Spätestens, wenn bekannte Firmen ihre Logos wieder kurzzeitig mit Regenbogenflaggen schmücken, weiß man: es ist wieder Pride Month. Im Juni wird damit jährlich auf die Rechte der LGBTQ+-Szene aufmerksam gemacht. Viele Unternehmen unterstützen dies in Form von Aktionen und Spenden, fahren aber mit dem Regenbogen-Marketing meist auch beachtliche Gewinne und positive Publicity für sich selbst ein. Darüber, wie positiv diese Art der Kommerzialisierung des Pride Month zu bewerten ist, die dem Thema insgesamt zugleich erhöhte Aufmerksamkeit bringt, herrscht auch innerhalb der LGBTQ+-Community keine Einigkeit.
In den USA hat die Einzelhandelskette Target nun jedoch damit für Aufsehen gesorgt, dass sie kurz vor dem Start des Pride Month einige ihrer "Pride"-Produkte wieder aus dem Sortiment genommen hat – die noch dazu von einem Designer stammen, der als trans Mann selbst Teil der LGBTQ+-Community ist. Seit der Einführung der diesjährigen "Pride"-Kollektion habe es Drohungen und andere Vorkommnisse gegeben, "die die Sicherheit und das Wohlbefinden unseres Teams gefährden", erklärte der Einzelhandelsriese am Mittwoch. Angesichts dieser "unberechenbaren Umstände" sehe sich das Unternehmen gezwungen, Anpassungen vorzunehmen und einige Produkte aus den Regalen zu nehmen, hieß es weiter. Target werde aber weiter an der Seite der LGBTQ-Szene stehen und sie unterstützen.
Boykott-Aufrufe gegen Target aufgrund von Pride-Kollektion
Target hatte Anfang Mai mit seiner Pride-Kollektion mehr als 2.000 neue Artikel ins Sortiment aufgenommen, unter anderem bedruckte T-Shirts und Tassen, Bücher und Dekoartikel. Konservative und rechte Aktivisten hatten sich dann in Target-Filialen dabei gefilmt, wie sie sich über die Regenbogen-Produkte lustig machten, lautstark beschwerten und sie teilweise auch zerstörten. Es soll außerdem zu lautstarken Konfrontationen zwischen sich beschwerenden Kund:innen und Mitarbeiter:innen gekommen sein. Einige riefen online dazu auf, Target zu boykottieren.
Aus allen US-Filialen sowie von der Website entfernt werden sollen laut Medienberichten nun Produkte des britischen Designers Erik Carnell. Er wurde vor allem von christlich-konservativen Medien und Aktivist:innen beschimpft, weil er in für einige seiner Produkte satanische Motive verwendet. Den Grund dafür erklärt er in einem Instagram-Post: "LGBT+-Menschen werden so oft als ein Produkt Satans oder als entgegen Gottes Willen bezeichnet – also schön. Dann hängen wir stattdessen mit Satan ab." Dies sei als Metapher zu verstehen. Für Target hatte er ein Sweatshirt, einen Jutebeutel und eine Tasche mit Sprüchen wie "Cure Transphobia, not trans people", "Too Queer for Here" und "We Belong Everywhere" designt, satanische Motive kommen hier nicht vor. Mit Gegenwind habe er zwar gerechnet, jedoch nicht mit so heftigem, sagte Carnell gegenüber "The Daily Dot". Er habe über 500 hasserfüllte Nachrichten und teilweise auch Todesdrohungen erhalten.
Kaliforniens Gouverneur kritisiert das Vorgehen von Target
Bei einigen anderen "Pride"-Produkten soll Target aktuell überlegen, diese ebenfalls aus dem Sortiment zu nehmen.
In diesen Ländern droht homosexuellen Menschen noch die Todesstrafe

Kaliforniens demokratischer Gouverneur Gavin Newsom beklagte eine "systematische Attacke auf die Homosexuellen-Szene im ganzen Land" und kritisierte zugleich den Schritt von Target, die Produkte aus dem Sortiment zu nehmen. Damit liefere die Kette die LGBTQ-Szene "den Extremisten aus".
Quellen: Mit Material der AFP, Reuters, CNN Business, The Daily Dot