Im Kampf um Syriens Hauptstadt Damaskus sind die Regierungstruppen in die Offensive gegangen. Nach heftigen Gefechten gelang es der Armee, die Kontrolle über das Viertel Midan zu übernehmen, während auch aus weiteren Vierteln Kämpfe gemeldet wurden. Bei den Verhandlungen um die Zukunft der UN-Beobachtermission zeichnete sich im UN-Sicherheitsrat zunächst keine Einigung ab.
Ein AFP-Reporter sah in Midan zerschossene Gebäude, geplünderte Läden und Munitionsreste auf der Straße. Das Staatsfernsehen zeigte Bilder gefesselter Kämpfer und beschlagnahmter Waffen. Die der Opposition nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London erklärte, die Armee sei mit Panzern in das Viertel vorgedrungen. Das im Osten gelegene Viertel Kabun sei mit 15 Panzern angegriffen worden.
Ein Vertreter der Sicherheitskräfte sagte, die Armee habe am Donnerstag eine Generaloffensive in Damaskus gestartet, um die Kontrolle über die Viertel zurückzugewinnen, in die sich "Terroristen eingeschleust haben". Laut den Rebellen wurde der Stadtteil Dschobar mit Artillerie und Mörsern beschossen. Auch aus drei weiteren Vierteln wurden heftige Gefechte gemeldet. Nach Angaben der Beobachtungsstelle gab es zudem mehrere Demonstrationen gegen Staatschef Baschar al-Assad, die aber klein ausfielen.
Die Beobachtungsstelle berichtete zudem von heftigen Kämpfen in Aleppo im Norden Syriens, den ersten dieser Art in der wirtschaftlich bedeutendsten Stadt des Landes. Soldaten hätten dort zudem auf eine Großdemonstration geschossen. Es habe Tote gegeben.
Nach Angaben der Beobachtungsstelle waren am Donnerstag landesweit mehr als 300 Menschen getötet worden, rund die Hälfte von ihnen Zivilisten. Damit wäre es der blutigste Tag seit Beginn des Aufstands gegen Assad im März 2011. Am Freitag wurden demnach mindestens 44 Menschen getötet. Laut dem UN-Flüchtlingskommissariat flohen während der vergangenen 48 Stunden bis zu 30.000 Syrer in den Libanon.
Unterdessen erlag der bei dem Anschlag auf den Krisenstab am Mittwoch verletzte Leiter der Behörde für Nationale Sicherheit, Hischam Ichtiar, seinen schweren Verletzungen, wie das Staatsfernsehen meldete. Bei dem Anschlag waren auch drei weitere Mitglieder des engsten Führungszirkels um Assad getötet worden.
Für Verwirrung sorgte der russische Botschafter in Paris, Alexander Orlow, mit Äußerungen über einen möglichen freiwilligen Abgang Assads. Syriens Staatsfernsehen bezeichnete dies als "ohne jegliche Grundlage", Orlow relativierte seine Aussagen später.
Frankreichs Außenminister Laurent Fabius bestätigte, dass die EU ihre Sanktionen gegen Syrien verschärfen will, darunter das bereits verhängte Waffenembargo. Dies sei Thema beim Treffen der EU-Außenminister in Brüssel am kommenden Montag.
Nach der Blockade einer Syrien-Resolution im UN-Sicherheitsrat durch die Vetomächte Russland und China am Donnerstag gab es am Freitag Streit über eine Verlängerung des Mandats der UN-Beobachtermission in Syrien. Russlands UN-Botschafter Witali Tschurkin kündigte ein Veto gegen einen britischen Vorschlag für eine Verlängerung des Mandats um 30 Tage an.
Das US-Repräsentantenhaus nahm derweil einen Gesetzentwurf an, der dem Verteidigungsministerium Rüstungsgeschäfte mit Russland verbieten soll. Laut Interfax setzte Moskau eine umstrittene Lieferung von Kampfhubschraubern an Syrien bis auf weiteres aus.