Im Kampf um Syriens Hauptstadt Damaskus sind die Regierungstruppen in die Offensive gegangen. Nach heftigen Gefechten gelang es der Armee die Kontrolle über das Viertel Midan zu übernehmen, berichtete ein AFP-Reporter, während auch aus den Vierteln Dschobar und Kabun Kämpfe gemeldet wurden. Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge war Donnerstag mit mehr als 300 Toten der blutigste Tag seit Beginn des Aufstands.
Ein AFP-Reporter sah in Midan zerschossene Gebäude, geplünderte Läden und Munitionsreste auf der Straße. Das Staatsfernsehen zeigte Bilder gefesselter Kämpfer und beschlagnahmter Waffen. Die der Opposition nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London erklärte, die Armee sei mit sieben Panzern in das Viertel vorgedrungen. Auch das im Osten gelegene Viertel Kabun sei mit 15 Panzern angegriffen worden.
Ein Vertreter der Sicherheitskräfte sagte AFP, die Armee habe am Donnerstag eine Generaloffensive in Damaskus gestartet, um die Kontrolle über die Viertel zurückzugewinnen, in die sich "Terroristen infiltriert haben". Laut den Rebellen wurde Dschobar mit Artillerie und Mörsern beschossen. Auch aus den Vierteln Kafar Susse im Südwesten, Hadschar al-Aswad im Süden und Barse im Nord-Osten wurden heftige Gefechte gemeldet.
Nach Angaben der Beobachtungsstelle wurden am Donnerstag landesweit mehr als 300 Menschen getötet. Damit war es der blutigste Tag seit Beginn des Aufstands gegen Präsident Baschar al-Assad im März 2011. Unter den Toten waren 139 Zivilisten, 98 Soldaten und 65 Rebellen. Laut dem UN-Flüchtlingskommissariat flohen während der vergangenen 48 Stunden bis zu 30.000 Syrer über die Grenze in den Libanon.
Ein AFP-Fotograf berichtete, rund 150 schwer bewaffnete Aufständische hätten nach heftigen Kämpfen die Kontrolle über den Grenzübergang Bab al-Hawa zur Türkei übernommen. Davor lägen die ausgebrannten Wracks türkischer Lastwagen. Zuvor hatte die irakische Regierung bereits erklärt, syrische Rebellen hätten die Kontrolle über sämtliche Grenzübergänge zum Irak übernommen.
Unterdessen erlag der bei dem Anschlag auf den Krisenstab am Mittwoch verletzte Leiter der Behörde für Nationale Sicherheit, Hischam Ichtiar, seinen schweren Verletzungen, wie das Staatsfernsehen meldete. Demnach wurde für die anderen Opfer in Damaskus ein Staatsbegräbnis abgehalten. Bei dem Anschlag waren Verteidigungsminister Daud Radschha, sein Stellvertreter Assef Schaukat, ein Schwager Assads, und der Leiter des Krisenstabs Hassan Turkmani getötet worden.
Russlands Außenamtssprecher Alexander Lukaschewitsch nannte es "völlig inakzeptabel", dass westliche Länder versuchten, Russland für die eskalierende Gewalt in Syrien verantwortlich zu machen. Am Donnerstag hatten die UN-Vetomächte Russland und China erneut eine Resolution blockiert, in der Syrien mit Sanktionen gedroht wurde. Dem Sicherheitsrat liegen nun noch zwei Anträge auf eine Verlängerung der UN-Beobachtermission in Syrien vor.
Das US-Repräsentantenhaus nahm derweil mit 407 zu fünf Stimmen einen Gesetzentwurf an, der dem Verteidigungsministerium Rüstungsgeschäfte mit Russland verbieten soll. In dem Gesetzentwurf wird Moskau vorgeworfen, Assad mit Waffen zu unterstützen. Lukaschewitsch sprach daraufhin von einer "Mentalität des Kalten Kriegs". Laut Interfax setzte Moskau aber eine umstrittene Lieferung von Kampfhubschraubern an Syrien bis auf weiteres aus.