Unschuldig im Gefängnis Missbraucht in US-Haft, 22-Jähriger begeht Suizid

Kalief Browder saß als Jugendlicher drei Jahre lang unschuldig in einem New Yorker Gefängnis, wurde von Mithäftlingen und Wärtern misshandelt. Nun hat er Suizid begangen.

Kalief Browder, dessen schlimme Haftbedingungen als Jugendlicher ein Schlaglicht auf die Zustände auf der New Yorker Gefängnisinsel Rikers geworfen hatten, hat Suizid begangen. Wie seine Familie und die Behörden am Montag mitteilten, erhängte sich Browder Zuhause im New Yorker Stadtteil Bronx. Seine Mutter habe den 22-Jährigen am Samstag gefunden. Bereits während seiner knapp dreijährigen Untersuchungshaft auf Rikers Island hatte er mehrere Suizidversuche unternommen.

2010 war der damals 16-jährige Browder festgenommen worden, weil er einen Rucksack gestohlen haben soll. Browder wies den Vorwurf zurück, dennoch blieb er jahrelang ohne Gerichtsverfahren im Gefängnis. Zwei Jahre davon verbrachte er in Einzelhaft. 2013 kam er frei, nachdem die Vorwürfe gegen ihn fallen gelassen worden waren.

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Das Magazin "The New Yorker" machte Browders Fall öffentlich. Im April veröffentlichte das Magazin Aufnahmen aus dem Jahr 2012, die Misshandlungen von Browder belegen. In einem Video ist zu sehen, wie ein Gefängniswärter Browder in Handschellen zur Dusche bringt und dort brutal zu Boden wirft. Ein anderes Video zeigt, wie Browder von fast einem Dutzend Mitinsassen angegriffen wird, nachdem er ein Bandenmitglied geschlagen hatte, das ihm ins Gesicht gespuckt hatte.

"Er starb nicht umsonst"

Der Fall hatte den New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio zu Reformen auf Rikers Island veranlasst, um die Gewalt in der Haftanstalt einzudämmen und die Praxis der Einzelhaft für junge Insassen zu beenden. De Blasio bezeichnete Browders Suizid als Tragödie. "Eine Menge der derzeitigen Veränderungen auf Rikers Island sind das Ergebnis des Beispiels von Kalief Browder", erklärte de Blasio. Er wünsche sich von tiefstem Herzen, "dass wir ihn nicht verloren hätten, aber er starb nicht umsonst".

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Browders Familie erklärte, er sei "letztendlich nicht in der Lage gewesen, seinen eigenen Schmerz und die Qualen zu überwinden, die aus seinen Erfahrungen in Einzelhaft stammten". Sie riefen de Blasio und die Behörden auf, "jede mögliche Maßnahme zu ergreifen um sicherzustellen, dass keine andere Person in New York jemals wieder gezwungen wird, das zu durchleben, was Kalief durchgemacht hat". Browder hatte nach seiner Entlassung aus der Haft ein Studium aufgenommen. Er habe aber an Depressionen gelitten und eine Weile im Krankenhaus gewesen, berichtete "The New Yorker".

Rikers gehört zu den größten städtischen Gefängnissen in den USA. Durchschnittlich sitzen hier 14.000 Insassen ein, zumeist in Untersuchungshaft. In einem Untersuchungsbericht war vergangenes Jahr eine "tiefgreifende Kultur der Gewalt" in dem Gefängnis kritisiert und den Wärtern übertriebene Gewaltanwendung vorgeworfen worden.

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail ist möglich. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

AFP
stb/AFP

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