Ihren ersten Auftritt als "First Lady" Frankreichs meisterte Valérie Trierweiler souverän: Im eleganten, knielangen, schwarzen Kleid lächelte sie ihrem Lebensgefährten, dem neuen Präsidenten François Hollande, im prunkvollen Elysée-Palast stolz zu. Mit ranghohen Gästen tauschte sie freundliche Worte aus und verteilte Küsschen. Die Journalistin, die 20 Jahre lang die Spitzenpolitiker des Staates begleitet und beobachtet hat, steht nun selbst im Rampenlicht. Wie die 47-Jährige ihre neue Rolle genau ausfüllen will, hat sie allerdings noch nicht verraten.
Ähnlich wie einst die sozialistische Präsidentengattin Danielle Mitterrand wird sich Trierweiler wohl kaum damit begnügen, Wohltätigkeits-Tombolas und Dinner-Abende zu veranstalten. Keinesfalls wolle sie nur "Deko" an der Seite des Präsidenten sein, sagte Trierweiler kürzlich. Am liebsten würde sie weiter als Journalistin arbeiten, denn "finanziell unabhängig zu sein, ist für mich fundamental".
Die aus dem westfranzösischen Angers aus einer Familie mit sechs Kindern stammende Trierweiler ist stolz auf das, was sie erreicht hat. Sie sieht sich als Sprössling einer "verarmten bürgerlichen Familie", denn ihr Großvater leitete einst eine Bank. Die Mutter musste als Kassiererin einer Eisbahn arbeiten, um die Familie durchzubringen, nachdem der Vater durch eine Kriegsmine ein Bein verloren hatte.
Valérie legte 1988 ein Diplom an der renommierten Pariser Politikuniversität ab und machte rasch Karriere. 1989 begann die ehrgeizige junge Frau beim Massenblatt "Paris Match", zuständig für die Sozialisten. Schon damals lernte sie Hollande kennen, der Parlamentsabgeordneter und später Parteichef wurde. Doch zunächst heiratete sie den Publizisten und Übersetzer deutscher Philosophen, Denis Trierweiler, mit dem sie drei Söhne hat - Hollande bekam mit der Sozialistin Ségolène Royal vier Kinder. Ihre Liebe füreinander entdeckten Trierweiler und Hollande erst später, seit 2005 sind sie ein Paar.
Die unterlegene Präsidentschaftskandidatin Royal trennte sich direkt nach der Wahl 2007 von Hollande, denn die Affäre mit Trierweiler war ihr nicht verborgen geblieben - die beiden Frauen meiden sich seither. Hollande machte die Beziehung zu der "Frau meines Lebens" allerdings erst 2010 öffentlich.
Trierweiler war da wegen ihres Privatlebens schon längst aus der Politikredaktion von "Paris Match" verbannt, bei einem Fernsehsender betreute sie zuletzt ein Kulturmagazin. "Es war wirklich hart, darauf zu verzichten", sagte Trierweiler, sie habe ihr "halbes Leben dem politischen Journalismus gewidmet".
Im Wahlkampf hielt sich die 47-Jährige auffällig zurück. Inhaltlich mische sie sich nicht ein, versicherte die Medien-Expertin. Ihr Einfluss auf Hollande darf freilich nicht unterschätzt werden. So soll sie dafür gesorgt haben, dass der früher als "Pudding" verspottete Sozialist mehr als zehn Kilo abnahm und sich ein kantigeres Profil zulegte. Bei allen wichtigen Auftritten begleitete sie ihren zehn Jahre älteren Partner.
Bei der Zeremonie am Dienstag im Elysée-Palast, in dem das neue Präsidentenpaar nicht wohnen will, gab es erstmals auch eine Art Amtsübergabe der "First Lady". Carla Bruni-Sarkozy und Trierweiler unterhielten sich lange und verabschiedeten sich herzlich voneinander: "Ich denke, für mich wird es einfacher im Elysée", hatte Trierweiler vorher gesagt. Das Ex-Model Bruni sei aus einer "völlig anderen Welt" gekommen, während sie mit der Politik vertraut sei.
Ab Freitag wird Trierweiler Hollande in die USA begleiten. Probleme mit dem Protokoll, wie dies für streng religiöse Länder wie Saudi-Arabien befürchtet wird, gibt es dort nicht. Denn in Frankreich gelangte nun erstmals ein nicht verheiratetes Paar an die Staatsspitze. Trierweiler zerbricht sich darüber aber nicht den Kopf: "Also ehrlich, es gibt wirklich andere Dinge, die mir Sorgen machen können."