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Neuer Lobbyverband Ende der Kirchensteuer, kein Glockengeläut: "Zentralrat der Konfessionsfreien" fordert säkularen Staat

"Zentralrat der Konfessionsfreien" fordert unter anderem, religiöse Symbole sollen aus dem öffentlichen Raum verschwinden
Der neu gegründete "Zentralrat der Konfessionsfreien" fordert unter anderem, religiöse Symbole sollen aus dem öffentlichen Raum verschwinden
© CHROMORANGE / Stephan Mentzner/ / Picture Alliance
Mehrere Organisationen haben mit dem "Zentralrat der Konfessionsfreien" einen neuen Lobbyverband gegründet, der Interessen von nicht-gläubigen Menschen vertreten soll. Einige Verbände distanzierten sich.

Ein staatlicher Einzug der Kirchensteuer, Glockengeläut zum Gottesdienst und christliche Feiertage − auch wenn es in Deutschland auf dem Papier eine Trennung zwischen Staat und Kirche gibt, hat die christliche Kirche noch immer weitreichenden Einfluss auf die Gesellschaft. Wenn es nach dem "Zentralrat der Konfessionsfreien" geht, soll damit Schluss sein. 

Gegenentwurf zur Kirche: Neuer "Zentralrat der Konfessionslosen" fordert säkularen Staat

Der neu gegründete Lobbyverband ist ein Zusammenschluss aus 13 Organisationen, und will nach eigenen Angaben, die Interessen der Menschen vertreten, die nicht Mitglied in einer Kirche sind. Ziel sei die Entwicklung Deutschlands zu einem konsequent säkularen und weltanschaulich neutralen Staat, in dem die Religionszugehörigkeit Privatsache ist.

In einer ersten Erklärung teilte der Verband mit, man wolle sich dafür einsetzen, dass der Missbrauchsskandal in der Katholischen Kirche aufgeklärt wird. Zudem soll Ethik als Pflichtfach in der Schule eingeführt werden und religiöse Symbole aus dem öffentlichen Raum verschwinden. Zusätzlich fordert der Zentralrat der Konfessionsfreien die Aufhebung des staatlichen Einzugs der Kirchensteuer, genauso wie die Aufhebung des kirchlichen Arbeitsrechts, die Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen und die Streichung des Abtreibungsparagrafen 218.

Zu den Verbänden, die sich zu dem Zentralrat zusammengeschlossen haben, zählen unter anderem die Giordano-Bruno-Stiftung sowie der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten, Jugendweihe Deutschland und die "Gesellschaft für Aufklärung und Technik cum ratione", das berichtet der Deutschlandfunk. Zu der Mitgliederzahl wollte sich der Zentralrat nicht äußern. Laut des Vorsitzenden Philipp Möller gehe es in erster Linie um die Durchsetzung von Inhalten. Im interview mit dem Bayerischen Rundfunk betonte er, es gehe "niemals um die persönliche Spiritualität, sondern immer um die politische Dimension von Religion, und die ist in Deutschland erheblich."

Gegenwind vom Humanistischen Verband Deutschlands

Auch wenn sich bereits 13 Organisationen dem Lobbyverband angeschlossen haben, gibt es auch Gegenwind für das neue Forum. Etwa der Humanistische Verband Deutschlands, der Deutsche Freidenker-Verband und der Dachverband freier Weltanschauungsgemeinschaften distanzierten sich vom Zentralrat der Konfessionsfreien. Michael Bauer, Vorstand des Humanistischen Verbands Deutschland, erklärte, er habe generell ein Problem mit der Benennung "konfessionsfrei". Bei Fragen wie dem assistierten Suizid etwa, hätten auch konfessionslose Menschen keine einheitliche Meinung – dieser Anschein werde aber erweckt. Es sei nicht klar, wen und wessen Meinung der "Zentralrat der Konfessionsfreien" repräsentiere.

Die Anzahl der Kirchenaustritte ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. 2020 waren bei einer Zählung der Evangelischen Kirche nur noch etwa 42 Millionen Deutsche in einer der beiden christlichen Kirchen – etwa die Hälfte der Bevölkerung.

Quellen: Deutschlandfunk, Bayerischer Rundfunk Pressekonferenz "Zentralrat der Konfessionsfreien"

pgo

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