Panorama Geständnis im Mordfall Malin

Der Tatverdächtige hat das Verbrechen teilweise zugegeben. In seiner Wohnung hatte die Polizei das tote Mädchen gefunden.

Im Fall der getöteten Malin aus Zerbst gibt es ein Geständnis. Nach Angaben der Dessauer Staatsanwaltschaft hat der dringend tatverdächtige 19-Jährige das Verbrechen teilweise zugegeben. Für ihn sei die einstweilige Unterbringung in der Psychiatrie beantragt worden, sagte Pressestaatsanwalt Frank Pieper der dpa. Der 19-Jährige war am Donnerstag festgenommen worden.

In der Wohnung des Mannes in der Kleinstadt in Sachsen-Anhalt hatte die Polizei das tote Mädchen gefunden. Die Leiche wurde am Freitagvormittag obduziert. Nähere Einzelheiten sollten am Nachmittag bei einer Pressekonferenz mitgeteilt werden.

Antrag auf psychiatrische Unterbringung

Der Antrag auf psychiatrische Unterbringung sei gestellt worden, weil es Anhaltspunkte dafür gebe, dass der Tatverdächtige vermindert schuldfähig oder sogar schuldunfähig sein könnte, sagte Pieper. Über den Antrag habe das Amtsgericht Zerbst zu entscheiden. Bei einer Einweisung in ein Landeskrankenhaus für Psychiatrie werde der 19- Jährige auch auf seine Schuldfähigkeit untersucht.

Die kleine Malin war am Mittwochnachmittag aus der Schule nicht wieder nach Hause gekommen. Die Polizei suchte mit einem Großaufgebot nach dem spurlos verschwundenen Kind. Erst ein Hinweis aus der Bevölkerung brachte die Ermittler auf die richtige Spur. In der Wohnung des 19-Jährigen, der in Zerbst eine Schule für Lernbehinderte besucht hatte, wurde die tote Malin gefunden. Der Tatverdächtige habe bei seiner Festnahme keinen Widerstand geleistet.

Eltern verlieren Sicherheit und Vertrauen

Gewaltverbrechen wie die Tötung der kleinen Malin in Zerbst führen bei den Eltern zu einem Verlust von Sicherheit und Vertrauen. «Der Tod eines Kindes vermittelt immer ein Gefühl der Willkürlichkeit. Durch das Gewaltverbrechen wird das normale Maß an Trauer weit überschritten», sagte der Bielefelder Notfall- und Traumapsychologe Werner W. Wilk am Freitag in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). In dieser Situation sei fachliche Hilfe, sowohl psychotherapeutisch als auch medizinisch, für eine erste Entlastung nötig.

«Nach dem Verbrechen stehen Eltern des Kindes im Mittelpunkt der Öffentlichkeit. Auch durch Vernehmungen der Polizei werden sie ständig erinnert und kommen nicht zur Ruhe», sagte der Psychologe. Diese Belastung gelte es - wenn nötig auch mit Medikamenten - zu reduzieren. «Die Eltern müssen das Gefühl haben: Es kümmert sich jemand um mich», sagte Wilk. Unterstützung durch das soziale Umfeld sei gut, reiche aber nicht immer aus. «Denn auch Familie und Freunde können in dieser Situation überfordert sein.»

Hass und Verbitterung

Folge der tief greifenden Erschütterung könnten Hass, Feindseligkeit, Verbitterung und ein permanenter Verlust von Vertrauen zu Mitmenschen und Institutionen sein. «Diese Menschen finden nicht mehr in das normale Leben zurück», erklärte der Experte. «In ihrer Seele bleibt eine Wunde, die nie mehr heilt.»

Dieser Entwicklung könne eine langfristige Psychotherapie entgegen wirken. «Von einem Erfolg kann man dabei sprechen, wenn der Patient nach ein bis eineinhalb Jahren wieder ein für sich geregeltes Leben führen und ein Stück Freude empfinden kann», sagte Wilk. Diese Zeit brauche man für die Verarbeitung der eigenen Trauer.

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