Manager des US-amerikanischen Lebensmittelherstellers und Fleischverarbeiters "Tyson Foods" sollen darauf gewettet haben, wie viele ihrer Angestellten bei der Arbeit an Covid-19 erkranken und Sicherheitsvorkehrungen bewusst ignoriert haben. Das geht aus einer Klage gegen das Unternehmen hervor.
Der Werksleiter der Fabrik in Waterloo im Bundesstaat Iowa soll demnach einen Wettpool für Vorgesetzte und Manager eröffnet haben. Teilnehmer hätten sich mit Bargeld einkaufen und auf die Zahl der infizierten Arbeiter setzen können. Am Ende sollte der "Gewinner" die gesamte Summe einstreichen.
Ein Drittel der Werksarbeiter infiziert
Der Sohn eines im April an Covid-19 verstorbenen Mitarbeiters hat nun Klage eingereicht. Er wirft dem Unternehmen vor, die Sicherheit der Beschäftigten gefährdet zu haben. Im Frühjahr war es in der Fabrik in Iowa zu einem Corona-Ausbruch gekommen. Dabei hatten sich mehr als 1000 Menschen angesteckt – das entspricht etwa einem Drittel der Werksbeschäftigten. Der Standort wurde infolge der Infektionswelle im April vorübergehend geschlossen.
In einer Erklärung von "Tyson Foods" hieß es, das Unternehmen sei "äußerst bestürzt" über die Anschuldigungen und habe die Beschuldigten ohne Bezahlung suspendiert. Sollten sich die Anschuldigungen als wahr herausstellen, werde das Unternehmen "alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um dieses beunruhigende Verhalten aufzudecken und zu beseitigen."
Arbeitsbedingungen erschütterten Bezirkssheriff "bis ins Mark"
Den Gerichtsakten nach hatte der Bezirkssheriff dem Unternehmen bereits im Frühjahr zur Schließung der Anlage in Waterloo, Iowa, geraten. Dies sei allerdings nicht geschehen. Die Arbeitsbedingungen vor Ort hätten den Sheriff "bis ins Mark erschüttert". Angestellte seien zusammengedrängt worden, Masken hätten die wenigsten getragen. Mindestens fünf weitere Arbeiter sollen in dem Werk in Waterloo an Covid-19 verstorben sein.
Anweisung: Corona-Symptome ignorieren
Neben dem Werksleiter seien auch hochrangige Firmenmanager – unter anderem der Vorsitzende und der CEO – sowie zwei weitere lokale Manager angeklagt. Laut Klageschrift soll einer der Lokalmanager Mitarbeiter "ausdrücklich angewiesen haben, die Symptome von Covid-19 zu ignorieren". In der Klage hieß es an mehreren Stellen, dass Beschäftigte unter Druck gesetzt wurden, weiterzuarbeiten. So sollen die Arbeitgeber gesagt haben, das Werk müsse geöffnet bleiben, damit "die Amerikaner nicht hungern müssen".
Im Zuge der kurzzeitigen Schließung habe der Konzernvorsitzende in großen US-Zeitungen Anzeigen geschaltet. Darin habe er ebenfalls vor dem Zusammenbruch der nationalen Lebensmittelversorgung gewarnt. Nach eigenen Angaben beschäftigt "Tyson Food" landesweit 120.000 Mitarbeiter.
Im Mai ordnete US-Präsident Donald Trump schließlich an, die Fleischverarbeitungsbetriebe geöffnet zu halten – einschließlich der Anlage in Waterloo. Nach Konzernangaben wurde die Anlage am 5. Mai wieder in Betrieb genommen.