Überdurchschnittlich stark legten die Reallöhne von Geringverdienern zu: Das Fünftel mit den geringsten Verdiensten verzeichnete im ersten Quartal einen Zuwachs von 7,2 Prozent, wie die Statistiker weiter mitteilten. Für das oberste Fünftel mit den höchsten Verdiensten lag der Anstieg bei 2,7 Prozent.
Die Reallohnverluste der vorherigen Jahre sind mit den jüngsten Anstiegen jedoch noch nicht ausgeglichen. Im Corona-Jahr 2020 waren die Reallöhne nach mehreren Jahren wieder gesunken, um 1,2 Prozent. 2021 stagnierten sie, im Jahr 2022 sackten sie wegen der Energiepreiskrise um 4,0 Prozent ab. 2023 stiegen sie nur minimal, im vergangenen Jahr legten sie dann kräftig um 3,1 Prozent zu.
"Vor diesem Hintergrund war die langsamere Gangart im laufenden Jahr absehbar", erklärte Dominik Groll, Experte am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW). Für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte komme erschwerend hinzu, dass zu Jahresbeginn die Zusatzbeiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung stark gestiegen sind. Daher bleibe vom Plus bei den Bruttolöhnen "netto kaum noch etwas" übrig.
Groll erwartet, dass sich die Reallöhne zukünftig wieder stärker an der Arbeitsproduktivität orientieren. Diese sei wegen der schwächelnden Wirtschaft aber seit Jahren nicht gestiegen. "Im laufenden Jahr wird daher der Kaufkraftzuwachs für die Arbeitnehmer merklich geringer ausfallen als im vergangenen Jahr", erklärte Groll. Kräftige Zuwächse setzten eine deutliche Belebung der Wirtschaft voraus.