Mehr als zwei Jahre nach dem Verschwinden des fünfjährigen Pascal hat im ersten Prozess am Montag in Saarbrücken einer seiner Peiniger den Missbrauch an dem Jungen gestanden. Mit dem vermuteten Tod Pascals soll der 49 Jahre alte Angeklagte aber nichts zu tun haben. "Habe das Kind gemaust", sagte der laut Gutachten geistig erheblich zurückgebliebene und als alkoholkrank geltende Hilfsarbeiter vor Gericht mit starrem Blick - und meinte wiederholte Vergewaltigungen des Fünfjährigen sowie eines anderen Kindes.
Anklage und Pflichtverteidigung gehen von der Einweisung des Mannes in eine psychiatrische Klinik aus. Der Prozess soll am Freitag fortgesetzt und möglicherweise bereits beendet werden. Zunächst galt ein Urteil schon am Montag als möglich, doch der Anwalt der als Nebenkläger auftretenden Familie Pascals beantragte die Anhörung einer weiteren Zeugin, die selbst zum Kreis der Verdächtigen zählt.
Leiche noch immer nicht gefunden
Der Fall des vermutlich einem Kinderschänderring zum Opfer gefallenen Pascal hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst. Seine Leiche ist noch immer nicht gefunden. Die Ermittler gehen jedoch auf Grund von Aussagen weiterer Verdächtiger davon aus, dass er ermordet wurde. Angeblich wurde der Körper in einer Kiesgrube verscharrt, wo er jedoch trotz intensiver Suche nicht gefunden wurde.
Mehr als 30 Zuschauer, darunter der Vater und eine Tante von Pascal, verfolgten am Montag im Saarbrücker Landgericht das erste Verfahren um das Schicksal des Fünfjährigen. Ein Video mit nachgestellten Szenen des vermuteten brutalen und wiederholten Missbrauchs von Kindern in der Kneipe wurde vor Gericht vorgeführt.
Der 49-Jährige gab auch zu, Pascal noch am 30. September 2001 - dem Tag seines Verschwindens - in der Tosa-Bierklause in Saarbrücken-Burbach missbraucht zu haben. Das Kind habe dabei geschrien, deshalb habe er ihm den Mund zugehalten. Danach habe er der Kneipenwirtin - wie in allen vorherigen Fällen von Sex mit Kindern auch - 20 Mark (rund 10 Euro) bezahlt. Später habe er noch ein Bier getrunken und sei auf eine Kirmes gegangen.
Wirtin unter dringendem Mordverdacht
Die Wirtin der Tosa-Bierklause gilt als mögliche Drahtzieherin des Kinderschänderringes. Sie und 12 andere Tatverächtige Männer und Frauen sitzen seit rund einem halben Jahr in Untersuchungshaft und werden dringend verdächtigt, Pascal ermordet zu haben. Oberstaatsanwalt Raimund Weyand sagte am Rande der Verhandlung, es sei noch nicht absehbar, ob und wann gegen sie Anklage erhoben werde. Der nächste Haftprüfungstermin sei im Dezember. Bislang hatten die Richter jeweils den Verbleib aller Beschuldigten im Gefängnis beschlossen.