Totes Kleinkind in Frankreich: Neue Hinweise auf ein Verbrechen

Trauerfeier für Emile
Trauerfeier für Emile
© AFP
Im Fall des 2023 in Frankreich verschwundenen Kleinkinds gibt es neue Hinweise darauf, dass es sich nicht um einen Unfall handelte: Der zwei Jahre alte Emile habe eine schwere Gesichtsverletzung erlitten, und seine Leiche sei an einen anderen Ort transportiert worden, sagte der Staatsanwaltschaft von Aix-en-Provence, Jean-Luc Blachon, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz. Derweil wurden Emiles Großeltern, eine Tante und ein Onkel nach zwei Tagen aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Eine Tatbeteiligung der Familie wird allerdings weiter nicht ausgeschlossen.

Der "Eingriff einer Person zwischen seinem Verschwinden und seinem Tod" sei wahrscheinlich, sagte Blachon mit Blick auf Emiles Schicksal. Die Hypothese, dass es sich um eine Tat innerhalb der Familie handle, sei noch nicht ausgeschlossen. 

Der Staatsanwaltschaft äußerte sich kurz nach der Freilassung der Großeltern, einer Tante und eines Onkels des Jungen, die seit Dienstag unter Mordverdacht in Polizeigewahrsam waren. Nach Angaben der Anwälte waren sie 17 Stunden lang verhört worden. Die Staatsanwaltschaft erklärte, dass "nicht genug" gegen sie vorliege, um ein Ermittlungsverfahren einzuleiten. 

Der 59 Jahre alte Großvater von Emile war am Vortag zusammen mit seiner Frau und zwei seiner insgesamt zehn Kinder festgenommen worden. Nach einem Bericht der Zeitung "Libération" war er als junger Erwachsener Mitglied der erzkatholischen Gemeinschaft Riaumont, die ein Internat betrieb, und gegen die zahlreiche Missbrauchsvorwürfe erhoben wurden. In einem Verfahren, in dem er als Zeuge auftrat, habe er eingeräumt, dass Backpfeifen und Fußtritte damals zur "üblichen Praxis" zählten.

Der Fall des kleinen Emile hat in Frankreich großes Aufsehen erregt. Der Zweijährige war im Juli 2023 verschwunden, während er bei seinen Großeltern in dem kleinen Örtchen Haut-Vernet zu Besuch war. Eine großangelegte Suchaktion mit dutzenden Polizisten, Soldaten, Spürhunden, einem Hubschrauber und Drohnen blieb damals ergebnislos. 

Erst acht Monate später fand eine Spaziergängerin den Schädel sowie Zähne des Kleinkindes in knapp zwei Kilometer Entfernung vom Haus der Großeltern. Bei den nun wieder aufgenommenen Ermittlungen wurden unter anderem ein vor der Kapelle des Örtchens stehender Blumenkasten, das Auto und ein Pferdeanhänger der Familie konfisziert.

AFP