Geständnis Mutmaßlicher Mörder hat "Schreckliches getan"

Im Mordfall des Bankkierssohns Jakob von Metzler erklärt der Angeklagte, er "wäre der Erste, der sein Leben geben würde, wenn Jakob seines zurückbekommen könnte".

Im Prozess um die Entführung und Ermordung des Bankierssohns Jakob von Metzler hat der Angeklagte Magnus Gäfgen am Freitag die Tat indirekt eingeräumt, ohne aber zunächst ein neues präzises Geständnis abzulegen.

"Ich weiß, dass ich etwas Schreckliches getan habe. Ich würde es gern rückgängig machen", sagte Gäfgen mit stockender Stimme am zweiten Prozesstag vor dem Frankfurter Landgericht. "Ich wäre der allererste, der sein Leben dafür geben würde, wenn Jakob seines dafür zurückbekommen könnte." Die Sitzung wurde unterbrochen, als Gäfgen wenig später in Tränen ausbrach. Zuvor hatte Gäfgen sich als unsicheren Menschen beschrieben, der Gewalt ablehne.

Angeklagter brach in Tränen aus

"Ich möchte klarstellen, dass ich mich mit alledem nicht herausreden will, dass ich niemand anders einen Vorwurf mache und dass nur ich allein die Schuld habe", sagte Gäfgen. Während seiner Aussage brach er mehrfach in Tränen aus und wurde von seinem Verteidiger Hans Ulrich Endres in den Arm genommen.

"Ich bin kein aggressiver oder gewalttätiger Mensch. Ich verachte jede Form von Gewalt", hatte Gäfgen zuvor auf die Frage des Vorsitzenden Richters Hans Bachl geantwortet, warum er den Wehrdienst verweigert habe. Zugleich sei er "immer zu brav, zu ruhig, zu schüchtern" gewesen und habe nie das Gefühl gehabt, beliebt zu sein. "Ich war immer ein Mitläufer, der versucht hat, sich zu integrieren und anzupassen", sagte Gäfgen, der am Freitag 28 Jahre alt wurde.

"Blässlicher, schüchterner, vielleicht verklemmter Junge"

Gäfgen sagte, sein Vater, ein ehemaliger Bauingenieur, sei ein sehr sparsamer Mensch. Er habe stets weniger Taschengeld als seine Freunde bekommen, sei nur selten ins Kino gegangen, habe sich keine Markenkleidung leisten können und im Schwimmbad sein Essen selbst mitbringen müssen, statt es am Kiosk zu kaufen. Eine Freundin habe er lange nicht gehabt. Er habe selbstbewusste Frauen bewundert, die ihm aber unerreichbar erschienen seien. Er selbst habe sich als "blässlichen, schüchternen, vielleicht verklemmten Jungen" wahrgenommen.

Mit seiner wesentlich jüngeren Freundin habe er dann seine Traumfrau gefunden und ihr wie allen seinen reichen Freunden vorgeschwindelt, über viel Geld zu verfügen. Er habe alle seine Ersparnisse aufgebraucht, um sie und seine Freunde zu beeindrucken und bei ihrem Lebensstil mitzuhalten. Als ihm klar geworden sei, dass seine Ersparnisse am Ende waren, habe er begonnen, über Straftaten zur Geldbeschaffung nachzudenken.

Staatsanwalt vermutet Habgier als Motiv

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, den Sohn der Frankfurter Bankiersfamilie von Metzler am 27. September 2002 auf dem Heimweg von der Schule entführt und dann ermordet zu haben. Anschließend habe er versucht, eine Million Euro von den Eltern des Jungen zu erpressen. Als Motiv vermutet die Staatsanwaltschaft Habgier.

Das Gericht hatte am ersten Verhandlungstag sämtliche Geständnisse Gäfgens für nichtig erklärt, weil die Polizei ihn in der ersten Vernehmung mit Gewaltdrohungen unter Druck gesetzt hatte. Eine Einstellung des Prozesses hatte das Gericht aber abgelehnt, weil die Pflicht des Staates zur Verfolgung eines schweren Verbrechens wie Mord schwerer wiege als Verfehlungen einzelner Polizisten. Gegen den stellvertretenden Frankfurter Polizeipräsidenten Wolfgang Daschner und einen Kriminalbeamten läuft ein gesondertes Ermittlungsverfahren.

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