreich auf Platz drei hinter Slowenien und Zypern. Im Oktober waren die knapp 63.000 Haftplätze zu 136 Prozent belegt. Das bedeutet, dass in vielen Einzelzellen Etagenbetten stehen oder Matratzen auf den Boden gelegt werden. 

Der prominenteste Häftling jüngster Zeit, Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, hatte während seiner drei Wochen dauernden Haft im Pariser Gefängnis La Santé wegen seines besonderes Status allerdings eine Einzelzelle. Seine Erfahrungen will er in einem neuen Buch schildern, das Anfang Dezember veröffentlicht wird.

AFP