Dreifachmord in Overath "Das läuft einem eiskalt den Rücken runter"

Einen Tag nach dem Auffinden von drei erschossenen Menschen in einer Anwaltskanzlei in Overath bei Köln sind die Hintergründe der Tat weiter ungeklärt. Die Leichen waren so entstellt, dass eine sichere Identifizierung noch nicht möglich war.

Am Tag nach der Bluttat von Overath wirkt äußerlich fast alles wieder normal. Ein rot-weißes Absperrband der Polizei hängt zusammengerollt im Regen, und nur die drei Löcher in der Fensterscheibe der Anwaltskanzlei zeugen von dem Dreifachmord am Dienstag. Aber genau wie die Scheibe hat auch die Idylle in der kleinen Stadt im Bergischen Land Risse bekommen. "Das läuft einem eiskalt den Rücken runter", sagte der Inhaber einer Glaserei gleich neben dem Haus, in dem die drei Menschen getötet wurden.

Identität der Toten noch nicht geklärt

Die Geschäfte an der Hauptstraße haben am Mittwoch wieder geöffnet. "Ich bin mit gemischten Gefühlen hierher gefahren, aber man kann ja nicht einfach zumachen", sagt ein Friseur. "Ich habe meinen Laden nur aufgemacht, weil ich Ablenkung brauche", sagt die sichtlich geschockte Inhaberin einer Lederboutique, eine Freundin der Anwaltsfamilie. Auch wenn die Staatsanwaltschaft über die Identität der Toten noch schweigt, sind alle Nachbarn sicher: Es müsse sich um den Anwalt, seine Frau und seine älteste Tochter handeln.

Malerisch wirkt Overath, tief in einem Tal gelegen, mit seiner Kirche aus dem 12. Jahrhundert, den Fachwerkhäusern, Schiefer- Fassaden und Weinranken an den Wänden. Der Parkplatz hinter der Hauptstraße ist mit Kopfstein gepflastert und mit Bäumen und Blumen eingefasst. Aber genau hier entlang könnten der oder die Täter geflohen sein. "Der ist mit Sicherheit jemandem begegnet, aber das ist ein Kommen und Gehen hier", sagt der Glaser.

"Es ist ganz schlimm"

Die Hauptstraße, das Anwaltshaus, ein Hinterhaus mit Arztpraxen und der Parkplatz sind durch einen Durchgang verbunden, der auch zum Bahnhof führt. Noch in der Nacht hat die Polizei hier mit Scheinwerfern nach Spuren gesucht. "Es ist ganz schlimm", sagt eine Ladenbesitzerin, die erst durch das Polizeiaufgebot auf das Verbrechen aufmerksam wurde. Ein Passant und auch ein Friseur im selben Haus hatten Schüsse gehört. Der Passant sah die Löcher in der Scheibe zur Straße hin und alarmierte aus der gegenüberliegenden Gaststätte die Polizei.

"Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen", sagt die Freundin der Anwaltsfamilie. Sie war für Dienstagabend mit dem Ehepaar verabredet, noch am Nachmittag war die Frau im Ledergeschäft vorbeigekommen und hatte gefragt, ob es bei dem Treffen bleibt. Die Freundin fürchtete deshalb, dass es sich bei den Opfern um den Anwalt, seine Frau und ihre 26 Jahre alte Tochter handeln müsse, ebenfalls eine Juristin. Außerdem zählen zwei Töchter im Alter von 15 und 13 Jahren zur Familie.

DPA
Jürgen Hein

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