In den vergangenen drei Jahren war die Geburtenrate in Vietnam drastisch gesunken. Im vergangenen Jahr lag sie bei 1,91 Kindern pro Frau und damit unter dem Reproduktionsniveau, welches nötig ist, um die Bevölkerung konstant zu halten, wie das Gesundheitsministerium in diesem Jahr bekanntgab. 2021 lag die Geburtenrate noch bei 2,11 Kindern pro Frau, 2022 fiel sie auf 2,01 und 2023 auf 1,96 Kinder. Der Trend ist vor allem in wirtschaftlich entwickelten Regionen, insbesondere in großen Städte wie Hanoi und Ho Chi Minh Stadt zu beobachten, wo die Lebenskosten ansteigen.
Die stellvertretende Gesundheitsministerin Nguyen Thi Lien Huong hatte Anfang des Jahres auf einer Konferenz erklärt, dass es - trotz politischer Anpassungen und öffentlicher Kampagnen - immer schwieriger werde, Familien zu mehr Kindern zu ermutigen. Der Rückgang der Geburtenrate stelle vor dem Hintergrund der alternden Bevölkerung und des Arbeitskräftemangels eine Herausforderung für die langfristige sozioökonomische Entwicklung dar, betonte sie.
Aufgrund der in der Geschichte begründeten Bevorzugung von Jungen in der vietnamesischen Gesellschaft hat das Land zudem mit einem Geschlechterungleichgewicht zu kämpfen. Deshalb ist es verboten, Eltern vor der Geburt das Geschlecht ihres Kindes mitzuteilen oder eine Abtreibung aufgrund des Geschlechts des Kindes vorzunehmen. Kliniken, die gegen das Gesetz verstoßen, drohen hohe Strafen. Am Dienstag schlug das Gesundheitsministerium vor, die derzeit geltende Strafe auf 3800 Dollar (3340 Euro) zu verdreifachen.