Die neue Kampfstrategie an der Ostfront besteht laut Syrsky darin, "eine große Zahl kleiner Kampfgruppen" aus vier bis sechs Soldaten loszuschicken, die möglichst weit vordringen. Damit sollten die ukrainische Logistik "gelähmt" und Territorien mit geringem personellen Aufwand eingenommen werden. Der russischen Armee geht es laut Syrsky außerdem darum, ihre Präsenz zu demonstrieren und Gebiete für sich zu beanspruchen, selbst wenn sich dort nur wenige russische Soldaten befinden.
Als Beispiele für die Anwendung dieser Strategie nannte der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee die Kämpfe nahe der Stadt Dobropillia in der östlichen Region Donezk. Auch in der Nachbarregion Dnipropetrowsk sei die russische Armee diesen Sommer erstmals seit ihrer Invasion im Februar 2022 vorgedrungen.
Syrsky räumte ein, dass die Lage an der Front "schwierig" sei und die russische Armee in wichtigen Gebieten wie der Umgebung der Städte Pokrowsk und Dobropillia weiter vorrücke. Mit Blick auf die zahlreichen russischen Drohnenangriffe sagte der ukrainische Armeechef, sein Land wolle zu deren Abwehr mehr Hubschrauber und leichte Flugzeuge einsetzen, da sich dieses Vorgehen als "effizient" erwiesen habe.
Laut einer AFP-Analyse beruhend auf Angaben des in der in den USA ansässigen unabhängigen Forschungsorganisation Institute for the Study of War (ISW) hat Russland binnen eines Jahres etwa ein Prozent des ukrainischen Territoriums eingenommen. Syrsky gab an, dass sich die Frontlinie binnen eines Jahres um 200 auf 1250 Kilometer verlängert habe.