Neue Süchte
Der "Goldene Schuss" durchs Zocken: Wie Gamingsucht das Leben von Betroffenen zerstören kann
Sehen Sie im Video: Der "Goldene Schuss" durchs Zocken – wie Gamingsucht das Leben von Betroffenen zerstören kann.
Computer- und Videospiele sind beliebt wie wahrscheinlich nie zuvor. Ob auf PCs, Spielekonsolen oder Smartphone, mehr als 50% der Deutschen zocken gerne. Gaming bedeutet für viele Menschen Spaß, Unterhaltung, Entspannung und soziale Interaktion. Doch was ist, wenn der unbeschwerte Zeitvertreib zur Sucht wird?
Wir treffen Florian in Hamburg. Er sagt von sich, dass er während seiner Jugend über drei Jahre hinweg computerspielsüchtig gewesen sei. Im Interview schildert er die schwerwiegenden Folgen, die die Sucht auf seinen Alltag hatte.
2019 ist Computerspielsucht von der Weltgesundheitsorganisation offiziell als psychische Erkrankung anerkannt worden. Prof. Bert te Wildt von der psychosomatischen Klinik Kloster Dießen ist Experte auf diesem Gebiet und beschäftig sich seit 2002 mit dem Thema. Er kennt die typischen Merkmale der Gaming-Sucht.
Eine Computerspielsucht entsteht allerdings nicht über Nacht. Florian liebte vor allem das Zocken mit Kumpels auf der Couch und die schnellen Erfolge. Er habe zwar stets eine Affinität für Videospiele gehabt, doch es gab ein klar reguliertes Zeitbudget in seinem Elternhaus. Doch ein Ereignis sollte sein Leben verändern.
Im weiteren Verlauf verliert Florian zunehmend den Bezug zur Realität – Gaming wird zum Dreh- und Angelpunkt seines Lebens. Doch woran genau lag der Reiz?
So wie es Florian erging, geht es vielen Süchtigen, sie sehen Gaming als Flucht vor der Realität an. Dass ein exzessiver Computerspiel-Konsum verehrende Folgen haben kann, weiß Experte Bert te Wildt.
Immer wieder denkt Florian darüber nach mit dem Zocken aufzuhören, aber er schafft es nicht. Erst ein Schüleraustausch und die damit verbunden Auszeit vom Zockeralltag rütteln ihn allmählich wach.
Für Florian wird klar, dass es so nicht weitergehen kann. Zunächst hadert er damit, sein Verhalten zu ändern – doch dann wagt er den Absprung.
Florian befreit sich eigenständig aus seiner Sucht. Doch Unterstützung beim Ausstieg kann sehr hilfreich sein. Wie Angehörige sich verhalten sollten und wie Betroffenen professionell geholfen werden kann, weiß Prof. Bert te Wildt.
Heute spielen Games nur noch eine indirekte Rolle in Florian Leben, er leistet Aufklärungsarbeit, besucht Schulen und versucht Betroffenen mit seiner Erfahrung zu helfen.