Viele Demonstranten hielten Fotos von Palästinensern hoch, die von Israel getötet oder inhaftiert worden waren. Die palästinensische Autorin Rula Ghanem etwa demonstrierte für ihren Sohn, der im israelischen Megido-Gefängnis sitzt. Er leide dort "unter vielen Dingen", etwa einem Mangel an Nahrung und Medikamenten, sagte Ghanem. Ihr Sohn habe im Gefängnis zehn Kilogramm abgenommen und sich Krätze zugezogen.
Die Zahl der Palästinenser, die in israelischer Haft sitzen, ist seit Beginn des Gaza-Krieges stark angestiegen. Einige seien wegen Gewalttaten inhaftiert worden, andere aber auch wegen politischer Äußerungen in Onlinenetzwerken, teilte die Palästinensische Kommission für die Angelegenheiten von Häftlingen und Ex-Häftlingen mit.
Der Sprecher der Kommission, Thaer Schriteh, sagte, die internationale Gemeinschaft mache sich der Beihilfe schuldig, "wenn sie nicht schnell eingreift, um das palästinensische Volk und die Gefangenen in den Gefängnissen und Haftanstalten zu retten".
Andere Demonstranten hatten auch Bilder von hungernden Menschen im Gazastreifen dabei oder waren als Skelette verkleidet. Bei dem Protest gehe es darum, "unser Volk in Gaza und die hungernden Kinder in Gaza zu unterstützen", sagte die 39-jährige Demonstrantin Tagrid Siada in Ramallah.
Knapp 22 Monate nach Beginn des Gaza-Kriegs, den die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas mit ihrem beispiellosen Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst hatte, ist die humanitäre Lage im Gazastreifen verheerend. Mehr als hundert Hilfsorganisationen warnten kürzlich vor einem "massenhaften Verhungern" in dem Palästinensergebiet.